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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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lächelt und winkt. Diesmal winke ich nicht – ich bleibe cool. Die kenne ich nicht, also reagiere ich auch nicht. Sie kommt auf mich zugelaufen und sagt auf Englisch: »Hi, Hans Peter, it’s me, Lara!«
    Ach herrje! Wie peinlich ist das denn!? Ich hab sie nicht wiedererkannt.
    Ich springe auf und biete ihr einen der bereits zurechtgerückten Stühle an und sie setzt sich. Frisch geduscht, ohne Hut und Brille und mit den langen blonden Haaren sieht sie aus wie Miss Canada.
    Schnabbel begrüßt Lara knapp und reißt das Geschehen wieder an sich, indem sie verkündet: »Dass das Baskenland so sauber ist, das hat mir gut gefallen, aber warum die immer noch mit Bomben werfen, verstehe ich nicht, wo die doch in so schönen Häusern wohnen?«
    So, jetzt wird’s gruselig, denn nicht nur ich kenne Teile von Schnabbels Innenwelt, sondern sie, was nur gerecht ist, jetzt auch meine. Kann die etwa Gedanken lesen? Genau das Gleiche habe ich doch auch im Baskenland gedacht und sogar aufgeschrieben. Nur dass es aus Schnabbels Mund peinlich und doof klingt.
    Aber ich bleibe bei meiner Meinung, ich finde, Schnabbel hat Recht, und das sage ich ihr auch laut, was sie sichtlich freut. Lara denkt gottlob auch so, was meine Selbstzweifel mildert. Lara habe ich schon richtig ins Herz geschlossen.
    Es ist trotzdem entsetzlich, dass ich denke wie diese rheinische Walküre aus Remscheid!
    Schnabbel und ich sind uns ähnlicher, als mir lieb ist.
    Ich will die drei verschrobenen Figuren jetzt wieder loswerden und mit Lara alleine essen; das will Lara anscheinend auch, denn sie würdigt das deutsch-österreichische Terzett keines Blickes mehr. Schnabbel spürt das sofort und bleibt samt Anhang demonstrativ auf der Bordsteinkante stehen. Dementsprechend ist meine weitere Konversation mit Schnabbel, Gerd und der Wienerin auch eher vor den Schrank gelaufen. Ich höre mich irgendeine langweilige Geschichte über mein Knie erzählen. Schnabbel will wissen, welches! Was will sie denn mit der Information? Und während ich »links« sage, kommt mir der Gedanke, dass ich zu gern Schnabbels richtigen Namen wüsste; Ursel, Hildegard, Inge, irgendwas Altgermanisches würde zu ihr passen. Ich trau mich aber nicht, sie zu fragen, womöglich will sie sich dann doch noch setzen. Schon blöd, dass die drei meinen Namen kennen und sich aber partout nicht selbst vorstellen! Also heißt sie halt weiter Schnabbel.
    Die Österreicherin kann jetzt noch endlich loswerden, dass sie es ganz schrecklich findet, auf dem Weg immer für eine Deutsche gehalten zu werden! Wahrscheinlich trägt sie deshalb auch den Tirolerhut, aber der gehört für die Spanier nun mal aufs Oktoberfest. Schnabbels und Gerds Blicke verraten: Die Deutschenschelte kam nicht so gut an bei ihnen und dürfte noch ein übles Nachspiel haben. Das Trio macht sich dann recht rasch vom Acker und ich will nicht ausschließen: Gerd wird die patriotische Österreicherin hinter der nächsten Ecke festhalten und Schnabbel wird auf sie eindreschen. Die sehe ich wahrscheinlich nicht mehr wieder.
    Lara und ich bleiben dann noch eine ganze Weile in dem Café sitzen, essen etwas und dösen in der Sonne vor uns hin. Viel geredet haben wir nicht mehr, denn das Wesentliche hatten wir ja besprochen. Allerdings äußert Lara, dass die ältere Frau aus Deutschland schrecklich sei und ihr der Mann so Leid tue! Dito!
    Zurück im Hotelzimmer gönne ich es mir, ein bisschen fernzusehen. Dem deutschen Fernsehen wird ja oft Peinlichkeit und Belanglosigkeit vorgeworfen. Das spanische Fernsehen ist allerdings in diesen beiden Disziplinen nicht zu überbieten.
    Auf allen Kanälen hocken stundenlang in wichtig ausschauenden bonbonfarbenen Kulissen Horden von Pseudo-Experten und labern über Paparazzi-Videos vom norwegischen Thronfolger, seiner Verlobten und deren Sohn. Auf allen Kanälen ist das heute das Diskussionsthema und die belanglosen Bilder werden immer wieder gezeigt. Irgendein Idiot filmt den Thronprätendenten samt Anhang und verkloppt das schlechte Material an sämtliche TV-Stationen der Welt. Die Frage: Was tun wir hier überhaupt?, stellt sich nicht. Der Paparazzo wird über den Klee gelobt, dass es ihm gelungen sei, diese sensationellen Aufnahmen vom Kind der Aristokraten zu machen.
    Lieblingsbeschäftigung der spanischen Promis scheint es hingegen zu sein, zu dubiosen Einladungen von Blusenherstellern oder Keksfabrikanten zu gehen und vor deren Werbelogo ihre bevorstehende Liposuktion oder Scheidung

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