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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sind bloß vorübergehend bei mir, es ist mehr oder weniger eine Notlösung, weil sonst gerade niemand auf sie aufpassen kann.« Ich merkte, dass das alles ziemlich wirr klang, und hörte lieber auf zu reden.
    »Mama ist in London«, warf Paulinchen ein. »Und Papa auch.«
    »Bei mir dürfen die Kinder selbstverständlich keine brutalen Filme sehen«, erklärte ich. »Bis jetzt habe ich sie noch gar nichts gucken lassen.«
    »Nur Rambo «, sagte Paulinchen.
    Ich spürte, wie ich rot wurde. »Das war ein Versehen.«
    » Den letzten Neandertaler haben wir zusammen mit Olga im Internet geguckt.« Leicht besorgt fügte die Kleine hinzu: »Aber Mama darf es nicht wissen. Olga hat gesagt, wenn wir es Mama verraten, lässt sie uns nicht mehr Angry Birds spielen.«
    »Aha, Angry Birds .« Adrian Köhler verbiss sich ein Lächeln, ich sah es um seine Mundwinkel zucken. »Ein wirklich cooles Spiel. Und auch nicht gerade für kleine Kinder geeignet.«
    »Ich bin schon fünf«, informierte Paulinchen ihn. »Und schon ganz bald werde ich sechs. Am vierzehnten Januar.«
    »Hm, das ist natürlich schon ziemlich alt. Und sagst du mir jetzt auch noch, wie du heißt?«
    »Paula. Und das ist Maxi. Er ist mein kleiner Bruder.«
    »Ich heiße Massi-mi-li-an«, korrigierte Mäxchen sie. »Ich bin auch schon alt.«
    »Und ich heiße Adrian«, stellte sich mein Nachbar unaufgefordert vor. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr ganz so verbiestert wie vorhin. »Ich bin fünfundfünfzig und wohne hier.« Er deutete über meine Schulter hinweg in Richtung seiner Wohnung.
    »Hast du ein Tier?«, wollte Mäxchen wissen.
    Adrian blickte zu ihm hinunter. »Ja, viele sogar, aber nur Silberfische.« Ihm schien aufzugehen, dass ein dreijähriges Kleinkind noch keinen besonders ausgeprägten Sinn für Ironie haben konnte, weshalb er rasch ergänzte: »So heißen die kleinen Biester im Badezimmer, die auf dem Fußboden immer aus den Ritzen kommen.«
    »Ich weiß«, sagte Mäxchen. »Wir haben zu Hause auch so welche. Die können ganz schnell rennen.«
    »Die sind aber nicht silbern, bloß schwarz«, erklärte Paulinchen. »Mama füttert sie immer mit Backpulver.«
    Mäxchen wurde ungeduldig, er zerrte an meiner Hand. »Ich will die Überhassung sehen.«
    »Oh, eine Überraschung.« Adrian Köhler betrachtete mich fragend. »Jetzt bin ich aber neugierig. Ist es was Spezielles für Kinder, oder können es sich auch Große anschauen?«
    »Ich darf nicht verraten, was es ist, denn sonst …«
    »Wäre es keine Überraschung«, ergänzte er grinsend.
    Er sah richtig gut aus, wenn er lächelte. Während ich mit den Kindern an ihm vorbei nach unten ging, spürte ich, wie seine Blicke uns folgten.
*
    Die Gegend, in die ich gezogen war, wies trotz ihrer Nähe zur Frankfurter Innenstadt den Charme eines gewachsenen alten Stadtteils auf. Von meiner Wohnung waren es nur ein paar Schritte bis zur Berger Straße, von den Frankfurtern auch in liebevoller Übertreibung Bernemer Zeil genannt – Bernem war Frankfurter Dialekt und bedeutete Bornheim, und die Zeil war die große, überregional bekannte Frankfurter Einkaufsmeile. Die Berger Straße gefiel mir mit ihrem charmanten Szene-Flair jedoch wesentlich besser als die Zeil. Nicht die riesigen, austauschbaren Kaufhäuser und internationalen Ladenketten bestimmten hier das Bild, sondern viele kleinere Geschäfte und jede Menge urige Kneipen, nette Cafés und Apfelwein-Lokale, die der Straße einen beinahe gemütlichen Anstrich verliehen.
    Schon bevor ich hergezogen war, hatte ich einige Male in der Berger Straße eingekauft. Doros Wohnung befand sich in der Nähe des Bethmannparks, es war nicht weit von dort bis zum Bornheimer Wochenmarkt, wo ich samstags frisches Obst und Gemüse gekauft hatte. Als ich im letzten Sommer einmal für ein Wochenende bei Klaus zu Besuch gewesen war, hatte ich mit ihm gemeinsam das Bergerstraßenfest besucht, eine fröhliche Multikulti-Veranstaltung, die jedes Jahr stattfand. In der ganzen Straße hatten Biertische und Bänke draußen gestanden, die Lokale hatten internationale Spezialitäten serviert, und auf extra aufgebauten Bühnen hatten Livebands gespielt.
    Alles in allem gefiel mir das Viertel sehr gut, hier konnte man sich mitten in der Großstadt noch richtig wohlfühlen und ohne Stress und Hektik bummeln und flanieren.
    An diesem Sonntagmorgen war nicht viel los. Nur die Cafés und Bäckerläden hatten geöffnet, hier und da waren Leute unterwegs, um Brötchen zu kaufen oder

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