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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sind drei auch für die schlechten zutrifft. Nicht nur das Glück kommt als Serie, sondern meist auch das Pech. Geht beispielsweise ein Föhn kaputt, folgt garantiert noch in derselben Woche der Toaster oder der Staubsauger, und ein paar Tage später erwischt es den Mixer oder den PC. Und wenn zwei mögliche Babysitter ausfallen, kann der dritte höchstwahrscheinlich auch nicht einspringen. Ich wusste es schon, bevor ich bei Frau Ansari klingelte.
    Sie hatte einen Termin beim Zahnarzt und musste deshalb ihre drei jüngsten Kinder mitnehmen. Die drei großen kamen nicht vor halb vier aus der Schule. Ihren Vorschlag, auch Paula und Mäxchen mitzunehmen, lehnte ich dankend ab, denn ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was die Kinder zu fünft dort unternahmen, während Frau Ansari handlungsunfähig und mit Bohrer im Mund auf dem Zahnarztstuhl lag. Außerdem – wenn sie schon drei lebhafte Kinder zwischen vier und sechs Jahren zu ihrer Wurzelkanalbehandlung mitnehmen konnte, würde ich das bei einem einfachen Vorstellungsgespräch mit zwei Kindern auch noch hinkriegen. Die meisten Arbeitgeber waren selbst Eltern und wussten, dass es manchmal unvorhersehbare Engpässe bei der Betreuung gab. In meinem Fall würde es außerdem nie wieder vorkommen, weil die Kinder nur vorübergehend bei mir waren, da ließ sich ja wohl leicht mal ein Auge zudrücken.
    Also fuhr ich mit der Straßenbahn zu Doros Praxis, sagte ihr kurz Hallo, ließ mir viel Glück für das Vorstellungsgespräch wünschen und fuhr dann mit ihrem Wagen nach Bockenheim zum Kindergarten. Das Abholgewusel war bereits in vollem Gange, es wimmelte nur so von Kindern, Eltern und Omas. Während ich mich durch das Gewühl zum Gruppenraum der Gänseblümchen kämpfte, spürte ich die neugierigen Blicke. Im Vergleich zu allen anderen Leuten hier war ich in meinem eleganten anthrazitfarbenen Business-Kostüm, den italienischen Pumps und der hochgeschlossenen Seidenbluse eindeutig overdressed, aber zu dem Bewerbungstermin konnte ich schlecht in Jeans und T-Shirt auflaufen.
    Evelyn empfing mich mit frostiger Miene und einer zusammengerollten, schauderhaft stinkenden, prallvollen Windel, die sie mir mit spitzen Fingern hinhielt. »Ich habe es aufgehoben«, sagte sie. »Das darf sich aber nicht wiederholen.«
    »Vielleicht ist der Schlüssel ja schon drin. Ich siebe es gleich nachher durch. Sobald ich zu Hause bin. Sicher ist es damit ausgestanden.«
    Sie kicherte leicht nervös. »Dazu möchte ich auch geraten haben.«
    Darauf ging ich nicht weiter ein, sondern bedankte mich für ihr Verständnis, ihre Umsicht und ihre Hilfe, obwohl ich ihr die Windel am liebsten ins Gesicht gedrückt hätte. Ganz langsam.
    »Wo fahren wir hin?«, wollte Paulinchen wissen, nachdem ich zuerst die Windel in den Kofferraum und dann die Kinder auf die Rückbank von Doros Wagen verfrachtet hatte.
    »Zu einem Laden.« Ich schnallte mich an und fuhr los. »Da kann ich vielleicht arbeiten. Ich suche nämlich einen Job.«
    »Warum?«, wollte Mäxchen wissen.
    »Weil ich Geld verdienen muss.«
    »Warum?«
    »Du Blödi«, sagte Paulinchen. »Ohne Geld kann man kein Essen kaufen. Und ohne Essen muss man verhungern.«
    »Aber warum holst du das Geld nicht aus dem Automat?«, erkundigte sich Mäxchen. »Mama holt das Geld da auch immer raus.«
    »Dazu muss man erst mal Geld auf dem Konto haben«, erklärte ich.
    »Was ist ein Konto?«
    »Das ist so eine Art Parkplatz, wo man sein Geld aufbewahrt. Immer, wenn man welches braucht, kann man es am Automaten holen.«
    »Woher weiß denn der Automat, dass das Geld dir gehört?«, fragte Paulinchen.
    Ich betrachtete im Rückspiegel die wissbegierigen kleinen Gesichter und musste schmunzeln. Das war eine sehr vernünftige Frage. Aber die beiden waren ja auch ungewöhnlich aufgeweckte Kinder.
    »Ich tippe meine Geheimzahl ein, dann erkennt der Bankautomat, dass es mein Geld ist, und das wird dann von meinem Konto abgezogen.«
    »Wie heißt die Zahl?«, wollte Mäxchen wissen.
    »Du Blödi«, wies seine Schwester ihn erneut zurecht. »Die Zahl ist doch geheim.« Zögernd fuhr sie fort: »Das mit der Geheimzahl macht Mama auch immer.« Kurze Pause. »Kommt Mama heute wieder?«
    Ich unterdrückte ein Seufzen. »Wahrscheinlich nicht. Sie hatte gestern Bauchschmerzen und muss deshalb noch ein kleines bisschen in London bleiben.«
    »Wie lange denn noch?«
    »Ich frage sie heute.«
    »Und wenn das Geld alle ist?« Mäxchen war in seinem Wissensdurst nicht zu

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