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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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lange her, aber manche Dinge vergisst man nie. Zum Beispiel den Anblick eines dreijährigen Kindes, das Bastelknete isst. Oder den eines Vorschulkindes, das versucht, von einem Kinderfahrrad aus auf einen Baum zu steigen.« Ich deutete auf einen der beiden Ansari-Jungs, der gerade Anstalten machte, genau das zu tun. »Er könnte jederzeit runterfallen und sich ernstlich wehtun.«
    »Das ist Ayaan, der klettert wie ein kleiner Affe. Ich hab ihn sogar schon mal vom Garagendach geholt.«
    »Wie können Sie ihn von seinem Bruder unterscheiden?«
    »Er hat noch alle Milchzähne. Bei Tabish fehlen schon welche.«
    »Wenn Ayaan so weitermacht, fehlen die ihm auch bald.«
    Aber Ayaan kletterte wirklich ausgezeichnet, er saß bereits auf dem untersten Ast und sonnte sich in den bewundernden Blicken von unten. Vor allem Paulinchen himmelte ihn unübersehbar an.
    »Darf ich Sie mal was fragen?«, wollte Adrian Köhler wissen.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Klar.«
    »Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen? Ich meine, zu dieser Verpflichtung als verantwortliche Aufsichtsperson? Es kommt mir so vor, als hätten Sie sich nicht gerade darum gerissen.«
    »Nein, hab ich wirklich nicht. Aber das ist eine ziemlich lange und private Geschichte.«
    »Eine, die Sie mir nicht erzählen wollen?«
    »Na ja, so privat ist es nun auch wieder nicht. Ich hatte eine Beziehung zu einem Mann und bin zu ihm gezogen. Vor ein paar Wochen ist er gestorben. Paula und Mäxchen sind seine Enkel. Ihre Mutter – Jennifer – hat die beiden mitsamt dem Aupair-Mädchen Olga bei mir gelassen, weil sie dringend nach London musste, zu ihrem Mann.« Ich hielt kurz inne, dann fuhr ich zögernd fort: »Ich kannte Jennifer vorher gar nicht. Wir haben uns erst auf der Beerdigung von Klaus – so hieß ihr Vater – kennengelernt, und danach haben wir uns nur noch einmal bei der Testamentseröffnung gesehen. Deshalb war ich total überrascht, als sie mir auf einmal die Kinder vorbeibrachte. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, aber ehe ich was dagegen unternehmen konnte, war sie auch schon wieder weg. Jetzt muss ich auf die beiden aufpassen und weiß nicht mal genau, wie lange. Und Olga ist verschwunden, und ich habe keine Ahnung, wo sie steckt.« Plötzlich sprudelte es nur so aus mir heraus. »Eigentlich konnte Jennifer mich nicht ausstehen, weil sie dachte, dass ich eine Erbschleicherin bin, aber in Wahrheit hatte Klaus eine Menge Schulden bei mir, und dann kam die Sache mit dem Gerichtsvollzieher, und dann habe ich das Haus doch nicht gekriegt …« Ich stockte, denn privater ging es kaum noch. Ich kannte den Typ doch kaum. Was war los mit mir?
    »Das klingt nach einer spannenden Geschichte.« Adrian Köhlers Augen verengten sich, er wirkte mit einem Mal sehr nachdenklich. »Nach einer wirklich spannenden und vor allem komischen Geschichte.«
    »Ich sehe nicht, was daran komisch sein soll.«
    »Sie nicht, aber ich schon. Schließlich ist es mein Beruf.«
    Ich war gegen meinen Willen neugierig. »Was machen Sie denn beruflich?«
    »Ich bin Autor.« Adrian Köhler zählte ein paar Fernsehserien und Filme auf, für die er Drehbücher geschrieben hatte, und ich war schwer beeindruckt.
    »Wahnsinn! Da sind Sie ja unglaublich erfolgreich!«
    Er schaute leicht verzweifelt drein. »Wie man’s nimmt. Im Augenblick eher nicht so. Ich habe eine Schreibblockade.«
    »Oh«, sagte ich lahm. »Das wird sicher bald wieder.«
    »Da könnten Sie unter Umständen recht haben, denn das, was Sie mir gerade erzählt haben, klingt auf alle Fälle vielversprechend.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich reserviert.
    »Dass ich einen guten Stoff erkenne, wenn ich ihn vor mir habe.« Er zog an seiner Zigarette, warf sie auf den Boden und trat sie aus.
    Irritiert wedelte ich den Rauch zur Seite. »Was meinen Sie mit Stoff?«
    »Eine Geschichte für einen abendfüllenden Spielfilm. Eine Familienkomödie, um genau zu sein. Die soll schon Anfang kommenden Jahres gedreht werden. Aber es gibt noch kein Drehbuch. Weil mir eine zündende Idee für eine wirklich gute Story gefehlt hat. Bis jetzt jedenfalls.«
    »Wieso habe ich auf einmal den Eindruck, als hätte das was mit mir zu tun?«
    »Na ja, das hat es.«
    »Ich nehme an, das wollen Sie mir sofort genauer erklären.« Argwöhnisch sah ich ihm dabei zu, wie er die Kippe aufhob, sie zum Mülleimer brachte und hinterher wieder zu mir zurückkam, ein schwarzbärtiger Rübezahl im Holzfällerhemd. Der Lärm, den die Kinder beim

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