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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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im Kindergarten verliefen reibungslos, er hatte viel Spaß und hat schon einen kleinen Freund gefunden, mit dem er Legoschiffe baut. Paulinchen ist ebenfalls der reinste Sonnenschein, und sie kümmert sich sehr liebevoll um ihren kleinen Bruder. Ich bin wirklich froh, dass ich auf die zwei aufpassen kann, denn sie bringen viel Abwechslung in mein Leben. Ich habe sie sehr gern.
    Ganz herzliche Grüße und bis bald,
    Charlotte
    Anschließend las ich alles noch einmal durch, um zu prüfen, ob ich vielleicht zu dick aufgetragen hatte, aber ich änderte nichts. Beim Lesen musste ich mehrmals schlucken, besonders beim letzten Satz. Weil er nämlich absolut stimmte. Ich hatte die Kinder auf eine Weise ins Herz geschlossen, die mir ein bisschen Angst machte. Vor allem davor, dass sie bald nicht mehr hier sein würden.
    Zum Glück konnte ich den Gedanken erfolgreich verdrängen, denn kurz nachdem Natascha und ich die Kinder ins Bett gebracht hatten, klopfte es an der Wohnungstür. Es war Adrian, der mir verlegen lächelnd eine Flasche Wein entgegenstreckte. »Komme ich ungelegen?« Sein Blick fiel auf Natascha, die immer noch am Küchentisch saß und Champagner schlürfte.
    » Nein, nein«, beteuerte ich. »Komm doch rein.«
    Danach wurde der Abend noch gemütlicher. Wir leerten zu dritt den Rest von der Magnumflasche und gingen dann zu dem Rotwein über, den Adrian mitgebracht hatte. Keine so schwindelerregend teure Rarität wie sein letztes Mitbringsel, aber ein feiner Tropfen, den man mit gutem Gewissen anbrechen konnte, ohne bei jedem Schluck daran denken zu müssen, wie viele Euro einem gerade die Kehle herunterflossen.
    Adrian erzählte von seinem Tatort-Drehbuch, das er im Auftrag des Hessischen Rundfunks schrieb, eine spannende Geschichte über Drogenhandel und Geldwäsche.
    Natascha und ich hörten voller Bewunderung zu.
    »Du bist richtige Künstler«, sagte Natascha. »Aber du hast auch sehr viel Kraft in Arme.« Sie sah aus, als wolle sie gern mal seinen Bizeps anfassen, um sich zu vergewissern, ob das auch stimmte. Ich war davon nicht sehr begeistert, obwohl ich genau denselben Drang verspürte.
    »Wie weit bist du denn eigentlich mit dem Drehbuch über mein … ähm, das aktuelle Komödien-Projekt?«, wollte ich wissen. »Musst du das nicht vor dem Tatort fertig schreiben?«
    »Oh, das ist so gut wie geschafft«, sagte Adrian. »Es fehlt nur noch ein spannendes Finale. So eine Art … Showdown. Und dann natürlich das Wichtigste.« Er sah mich an.
    »Was ist denn das Wichtigste?«, fragte ich mit belegter Stimme.
    Sein Blick wurde intensiver. »Das Happy End.«
    Natascha blickte zwischen uns beiden hin und her, dann trank sie ihr Glas leer und erhob sich. »Zeit für Bett. Gute Nacht und danke für Essen und Wein.«
    Und schon war sie weg.
    Ich räusperte mich nervös. »Noch ein Schlückchen Wein? Er ist übrigens sehr gut, sagte ich das schon? Ein wirklich beachtlicher Barolo. Gekeltert aus einer Edelrebe namens Nebbiolo, im Piemont, und zwar in der Gegend von Alba. Wird spät reif. Tanninreiche Spitzensorte.« Ich konnte nicht aufhören, belangloses Zeug zu plappern. Adrian legte seine Hand auf meine. Ich verstummte abrupt und sah ihn erschrocken an. Er stand auf und zog mich vom Stuhl hoch.
    »Charlotte«, sagte er rau.
    Ich schluckte heftig, als er näher an mich herantrat.
    Jetzt würde er … o Gott. Er tat es. Er umarmte mich!
    Doch im nächsten Moment ließ er mich schon wieder los. Aus dem Flur kam das Geräusch eines Schlüssels in der Wohnungstür, und gleich darauf tauchte Olga auf.
    »Hi«, sagte sie. Verdutzt sah sie zuerst mich und dann Adrian an, und dann bemerkte sie die Flaschen und die Gläser auf dem Küchentisch. »Hat jemand Geburtstag?«
    Damit fand der Abend ein ziemlich überstürztes Ende.
    »Wir sehen uns dann morgen«, sagte ich schwächlich zu Adrian, während ich ihn zur Tür begleitete. Mein Puls raste schneller als eine Herde Antilopen.
    Er musterte mich eindringlich. »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Ich blieb in der offenen Tür stehen und sah ihm nach, wie er die Treppe hinunterging. Er sah über die Schulter zurück. Unter seinem Blick wurde mir heißer als in der Sahara.
    Als er in seiner Wohnung verschwunden war, wandte ich mich wieder zu Olga um, die hinter mir im Flur stand und sich im Garderobenspiegel beäugte. Sie trug ein neues, sehr eng sitzendes Top, das aussah, als sei es aus ein paar Fetzen Leopardenfell zusammengenäht, womit sich auch die seltsamen

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