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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Chance, sofern es nicht sowieso schon zu spät war.
    »Hier ist Charlotte Hagemann«, sagte ich nach dem Piepton. Es hätte sich bestimmt seriöser angehört, wenn ich nicht so aufgeregt gewesen wäre. »Sie kennen mich nicht, aber ich habe Ihre Kinder. Äh, natürlich nicht ohne Erlaubnis, sondern als Babysitterin, weil Jennifer ja nach London musste.« Lieber Himmel, das klang absolut dämlich und verworren, aber ich kriegte es nicht besser hin. Tapfer fuhr ich fort: »Ich muss Sie warnen! Jennifer ist zum Schlimmsten entschlossen, und sie hat eine Pistole. Falls sie bei Ihnen aufkreuzen sollte, machen Sie ihr lieber nicht die Tür auf. Oder noch besser, begeben Sie sich sofort unter Polizeischutz. Und, ähm, dasselbe sollten Sie vielleicht auch besser der Schla … Ihrer Bekannten Sunday raten.«
    Ein weiterer Piepton signalisierte das Ende der Sprechzeit, die Verbindung brach ab. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass Mark meinen Anruf nicht erst dann abhörte, wenn Jennifer ihren Plan schon in die Tat umgesetzt hatte. Obwohl – nein, das war ja Quatsch, denn in dem Fall konnte er natürlich nie wieder etwas abhören.
    Ich lief nervös in Adrians Wohnzimmer hin und her, während er sich rasch anzog und anschließend mit mir die Möglichkeiten durchging.
    »Wir sollten die Londoner Polizei benachrichtigen«, sagte er. »Sie könnten eine Streife losschicken.«
    »Dazu müssten wir denen sagen, wohin die Streife fahren soll. Ich weiß ja gar nicht, wo Mark wohnt.«
    »Das könnten wir rauskriegen. Oder genauer, die Polizei könnte es. Wir kennen die Nummer von dem Handy, das Jennifer benutzt, und auch die Nummer von Mark. Beides lässt sich über Funkmasten orten.«
    Hoffnungsvoll blickte ich ihn an. »Dann können wir es vielleicht noch verhindern!«
    »Ich glaube nicht, dass es da viel zu verhindern gibt.«
    »Oh«, sagte ich bestürzt. »Du denkst, sie sollte ihn besser erschießen?«
    »Nein. Ich denke, sie wird niemanden erschießen, schon gar nicht mit einer alten Duellpistole. Dieser Simon hat garantiert keine geladenen Waffen in einer Vitrine herumliegen, aus der sich jeder mal eben bedienen kann. Trotzdem sollten wir die Polizei anrufen. So oder so, Jennifer ist auf jeden Fall in einem Ausnahmezustand, in dem sie vor allem für sich und das Baby eine Gefahr ist.«
    Schockiert starrte ich ihn an. Er hatte völlig recht. Am Ende würde sie sich noch selbst etwas antun, wenn niemand einschritt. Eilig machte ich mich daran, über Google die Nummer der Londoner Polizei herauszufinden. In diesem Moment piepste mein Handy.
    »Eine SMS! Von Jennifer!« Meine Finger zitterten so sehr, dass ich die Nachricht nur mit Verzögerung öffnen konnte. Meine Gedanken waren ein einziger Wirrwarr. Hoffentlich hatte sie nicht schon … Vielleicht ging die Pistole ja doch … Oh Gott, die armen Kinder …
    Dann sah ich, was sie geschrieben hatte, und vor lauter Erleichterung fing ich an zu heulen. Die Stimme versagte mir, ich hielt Adrian das Handy hin, damit er die Nachricht selbst lesen konnte.
    Alle Plaene wieder hinfaellig wollte gerade Haus verlassen als Standuhr schlug vor Schreck Fruchtblase geplatzt jetzt schnell in Klinik.
    » Damit hat sich das ja wohl erst mal erledigt«, sagte Adrian trocken. Er nahm mich in den Arm und tröstete mich. »Na, na, wird doch alles gut!« Sanft küsste er mich aufs Ohr. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sensationell ich unseren Absacker fand?«
    »Falls ja, habe ich es vergessen«, sagte ich unter Tränen.
    »Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam dein Gedächtnis ein bisschen auffrischen?«
    Ich hätte für den Rest der Nacht sowieso kein Auge mehr zugekriegt, von daher war das ein sehr vernünftiger Vorschlag.
*
    Nachdem mein Gedächtnis aufgefrischt war, hätte ich auf der Stelle wieder einschlafen können, doch da es draußen bereits hell wurde, würde es bestimmt keine halbe Stunde mehr dauern, bis die Kinder aufwachten. Im Gegensatz zu Olga. Die würde sich höchstens kurzzeitig aufraffen, um den Fernseher anzumachen und sich dann zum Ausschlafen wieder hinlegen, während die Kinder irgendeinen blutrünstigen Actionkracher anschauten und dabei Salzstangen oder Erdnüsse frühstückten.
    Adrian küsste mich leidenschaftlich, bevor ich ging.
    »Du bist das Beste, was mir seit Langem passiert ist«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Das konnte ich eins zu eins unterschreiben.
    »Du mir auch«, flüsterte ich zurück – und merkte erst oben in meiner Wohnung, dass diese Antwort

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