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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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anzukündigen. Gegen Geld versteht sich! Der Kekshersteller stellt die Promis vor sein Logo. Der Promi kriegt Kohle, muss aber dafür über pikante private Details plaudern. Diese Shows scheinen Rekordeinschaltquoten zu haben, es kann gar nicht anders sein, sonst gäbe es nicht so viele davon.
    Die Frau irgendeines berühmten Sängers steht mit blonden Rastalocken vor dem Werbeplakat einer Sherrysorte und der Interviewer fragt: »Mussten Sie während Ihrer Schwangerschaft eigentlich kotzen?« Anstatt zu gehen, lächelt sie und sagt: »Nein, während dieser Schwangerschaft nicht.« Aber beim ersten Kind, oh ja, da hätte sie viel gekotzt. Ich fasse nicht, was da gerade über den Bildschirm flimmert – und lache!
    Eine operierte Mittvierzigerin erzählt vor dem Plakat eines Kugelschreiberherstellers, sie habe schon zweimal den neuen »Mister Spanien« im Bett gehabt. Dann steht Mister Spanien bei irgendeinem anderen »Get together« vor dem Plakat eines Make-up-Herstellers und sagt, nein, sie habe ihn nicht im Bett gehabt, aber er kenne sie und wüsste, dass sie rumerzähle, er habe was mit ihr gehabt.
    Kauft jetzt etwa irgendjemand diesen Kuli, weil die mit dem in der Kiste war oder nicht?
    In einem spanischen Quiz auf einem anderen Kanal stellt eine dralle Blonde gut gelaunt den Kandidaten ernsthaft die Frage: »Zu was verarbeitete der deutsche Massenmörder Hans Dingenskirchen 1982 seine Opfer? A: Falscher Hase, B: Saure Nierchen oder C: Frikadellen?« Dann raten die Kandidaten und es gibt einen dollen Preis. Die Antwort auf die Frage verrate ich nicht, das wäre die Befriedigung primitivster Instinkte und purer Voyeurismus.
    Das Schlimme ist: Einen gewissen Unterhaltungswert kann ich nicht leugnen. Es fällt mir schwer abzuschalten.
    Aber diese Menschen, die sich da vor Keks- oder Sherry-Plakate stellen und über ihre Bett- und Kotzeinzelheiten Auskunft geben und sich dabei so wichtig vorkommen wie der amerikanische Präsident bei der Bombardierung Bagdads, berauben sich der wichtigsten Eigenschaft die ein Mensch besitzt: Würde!
    In einem anderen Sender sehe ich ein weiteres würdeloses Spektakel; Naomi Campbell besucht ein Krankenhaus für leukämiekranke Kinder in Madrid. Überschrift: »Naomi will die Kinder trösten!« Mit von der Partie sind zehn Kamerateams, Bodyguards, Hunderte von Presseleuten mit Blitzlichtgewitter. So sieht man dann einen leukämiekranken Jungen vollkommen verstört in seinem Bett sitzen, neben ihm Naomi Campbell und um die beiden herum die Meute von Bildgeiern, die dem Supermodel zubrüllen: »Setz dich neben ihn und fass ihn an.« Beides tut sie brav. Oder versucht es. Der Junge tut das einzig Richtige. Er wehrt ab und lässt sich nicht anfassen.
    Warum läuft so etwas im Fernsehen? Was soll das? Wer verdient daran? Warum sehen sich das Millionen von Menschen an und finden das nicht auch zum Kotzen? Und genau das sagen die Augen von Frau Campbell auch.
    Im Studio setzt sich dann irgendeine anderswo operierte Frau vor einer Art News-Dekoration zu einem irrsinnig fetten Mann, der die Liposuktion offensichtlich noch vor sich hat, aufs Sofa und beide verhackstücken das Leben von Naomi Campbell; ihren Selbstmordversuch, ihre kaputte Beziehung. Das nenne ich »Instant-Karma«. Gerade ist Frau Campbell noch die vermeintlich Gute – und schon bekommt sie von ihren heuchlerischen Mitstreitern für die gute Sache eins übergebraten. Und das alles tun sie aufgedreht in dieser quietschbunten, geschmacklosen Bonbonkulisse. Die beiden gehören öffentlich geohrfeigt.
    Ich denke an das leukämiekranke Kind. Da kämpft ein tapferer kleiner Junge den Kampf seines Lebens und irgend so eine Schickimicki-Tussi, die nur geil darauf ist, ihre Silikontitten in die Kamera zu halten, erdreistet sich angesichts dieses Dramas, in einem schweineteuren Gucci-Teil dumm rumzuschwafeln, und das nur aus einem Grund: Damit sie im Bild ist!
    Ich bin wütend und ich weiß jetzt auch warum.
    Das nächste Thema sind dann ganz wichtige, heimlich fotografierte Tittenbilder von einer Luxusyacht, die irgendeinem »Heinz Wichtig« gehört. Das Thema liegt der Tussi dann auch mehr, denn da wartet sie mit wirklich fundiertem Wissen auf. Ich hätte eigentlich einen Bericht aus Sahagún erwartet über eine Bluttat, verübt von einem älteren Ehepaar aus Remscheid an einer harmlosen Österreicherin. So hätte ich auch Schnabbels Vornamen endlich erfahren. Aber Pustekuchen!
    Ich hoffe nicht, dass wir in Deutschland derlei

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