Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
Frau bietet sich dir dar, eingepackt in Geschenkpapier, bereit, aufgerissen zu werden, und dir fällt nichts Besseres ein, als mich zu fragen, was ich angestellt habe?«
»Du bist eben ein offenes Buch für mich.«
»Selbstüberschätzung war schon immer dein größtes Problem mit Frauen«, kommentierte Klara.
»Ach was«, sagte Sam und klaute ein Stück Rindfleisch aus Klaras Box. Er kaute einseitig und versuchte, die Schärfe mit einem Schluck Bier zu kompensieren.
»Ehrlich gesagt, war es Pias Idee«, gab Klara schließlich zu.
»Du hast ihr von unserer Flaute erzählt?«, fragte Sam.
Klara nickte: »Sie ist meine beste Freundin, Sam. Was hast du erwartet?«
Natürlich, dachte Sam. Vier Wochen läuft nichts im Bett, und schon weiß es Pia Lindt. Aber sie hatte recht, der Fall nahm ihn zu sehr in Anspruch, und dabei hatte er sich so fest vorgenommen, seine Arbeit nicht mehr in ihr Privatleben zu lassen. Leider hing Sams Libido am seidenen Faden ihrer Ermittlungserfolge, und die Stagnation der letzten Wochen führte dazu, dass er sich auch am Wochenende immer mehr in Toms Profil vergrub. Bisher hatte Klara ihn gewähren lassen. Bis heute. Und sie machte ihre Sache gut. Sie sah toll aus in dem ungewohnten Outfit, mit dem Kleid und den Pumps. Heute machte sie ihrem Spitznamen alle Ehre, und Sam hatte nicht vor, die Gelegenheit, mit einer echten Prinzessin ins Bett zu gehen, verstreichen zu lassen. Er legte die Stäbchen neben das Pappschächtelchen und griff nach ihrer Hand. Sie fühlte sich vertraut an und versprach die Ablenkung, die er so dringend nötig hatte. Er ging um den Küchentresen herum und führte sie zum Sofa. Alicia Keys übernahm den Rest.
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Die mangelhafte Ausbeute an Sex in den letzten Wochen war nicht der einzige Grund für Pias Idee gewesen. Es könnte sein, dass in der kommenden Woche ein Beziehungsgewitter aufzog, nein, es war sogar fast sicher, dass sich ein Tornado zusammenbraute. Sam akzeptierte es nicht, wenn man sich in seine Ermittlungen einmischte, und noch viel weniger, wenn Klara es tat. Möglicherweise zog er für eine Weile nach Boston, und es konnte dauern, bis Klara genug zu Kreuze gekrochen war, um ihn umzustimmen. Sie hatte keine tiefe Sorge, dass es ihr gelingen würde, aber man konnte nie wissen. Und sie brauchte ihn. Er hatte sie heute Abend nicht enttäuscht, und wäre ihre Mission nicht so wichtig, wäre sie in seinem Arm eingeschlafen. So aber schlüpfte Klara aus dem gemeinsamen Bett und schlich zu seinem Computer. Sie brauchte keine zehn Minuten, um den Entwurf für den Brief zu finden, den Sam mittlerweile erstellt hatte. Marin hatte Sam und Bennett immer noch keine Vollmacht erteilt, ihn abzuschicken, obwohl Shirin eine außergewöhnlich clevere Idee gehabt hatte, ihn zuzustellen. Klara kopierte ihre E -Mails dazu neben die Datei mit dem Brief auf ihren USB -Stick. Als sie den Laptop zugeklappt hatte, blieb sie noch eine Weile auf dem Sofa sitzen. Kurz entschlossen schob sie den Stick in die Sofaritze und ließ noch einmal die CD von Alicia Keys laufen, holte sich ein Bier und blickte aus dem Fenster. Eine Weile lauschte sie den sanften Klavierklängen und ihrer phänomenalen Stimme. Die Nacht über den Lichtern von Manhattan schien zu leuchten, wie sie es nur in dieser Stadt vermochte. Bei ›Brand New Me‹ trat Sam von hinten an sie heran und legte die Arme um sie. Sein Atem ging ruhig, und sein Dreitagebart kratzte an ihrer Wange. Still standen sie da zur Musik und genossen den Augenblick. Die Stadt, die Lichter, der Verkehr, die Hektik und Tom schienen unendlich weit weg. Morgen wieder. Heute Nacht gehört nur uns beiden, dachte Klara und schloss die Augen.
Kapitel 36
Der neunte Brief
Lieber Sam,
fast kommt es mir vor, als würde eine Beziehung zu Ende gehen. Ich weiß nicht mehr, was ich dir schreiben soll. Und es erscheint mir nun, da wir beinah am Ende meiner Geschichte angekommen sind, widersinnig, dass ich es überhaupt angefangen habe. Vielleicht kannst du mir mittlerweile besser beantworten, was mich bewegt? Deine Couch, auf der ich liege, während ich meine Seele vor dir entblättere, ist nicht sonderlich bequem. Und geholfen hat sie mir ebenso wenig. Hatte ich das erwartet? Dass mir geholfen würde? Dass ihr geholfen würde? Vielleicht. Aber natürlich war das zu viel verlangt.
Ein Foto von ihr liegt in diesem Moment neben der Tastatur, auf der ich diese Zeilen tippe. Die Aufnahme zeigt sie bei einem Sommerfest, sie nippt gerade an einem
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