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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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an der Kraft dieses Weges haben. Alle glauben fest an die Präsenz des einen großen Wesens und seines wundersamen Wirkens in dieser Welt.
    Vielleicht haben sie ja Zweifel und wollen sie nur einem Fremden gegenüber nicht preisgeben. Ich bringe meine Zweifel zum Ausdruck und zweifele jeden Tag neu.
    Bin ich hier auf der richtigen Fährte oder bin ich nur einer von Tausenden anderen Spinnern? In manchen Momenten der Eingebung gibt es keinen Zweifel für mich, aber wenn man dann mal wieder mit seinen müden Füßen vor irgendeinem Fahrkartenschalter steht, sieht die Welt anders aus. Oder besser gesagt, mein Blick auf die Welt verändert sich. Zweifeln? Vielleicht muss ich mir das wie das Rauchen einfach abgewöhnen?
    Vor Jahren überredeten mich zwei Freundinnen dazu, an einem Reinkarnationsseminar teilzunehmen. Fünf Frauen hatten sich angemeldet, eine sechste Person fehlte noch, um den Wochenendkurs zu Stande zu bringen.
    Ich bin nun mal wahnsinnig neugierig und lasse mich von Carina und Christine natürlich breitschlagen. Wir fahren also gemeinsam nach Frankfurt; die fünf Weiber und ich zum Reinkarnationstherapeuten!
    Der Therapeut Carsten ist ausgesprochen sympathisch, sehr gebildet und wenig verbissen. Er erklärt uns dies und das und wie es wohl sein würde, wenn wir etwas sähen, und dass wir vielleicht aber auch gar nichts zu sehen bekommen würden. Das Beste sei eh, alles entspannt auf sich zukommen zu lassen.
    Die fünf Frauen und er sind jedenfalls unumstößlich davon überzeugt, schon einmal gelebt zu haben. Die Vorstellung kann ich zwar zulassen, aber nicht glauben. Der Seminarleiter versichert uns, dass wir am Schluss des Kurses feststellen würden, welche Gemeinsamkeit aus früheren Leben die fünf Frauen und mich hier zusammengeführt hätte. Vor Kursbeginn bittet Carsten jeden von uns noch, die Orte oder Länder aufzuschreiben, gegen die wir eine unerklärliche Abneigung hätten.
    Der erste Seminartag ist durchaus interessant, ein bisschen spannend, hier und da bizarr. Man übt Meditations- und Versenkungstechniken und sieht mal dieses wilde Bild, dann jenes, richtig berühren kann uns das alles aber nicht; eher amüsiert es uns. Am Ende des zweiten Tages haben wir alle inzwischen schon irgendein Leben im Mittelalter oder in der Frühzeit durchlebt und es ohne jede Gefühlsregung zur Kenntnis genommen. Einige Details scheinen wertvoll, aber weltbewegend ist es nicht. Die Gruppe versteht sich prächtig und vor allem lachen wir viel.
    Am letzten und dritten Tag erklärt uns Carsten, dass er nun mit jedem einzeln eine echte Rückführung unter emotionaler Beteiligung durchführen werde und dass wir davor keine Angst haben sollten. Ich habe keine Angst, denn ich bin mir sicher, es geht so belanglos weiter wie bisher.
    Er bittet uns in Einzelgesprächen herauszufinden, was wir in diesem Leben als besonders störend empfinden. Ich weiß sofort, was ich da zu antworten habe. Behalte es aber an dieser Stelle für mich. Carsten bittet mich daraufhin, eine aus der Gruppe auszuwählen, die während meiner Rückführung neben ihm bei mir bleiben solle, um mich wenn nötig zu beruhigen. Wie bitte? Das finde ich zwar ein bisschen albern, aber gut, wenn’s denn sein muss. Dann bitte ich eben Carina, mit in den Meditationsraum zu kommen, denn die ist schließlich promovierte Psychologin.
    In dem Raum ist es angenehm warm und er ist nur durch ein flackerndes Kerzenlicht erhellt. »Gut, dann wollen wir uns mal das Leben anschauen, das deinem jetzigen vorausging«, sagt Carsten feierlich. »Bist du so weit?«, fragt er, als hätte ich einen doppelten Looping auf einer Achterbahn vor mir, und ich nicke kurz, denn mir scheint dieses Brimborium übertrieben.
    Ich schließe trotzdem die Augen und die zwanzigminütige Versenkung gelingt mir lehrbuchmäßig. Carsten beeinflusst nichts und bringt die Dinge einfach nur ins Rollen, während er mit der Hand sanft auf meinen Solarplexus drückt.
    Aber etwas ist bei dieser Meditation ganz anders als bei den vorhergehenden. Die aufsteigenden Bilder sind scharf und deutlich! Alles ist ungleich intensiver und ich kann den Verlauf der Geschichte, die mich emotional zutiefst berührt, überhaupt nicht beeinflussen. Ich spüre eine tiefe Verbindung zu den aufsteigenden Geschehnissen.
    Ich lebe in einem Kloster. Ich bin ein junger Franziskanermönch. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. In der Ferne sieht man Breslau. Es ist Herbst und es muss heftig geregnet haben, denn die dunkelbraune

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