Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
Vom Netzwerk:
bunten Cocktail und beeindruckt einen Kollegen mit ihrer Schlagfertigkeit. Aber wie hättest du mir von deinem Schreibtisch aus auch die Lust austreiben sollen? Der Herbst ist aufgezogen, und ich spüre, wie das Tier in mir erwacht. Es ist kein schönes Gefühl, denn ich kenne den Ausgang dieses alljährlichen Kreislaufs. Es ist, wie es ist, sagt die Liebe.
    In Erich Frieds Sinne also liebe ich oder nicht.
    Und er hat recht. Ich habe jede einzelne meiner Frauen geliebt, mehr vielleicht als manch ein Ehemann, der nach Hause kommt, seinen Wagen in
    die Garage stellt und über den zu kalten Teller
    mit Hühnchen die erste Ohrfeige des Abends
    austeilt.
    Was aber soll aus uns werden, Sam? Du kennst 
 meine Geschichte, und ich bin mir sicher, dass du dir den Rest bereits zusammengereimt hast. Noch immer habe ich keine Sirenen am Morgen gehört, und niemand hat an meine Tür geklopft. Natürlich war das nicht zu erwarten gewesen, aber ich komme dennoch nicht umhin, mich zu fragen, welchen Sinn meine Beichte haben wird. Absolution kann ich nicht erwarten, und ich wünsche sie mir auch nicht. In meinem ersten Brief habe ich dir geschrieben, dass 
 es nicht der Wunsch ist, gefasst zu werden, der mich die Briefe schreiben ließ. Und es stimmt: Am Ende eines jeden Tages bin ich froh, dass es weitergeht. Ich schrieb dir, dass ich der Gesellschaft eine faire Chance geben wollte. Aber habe ich wirklich fair gespielt? Vermutlich nicht, und vermutlich kann man das von mir auch nicht erwarten. Ich frage mich allerdings, ob du mitgespielt hast, Sam. War es nicht Klara, die medienwirksam Lauras Gewebeproben aus Chapel Hill besorgt hat? Wo warst du, Sam? Hältst du einen Trumpf in der Hand, oder wartest du seit fast zehn Runden auf ein gutes Blatt? Es ist Zeit einzusteigen, Sam.
    Tom
    —
    Tom betrachtete das Bild von Tamara auf dem Sommerfest ihrer Schule. Sie war eine junge Lehrerin und sprühte vor Lebenslust, gerade weil ihr selbst nicht mehr viel davon geblieben war. Er vermisste sie. Langsam leerten sich die Häuser seiner Nachbarn, und die Handwerksbetriebe der Umgebung hatten Hochkonjunktur, um alles winterfest zu machen. Im Whaler’s Pub trafen sich jetzt nur noch diejenigen, die hier wirklich lebten, statt die Ferien hier zu verbringen. Timothy, der Klempner, der sein Kaugummi selbst beim Biertrinken nicht herausnahm, John, der eine Pension im Ort betrieb, und Edith, die Wirtin. Ehrliche Leute, gute Leute. Küstenmenschen. Und er selbst, der exzentrische Banker, der es sich leisten konnte, seine Geschäfte von dort aus zu tätigen, wo er leben wollte. Tom ging selten ins Pub, manchmal jedoch, um jedweden Gerüchten vorzubeugen. Heute war so ein Tag. Bevor er das Haus verließ, steckte er das Foto von Tamara in die Innentasche seines Jacketts. Er wollte sie ab jetzt immer bei sich haben. Vielleicht würde er sie später noch anrufen, um ihre Stimme zu hören. Sie war fast so weit, das spürte er. Wie gerne hätte er sie in sein Haus geholt, hätte seine zwei Leben miteinander vereint. Das war es, was er in all den Jahren noch nicht erreicht hatte. Und er würde es vermutlich auch nie erreichen, denn es wäre der Moment, in dem das Kartenhaus seines Lebens zusammenbrechen würde. Irgendwann, dachte er. Irgendwann. Wenn es Zeit ist zu gehen.

Kapitel 37
    Wilmington, Delaware
    Montag, 24.   September
    Sam griff in die Tüte mit der Nussmischung Nummer eins und bot Bennett welche an, als ihr Wagen auf den Gästeparkplatz vor dem Gebäude des Chief Medical Examiner rumpelte. Bennett lehnte mit einem Hinweis auf die dritte exhumierte Leiche an diesem Tag ab. Das Gebäude des Gerichtsmediziners lag wie ein Bunker unter einer Autobahnbrücke, die Fenster waren mit Beton zugebaut, lediglich kleine Glasstreifen ließen indirektes Licht ins Innere, und es wäre aufgrund des ungünstigen Winkels schlechterdings unmöglich gewesen, einen nahenden Feind daraus zu treffen. Sam hatte ein derartiges Gebäude noch niemals gesehen, es war das hässlichste und sicherlich unbewohnbarste, selbst Alcatraz hätte dagegen wie ein mediterraner Fürstenpalast gewirkt. Es brauchte das korrupteste Stadtparlament der Welt, um so etwas zu genehmigen, dachte Sam, als er die Autotür öffnete. Über ihm rauschten die Autos über den Highway, und der Wind blies eine frische Brise über die Delaware Bay den Fluss hinauf. Es wurde kälter. Sam fröstelte, und es lag nicht nur am Wetter. Er dachte an Tom und seinen letzten Brief. Zeit, ein weiteres seiner

Weitere Kostenlose Bücher