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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Auge. Das ist gruselig. Wie bei einem Alien.«
    »Du dreister kleiner Stinker!« Herr Hosenfeld blähte sich auf, und die schwarzen Augenbrauen wurden zu einem bedrohlichen Balken über dem zuckenden Auge.
    Ich ging zu den Kindern und nahm sie bei der Hand. »Kindermund tut Wahrheit kund«, sagte ich auf dem Weg zur Tür. »Auf Wiedersehen, Herr Hodensack.«
    Und auf Wiedersehen, Job.
*
    Doro kriegte einen Lachkrampf, als ich ihr nachmittags am Telefon davon erzählte. Sie rief mich auf dem Handy an, weil ich mit den Kindern im Hinterhof war, denn bestimmte Dinge tat man besser unter freiem Himmel. Und mit einem Tuch vor dem Gesicht. Nachdem ich den Inhalt der Kindergarten-Windel durch das Sieb passiert hatte, kam das dran, was Mäxchen nach dem Mittagessen abgeladen hatte – in das Töpfchen, das ich mir von Frau Ansari geliehen hatte. Der Schlüssel war bisher noch nicht aufgetaucht.
    »Besonders lustig fand ich diesen Vorstellungstermin nicht gerade«, sagte ich düster zu Doro, während ich mir das Tuch vom Gesicht zog und überlegte, ob ich das Sieb wohl mit dem Gartenschlauch abspritzen konnte, der auf eine Trommel gerollt neben dem Werkzeugschuppen stand. Ich könnte es drüben zwischen den Büschen erledigen, die sahen sowieso aus, als hätten sie ein bisschen Dünger nötig. »Du kannst Dirk ruhig sagen, was für ein Blödmann dieser Hosenfeld ist.«
    »Mach ich auf alle Fälle. Und was hast du jetzt als Nächstes vor? Ich meine, so rein jobmäßig.«
    »Ich überlege, bei der Bank wegen eines Existenzgründungsdarlehens vorzufühlen. Vielleicht kann ich wieder einen Laden aufmachen.«
    Doro zog die Luft zwischen den Zähnen ein, es war kein ermutigendes Geräusch. »Existenzgründung mit fünfzig – das kannst du vergessen, ehrlich. Hab ich schon mit Dirk drüber geredet. Er rät dringend davon ab. Bei der Bank würden sie dich nur wegschicken, das solltest du dir gar nicht erst antun. Wir kennen eigentlich nur einen Fall, wo eine Frau mit fünfzig sich erfolgreich selbstständig gemacht hat. Eine alte Schulfreundin von mir. Die hat vor zwei Jahren eine Hotline aufgemacht. Du weißt schon, so eine spezielle. Reife Frauen ab fünfzig, ruf an, ruf an, ruf an! Und jetzt hat sie über zwanzig Angestellte und macht die Buchhaltung von Teneriffa aus. Sie hat inzwischen so viel Schotter, dass sie gar nicht weiß, wohin damit.«
    »Ja, ganz tolle Idee«, sagte ich schlecht gelaunt, doch Doro kicherte bloß und meinte, sie müsse jetzt noch eine Patientin massieren und wolle später den Wagen bei mir abholen.
    Ich rollte den Schlauch ab und befasste mich mit dem Sieb, und gerade, als ich es sauber abgespritzt hatte, erklärte Mäxchen, er müsse noch mal Kacki. Für Kleinkinder war diese Frequenz normal, doch ein bisschen weniger hätte es auch getan. Ich hatte vorsorglich das Töpfchen mit nach draußen genommen und stellte es in das Häuschen, das die Kinder sich aus der IKEA-Pappe gebaut hatten. Dort konnte der Kleine sich unbeobachtet seinem Geschäft widmen.
    Die Ansari-Kinder und Paulinchen spielten unter dem Baum, es herrschte eine harmonische und entspannte Stimmung. Jedenfalls so lange, bis der unvermeidliche Herr Knettenbrecht auftauchte und wissen wollte, wieso ich den Schlauch benutzte.
    »Der ist eigentlich nur für Reinigungs- und Wässerungsbedarf zu verwenden«, erklärte er.
    »Ich habe hier gerade zufällig Reinigungsbedarf.«
    Knettenbrecht musterte mit stechendem Blick das Sieb in meiner Hand und starrte dann Mäxchen an, der soeben mit dem vollen Topf aus dem Papphäuschen kam, doch bevor er sich darüber aufregen konnte, erschien Natascha. Sie hatte Prosecco und einen Klappstuhl dabei und setzte sich in die Sonne. Lächelnd prostete sie uns zu.
    »Hallo Charlotte, hallo Knetti!«
    Ich sah, wie Herrn Knettenbrechts Adamsapfel hüpfte, und der hilflos-sehnsuchtsvolle Ausdruck in seinen Augen ließ keinen Zweifel mehr: Die hübsche russische Escort-Lady, mit der er Tür an Tür wohnte, war der Mittelpunkt seiner Welt, doch vermutlich würde er sich lieber mit dem Gartenschlauch strangulieren, als es zuzugeben. Er konnte es sich ja nicht einmal selbst eingestehen.
    Durch ihre Anwesenheit war er derartig aus dem Konzept gebracht, dass er mit rotem Kopf zurück ins Haus flüchtete.
    »Armer Knetti«, sagte Natascha mitleidig.
    Ich sah ihr an, dass sie wusste, was mit ihm los war. Immerhin machte sie sich nicht über ihn lustig, oder falls doch, dann auf liebenswerte Art. Ich begann, diese Frau zu

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