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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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konnte.
    So wie an diesem Abend.
    »Charlotte«, sagte Adrian. Er legte die Hand an meine Wange, ich spürte seine warmen Fingerkuppen auf meiner Haut. »Das klingt jetzt für dich vielleicht wie eine Art Running Gag, aber ich frag dich trotzdem. Willst du auf einen Absacker mit reinkommen?«
    Diesmal nickte ich nur, aus Sorge, meine Stimme könnte wieder krächzend oder nach gewissen Defiziten klingen.
    Wir betraten die Wohnung, und ich rechnete damit, dass er mich wieder ins Wohnzimmer bat und dann in der Küche verschwand, um was zu trinken zu holen. Doch er fasste mich bei den Schultern und blickte mir tief in die Augen.
    »Charlotte, bist du sehr betrunken?«
    »Kein bisschen«, behauptete ich, aber zu meinem Ärger lallte ich dabei etwas. Dann räumte ich ein: »Okay, ich glaube, der Pflaumenschnaps war zu viel. Nein, wahrscheinlich schon der Drambuie. Als Absacker trinke ich jetzt lieber nur Wasser. Wieso willst du das überhaupt wissen?«
    »Weil es unfair wäre, wenn ich deinen hilflosen Zustand ausnutzen würde. Falls du nicht mehr Herrin deiner Sinne wärst.«
    Ich war eindeutig nicht mehr Herrin meiner Sinne, nicht, wenn er mich so ansah und so dicht vor mir stand wie jetzt. Meine Knie wackelten, und ich kriegte kaum Luft. Doch das würde ich ihm natürlich nicht verraten.
    »Ich habe mich voll unter Kontrolle«, sagte ich.
    »Das ist gut.« Es klang erleichtert. Und dann nahm er mich endlich richtig in die Arme und küsste mich.
*
    An die darauffolgenden Stunden entsann ich mich später nur bruchstückhaft, aber praktischerweise waren sämtliche Bruchstücke absolut perfekt. Es war der reinste Höhenflug, meine Träume von neulich waren dagegen nicht mal ein müdes Lächeln wert. Manche Dinge sind wie Fahrradfahren oder Schwimmen. Man macht sie jahrelang nicht und ist dann erstaunt, wie gut man sie noch kann.
    Hinterher lag ich glücklich in seinen Armen. Oder genauer, ich war komplett weggetreten und schlief wie ein Stein. Jedenfalls so lange, bis es in unmittelbarer Nähe durchdringend piepste und ich davon hochschreckte. Mühsam kämpfte ich mich aus dem Bett und tastete im Dunkeln nach meiner Tasche, die irgendwo zusammen mit meinen überall verstreuten Kleidungsstücken auf dem Fußboden herumlag. Adrian hatte sich nicht damit aufgehalten, mein Kleid über eine Stuhllehne zu legen. Alles, was ich angehabt hatte, war kreuz und quer durchs Zimmer gesegelt.
    Endlich fand ich die Tasche und zog das Handy heraus. Ich hatte es extra auf volle Lautstärke gestellt, damit Olga mich jederzeit erreichen konnte, falls irgendwas mit den Kindern war.
    »Ist was?«, fragte Adrian verschlafen.
    Ich las die Nachricht, und mir blieb fast das Herz stehen. Die SMS war von Jennifer.
    Liebe Charlotte, Rueckkehr ungewiss. Muss hier jemandem die Pistole auf die Brust setzen, buchstaeblich. Falls noetig, zieh du bitte die Kinder gross. Sag ihnen, ich liebe sie ueber alles.
    »Oh nein!«, rief ich. Entsetzt drückte ich auf die Anruftaste und wartete auf das Freizeichen, doch es kam nur eine englische Bandansage, dass der Teilnehmer vorübergehend nicht zu erreichen sei. Jennifer hatte das Handy nach dem Versenden der SMS abgeschaltet.
    Im nächsten Moment schloss ich geblendet die Augen, denn Adrian hatte die Nachttischleuchte angeknipst.
    »Was ist passiert?«, fragte er beunruhigt.
    Ich hatte bereits angefangen, mich anzuziehen. Mit fliegenden Fingern streifte ich mir meine Sachen über, ohne darauf zu achten, dass dabei meine Strumpfhose zerriss und die BH-Träger sich verdrehten.
    »Ich muss mal ganz schnell an deinen PC«, sagte ich hektisch, schon auf halbem Weg ins Wohnzimmer. Adrian stand auf und kam mir nach. Ohne Fragen zu stellen, fuhr er seinen iMac hoch.
    Ich vertippte mich mindestens zehn Mal und stöhnte dabei ungeduldig.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Adrian. Er stand hinter mir und blickte mir über die Schulter.
    »Nein, es geht schon, ich hab’s gleich.«
    Dann war ich endlich drin. Und stellte sofort fest, dass meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen wurden.

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