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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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wollte, aber dafür musste Jennifer die SMS erst zu Gesicht bekommen, was voraussetzte, dass Simon sie ihr zeigte. Womit ich nicht rechnen konnte, falls es sich bloß um sein Fake-Handy handelte und er es nur deshalb dabeihatte, um es bei etwaigen Raubüberfällen sofort herausrücken zu können. Sein wirkliches, richtiges Handy, das, auf dem er ständig seine Termine und Nachrichten und Börsenkurse checkte, musste folglich nicht zwingend identisch sein mit jenem, welches er Jennifer geborgt hatte. Höchstwahrscheinlich war es das wirklich nicht, denn ich bekam auf meine SMS keine Antwort – und wurde immer nervöser.
    Warum eigentlich hatte ich immer noch solche Skrupel, Jennifers Mann anzurufen? Schließlich war Mark der Vater und stand als solcher genauso in der elterlichen Verantwortung wie Jennifer. Wenn nicht sogar mehr, denn seine Frau war hochschwanger und emotional total durch den Wind. Was hinderte mich, ihn aufzufordern, gefälligst sofort seinen Hintern nach Deutschland zu bewegen und die Kinder in seine Obhut zu nehmen?
    Ich hatte schon das Telefon in der Hand und den Finger auf der ersten Null, aber dann brachte ich es doch nicht fertig. Noch war der Sonntag ja nicht vorbei. Ich hatte im Internet nachgesehen, es landeten an diesem Abend noch vier Maschinen aus London auf dem Frankfurter Flughafen, und das waren nur die von der Lufthansa, bei den anderen Linien hatte ich noch gar nicht nachgeschaut.
    Eine Möglichkeit gab es noch, mich über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren, und damit würde ich keinem wehtun und auch niemandes Pläne ruinieren.
    »Sag mal, Paulinchen«, begann ich beiläufig, als wir in der Küche beim Abendbrot saßen. »Deine Mama schreibt doch im Internet so einen Blog. Wie machst du es, dass du da mitlesen kannst?«
    »Mit einem Passwort«, sagte Paulinchen.
    »Woher kennst du das denn?«
    »Ich habe bei Mama zugeguckt.«
    Ich hasste es, ein argloses kleines Mädchen auf so intrigante Weise aushorchen zu müssen, doch mir blieb keine Wahl. Wenn ich wissen wollte, wie weit Jennifer mit ihren Plänen war, musste ich wohl oder übel ihre Blogeinträge lesen.
    »Kennst du das etwa auswendig?«, fragte ich scheinheilig.
    Paulinchen nickte.
    »Wie heißt es denn?«
    Sie dachte nach und zuckte schließlich die Achseln.
    Na schön, das war’s. Sie hatte es vergessen. Schließlich war sie erst fünf.
    »Es hat keinen Namen«, sagte Paulinchen. »Es ist ganz durcheinander.«
    »Oh!« Ich begriff. »Es besteht aus Zahlen und Buchstaben.«
    Paulinchen nickte.
    »Und die kennst du auswendig, oder?«
    Wieder ein Nicken.
    »Und wie lauten sie?«
    Achselzucken.
    Aha, also doch vergessen.
    »Ich kann sie dir nicht sagen«, erklärte Paulinchen.
    »Das verstehe ich sehr gut, da hast du völlig recht, und ich werde dich auch nicht danach fragen«, sagte ich schnell. Was war ich nur für ein gewissenloser Mensch! Versuchte einem unschuldigen Kind ein vertrauliches Passwort zu entlocken! Ich sollte mich wirklich sehr schämen.
    »Ich kann sie bloß tippen«, fuhr Paulinchen fort. »Auf dem Computer.«
    »Oh, wirklich?«, sagte ich langsam.
    Nein, das durfte ich nicht. Es wäre … indiskret. Und voyeuristisch. Ein Vertrauensbruch. Als verantwortungsvolle Aufsichtsperson sollte ich nur Dinge tun, die Vorbildcharakter hatten.
    Ich stand auf, um meinen Laptop zu holen.

HOTMAMIS BLOG
    Unterschiede zwischen voruebergehender sexueller Verblendung und ernsthaften Gefuehlen?
    Ich bin immer noch schockiert. Ich habe es endlich getan! Ich habe Mister HOTMAMI zur Rede gestellt!
    Leider nur telefonisch. Anders ging es nicht, denn er war den ganzen Tag nicht im Hotel erschienen, und im Buero war er auch nicht zu erreichen. Also habe ich ihn angerufen. Zuerst ging nur die Mailbox dran, mit der Ansage, er waere gerade nicht zu sprechen und wuerde zurueckrufen. Das habe ich mir dreimal im Abstand von einer halben Stunde angehoert und ihm dann draufgesprochen, dass ein Unglueck passieren wuerde, wenn er sich nicht sofort meldet. Worauf er mich dann endlich anrief. Mir ist sofort der Kragen geplatzt, und ich habe ihm auf den Kopf zugesagt, dass er was mit der Schlampe Sunday laufen hat und was er sich dabei denkt und ob ihm nicht klar ist, dass ich gerade hochschwanger und allein hier im Hotel sitze und jeden Moment vor lauter Stress Wehen kriegen koennte.
    Darauf war er dann eine Weile ganz still. Schliesslich meinte er, ich wuerde da vielleicht doch ein bisschen ueberreagieren, worauf ich ihn

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