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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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Morgen zum Frühstück ins Hotelrestaurant komme, wartet da zunächst eine wirklich angenehme Überraschung auf mich, denn die einzigen Gäste, die da sitzen, sind Anne und Sheelagh! Die beiden haben sich hier in meinem Hotel in Astorga zum Kaffee verabredet. Jetzt ahne ich auch, warum Stevie Wonder gestern »Don’t go too soon!« gesungen hat.
    Sheelagh ist allerdings sehr verstört und hat offensichtlich geweint. Sie erzählt mir, dass zwei Freunde, Mitarbeiter des Neuseeländischen Roten Kreuzes, auf den Fidji-Inseln von Rebellen enthauptet wurden.
    Sofort schalten wir den Fernseher ein, um die neuesten Nachrichten eines amerikanischen Kabelsenders zu verfolgen. Da läuft allerdings eine ganz andere Horrormeldung über den Bildschirm. Hannelore Kohl hat sich das Leben genommen.
    Obwohl ich die Frau unseres ehemaligen Bundeskanzlers nur sehr flüchtig kannte, trifft mich diese Meldung wie ein Donnerschlag. Mit offenem Mund starre ich weiter auf den Fernseher.
    Sheelagh sieht sich außerstande, heute weiterzulaufen, und will einen weiteren Tag in Astorga bleiben, um via Internet mit Freunden in Wellington in Neuseeland den Kontakt zu halten. Dennoch versuche ich Sheelagh dazu zu überreden, mit Anne und mir gemeinsam weiterzuwandern, da die morgige Etappe auf dem Camino laut Wanderfibel die mit Abstand gefährlichste sei. Sheelagh lächelt milde und winkt ab: »Don’t worry! I have trust!«
    Also beschließen Anne und ich, ab jetzt als Team weiterzuwandern, um dann in einem der vor uns liegenden Bergdörfer Rabanal oder El Acebo auf Sheelaghs Ankunft zu warten. Kurz danach brechen wir endgültig auf in Richtung Berge.
    Die Engländerin und ich verstehen uns sofort prächtig und laufen in einem sehr verwandten Tempo. Es ist für uns beide erstaunlich unanstrengend, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Er stellt sich wie von selbst einfach ein. Am Anfang der Etappe wirkt sie mir gegenüber zwar immer noch ein bisschen skeptisch und scheint meine Freundlichkeit wieder mal als vorsichtige Anmachversuche umzudeuten, aber als ich sie nach einigen Kilometern bitte, kurz stehen zu bleiben, und eine knappe offizielle Erklärung abgebe: »Listen, Anne. I don’t want to have sex with you. I am gay!«, bricht das Eis endgültig. Anne stutzt einen Moment und bekommt große Augen, um dann hemmungslos zu lachen – ohne Aussicht darauf, sich je wieder beruhigen zu können. Sie hangelt sich auf einen Stein am Wegesrand, da sie sich vor Brüllen gar nicht mehr auf den Beinen halten kann, und schreit dabei immer wieder: »Oh, ooh, oh!«, während sie sich geschüttelt vom Lachen den Bauch hält. Als sie sich wieder halbwegs gefangen hat, haucht sie atemlos: »Sorry Hans! Ich dachte du bist so freundlich, weil du was von mir willst!«
    Das, empöre ich mich ironisch, solle sie sich mal schleunigst aus dem Kopf schlagen, denn sie sei überhaupt nicht mein Typ! Was bei ihr zu einer neuen beherzten Lachattacke führt und ihre leicht gekünstelte Reserviertheit mit einem Mal komplett wegfegt.
    So, jetzt lässt es sich für uns beide ein für allemal freier atmen und Anne blättert sich ihrerseits vor mir auf wie ein offenes Buch. Sie habe seit dem Start der Pilgerreise nur die schrecklichsten Männer getroffen und ihre Offenheit sei ihr dabei dreimal fast zum Verhängnis geworden. Nur deswegen habe sie mich, obwohl ich ihr von Anfang an äußerst sympathisch gewesen sei, so schlecht behandelt, denn sie habe nicht schon wieder eine Enttäuschung erleben wollen.
    Der erste Typ, mit dem sie von Pamplona aus fast eine Woche gemeinsam läuft, ist der selbst ernannte »erste offizielle Pilger des Jakobswegs«. El peregrino del Camino! Der Spanier verteilt sogar ungefragt Visitenkarten, auf denen das als Berufsbezeichnung steht, und die liegen in fast jedem refugio herum. Mein Gott, ist das krank. Er ist für den Camino das, was Mickey Mouse für Disneyland ist, und läuft im mittel alterlichen braunen Mönchsgewand, behängt mit den alten Insignien der Wallfahrer, Schlapphut, Muschel, Kreuz, Bocksbeutel und selbst geschnitztem Pilgerstab, den Jakobsweg rauf und runter. Sein einziges Ziel ist dabei jedoch nicht Santiago, sondern allein pilgernde Frauen in billige Hotels am Wegesrand zu locken. Anne schüttelt ihn erst ab, als er stets zudringlicher wird. Am Schluss hält das braune Maskottchen es für selbstverständlich, dass sie mit ihm – sozusagen als kleines Dankeschön für die gemeinsamen Tage – ins Bett hüpfen muss.
    »Wie

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