Ich bin alt und brauche das Geld
Kirche. Sie wollte ja von Anfang an nicht auf die Kinder aufpassen.
Mich deswegen jetzt vielleicht auch noch rumzustreiten, schaffe ich zurzeit einfach nicht. Mir bleibt gar keine andere Wahl, denn ich muss zuerst die Sache mit Mister HOTMAMI klaeren. Solange bleibe ich halt in Simons Gaestezimmer (eigentlich ist es eher eine Gaestesuite mit mehreren Raeumen, es gibt einen Salon mit Kamin und viktorianischen Stilmoebeln, ein Marmorbad mit frei stehender Badewanne und ein Schlafzimmer mit echten Seidentapeten). Gerade habe ich mich auf das Bett gelegt (Wasserbett, sehr gut gegen Rueckenschmerzen!) und versuche jetzt erst mal, mich zu entspannen und an nichts mehr zu denken. Morgen ist auch noch ein Tag.
Kapitel 7
M it demselben Satz versuchte ich mich ebenfalls zu trösten, aber es klappte nicht richtig, denn Olga ging immer noch nicht an ihr Handy. Ich rief Doro an und fragte sie, was sie an meiner Stelle wegen Olgas Verschwinden täte.
»Geh runter zu deinem netten Vermieter und frag ihn, was er tun würde.«
»Das hab ich schon«, gab ich bedrückt zu. »Das heißt, ich wollte es tun. Aber er ist nicht zu Hause.«
Ich war sogar insgesamt dreimal unten gewesen, einmal vor dem Ausflug zum Zoo, einmal nach unserer Rückkehr und einmal vor etwa einer Stunde, gleich, nachdem ich die Kinder ins Bett verfrachtet hatte. Als ich Adrian beim dritten Mal auch nicht angetroffen hatte, war ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir all diese seltsamen Gefühle am Vorabend nur eingebildet hatte, Wunderwasser hin oder her. Ich sollte besser aufhören, Adrian als meinen Lebensretter zu betrachten. Oder gar zu denken, dass er den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatte, als auf mich und meine Probleme zu warten.
»Ich könnte zur Polizei gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben«, sagte ich zu Doro.
»Das ist Quatsch. Dafür müssen die vermissten Personen mindestens drei Tage lang weg sein.«
Dasselbe hatte ich irgendwann auch schon mal gehört, folglich würde ich mich wohl noch zwei Tage in Geduld üben müssen. Oder zumindest so lange, bis Jennifer wiederkam und wieder selbst die Verantwortung übernahm. Also bis morgen – vorausgesetzt, dass es diesmal klappte. Seltsam, warum fiel es mir so schwer, daran zu glauben?
Doro wusste auch keinen Rat, bis auf einen.
»Mach dir eine Flasche Wein auf.«
»Hab ich schon. Einen Chablis.«
Ich hatte sogar schon zwei Gläser davon intus, doch auch das half nicht viel, abgesehen davon, dass es mich müde machte. Trotzdem lag ich noch lange wach und beschäftigte mich in Gedanken mit der brennenden Frage, wie Jennifer die Sache mit Mark wieder hinbiegen wollte. Doro hatte mit mir gewettet, dass sie es nicht schaffte (»Gegen die großen Titten allein wäre sie vielleicht noch angekommen, aber nicht gegen die Kombination von großen Titten und großem Geld!«), und in meiner Panik hatte ich zwei Flaschen Gewürztraminer auf Jennifer gesetzt. Sie musste es schaffen! Und zwar möglichst schnell, damit sie morgen in den nächsten Flieger steigen konnte.
Immerhin musste sie die Zeit bis dahin nicht auf einer Baustelle mit kahlen Wänden und Feuchtigkeitsschäden im Bad zubringen, sondern konnte in einem Zimmer mit Seidentapete auf einem Wasserbett schlafen und in einer frei stehenden Marmorwanne baden. Und mit Sir Simon selbst gemachte Scones essen. Sie musste keine Kacki-Windeln entsorgen, nicht ständig volle Wäschekörbe durchs Haus schleppen (und dabei immer wieselflink um die nächste Ecke verschwinden, wenn der Hausmeister auftauchte), und sie musste vor allem nicht darüber nachdenken, wo sich ihr mit einer Wodkaflasche verschwundenes Aupair-Mädchen herumtrieb.
»Morgen habe ich meinen freien Vormittag«, sagte Doro. »Wenn du willst, komme ich vorbei und helfe dir ein bisschen.«
»Oh ja«, sagte ich sofort erleichtert. »Ich muss die Kinder zum Kindergarten bringen. Es wäre eine große Hilfe, wenn du dabei wärst.«
»Kein Problem. Ich kann euch fahren.«
»Das wäre prima! Du bist ein Engel!«
Das war sie wirklich, denn der Kindergarten befand sich, wie mir Olga vor ihrem Verschwinden erzählt hatte, in Frankfurt Bockenheim und damit nicht gerade um die Ecke. Außerdem war es für Mäxchen der erste Tag im Kindergarten. Jedenfalls der erste, an dem er länger dortbleiben würde. Von Paulinchen wusste ich, dass er vor den Ferien schon zwei- oder dreimal für ein paar Schnupperstunden da gewesen war, aber das konnte man nicht vergleichen, weshalb es auf keinen Fall
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