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Ich bin da noch mal hin

Ich bin da noch mal hin

Titel: Ich bin da noch mal hin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Butterfield
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schwedische Journalistin.«
    »Das wäre nichts für mich«, beschied ich, während ich die Nachricht verdaute, dass schwedische Journalistinnen sehr viel zäher sind als ich.
    Mara war der einzige Mensch, den ich am nächsten Morgen um acht Uhr in der Bar Los Arcos antraf. Sie las in Paulo Coelhos »Auf dem Jakobsweg « und trank Tee, während sie auf den Hufschmied wartete.
    »Hallo. Taugt das was?«, fragte ich und stellte meinen Kaffee und mein pain au chocolat auf ihren Tisch.
    »Ich habe erst ein paar Seiten gelesen. Aber ich werde noch ein wenig vorankommen, das Pferd darf sich auf seinem neuen Hufeisen einen Tag lang nicht rühren.«
    »Wie oft braucht es neue Hufeisen?«
    »Das sind jetzt die dritten«, sagte Mara und betrachtete mich neugierig. »Bist du eigentlich die, die mit Hape Kerkeling gewandert ist?«
    »Genau.«
    »Heute Morgen dachte ich mir … Anne … aus England … deine Brille. Könnte sie sein.«
    »Hat Hans’ Buch dich hergebracht?«
    »Nein, das habe ich gelesen, nachdem ich schon beschlossen hatte, den Camino zu machen. Eigentlich bin ich hier, weil ich mein Leben ändern möchte. Zu viel Party.«
    »Zu viel Party? Wie alt bist du denn?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »In dem Alter hat man doch das Recht zu feiern!«
    »Nein. Auf Partys lerne ich überhaupt nichts. Ich muss das ändern, wenn ich zurück bin. Weißt du …«, sagte Mara langsam, »es gibt etwas in dem Buch von deinem Freund, womit ich nicht einverstanden bin. Die Herbergen – sie sind nicht dreckig, oder? Mir gefallen sie.«
    »Mir auch«, stimmte ich zu. »Aber vergiss nicht – er hat nur in einer einzigen übernachtet.«
    »Die sind nicht nach jedermanns Geschmack, nicht wahr?«
    »Nein. Und Hans brauchte seine Privatsphäre, glaube ich. Ach, übrigens, wie heißt es? Dein Pferd?«
    »Secret.«
    Ich verabschiedete mich von Mara, die geduldig auf Secrets neues Hufeisen wartete, und wanderte allein durch die Weingärten, Olivenhaine und Weizenfelder von La Rioja nach Nájera – der arabische Ortsname bedeutet »Ort zwischen den Felsen«. »Da ist ein sehr hoher Berg, reiner Felsen …«, schrieb der Bologneser Priester Domenico Laffi während seiner Pilgerreise 1673, um dann zu berichten: »Hier sind sie ständig mit dem Bau von Häusern und Kirchen beschäftigt.« Eines dieser bemerkenswerten Bauwerke, das riesengroße Kloster Santa María la Real, ist ganz an die roten Felsen von Nájera angebaut. Ich nahm gerade im Café IV Cantones ein frühes Abendessen zu mir und beobachtete dabei durchs Fenster die Touristen, die das Kloster besuchten, als eine Frau ihr rotes Fahrrad an die Mauer des Cafés lehnte. Sie war sonnengebräunt, durchtrainiert und zielstrebig, aber keinesfalls eine Touristin.
    Das ist sie!, dachte ich.
    Ich aß mein Steak und meine Pommes frites auf und ging mit der Weinkaraffe nach draußen, um herauszufinden, ob es wirklich die schwedische Journalistin war, die nach Santiago radelte.
    »Hallo«, sagte ich und blieb schüchtern in der Nähe ihres Tisches auf dem Gehweg stehen. »Dürfte ich mich zu dir setzen?«
    »Klar, bitte sehr.«
    »Danke. Ich heiße Anne.«
    »Und ich bin Britte.«
    »Ist das dein Fahrrad?«, frage ich und recke den Hals in Richtung des schlammbespritzten Drahtesels hinter uns.
    »Ja. Ich bin am zwölften Mai in Paris losgefahren.«
    »In Paris? Unglaublich! Ich muss zugeben, dass ich, äh, den Camino auch auf dem Fahrrad angetreten habe. Von Saint-Jean aus. Es war so höllisch schwierig, dass ich aufgeben musste. Wie findest du denn den Weg?«
    »Ich folge einfach dem Pfad, den auch die Wanderer nehmen.«
    »Ach, wirklich? Aber was machst du an den unpassierbaren Stellen, zum Beispiel bei den Windmühlen hinter Pamplona?«
    »Ja, ich erinnere mich. Da ist mein Fahrrad im Schlamm versunken, aber ein paar Pilger haben gezogen, und ich habe gleichzeitig geschoben. Die Hilfe kommt immer dann, wenn ich sie brauche. Das ist eben der Gemeinschaftsgeist des Camino.«
    »Aber trotzdem, was du machst, ist so schwierig. Ich könnte das nicht. Darf ich fragen, wie alt du bist?«
    »Achtundsechzig. Aber ich bin ein sehr konsequenter Mensch. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, gebe ich nicht auf.«
    »Wie bist du überhaupt darauf gekommen?«, fragte ich.
    »Ich werde dir die Wahrheit sagen. Ich bin Journalistin und schreibe normalerweise Kunstkritiken. Ich habe mit einer schwedischen Zeitschrift vereinbart, dass ich dieses Abenteuer wage und darüber einen Artikel schreibe.«
    »Viel

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