Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
abgelaufener Medikamente bestand, nach einer Aspirintablette. Wenn sie seit zwei Jahren abgelaufen sind, sollte ich die doppelte Dosis einwerfen, dachte Klara und spülte die acht Pillen mit einem großen Glas Leitungswasser hinunter, als ihr Handy klingelte. Sie ignorierte es bis zum zweiten unbarmherzigen Versuch des Anrufers. Ein Callcenter, das dem Rauschen in der Leitung nach in Pakistan sitzen musste, wollte ihr ein Abonnement für eine Tierzeitschrift andrehen, weshalb sie Gandhi düstere Blicke zuwarf.
Eine Stunde später schloss sie die Tür zum Restaurant auf. Es roch stark nach Wein und Gebratenem, was beinah zu einem Unglücksfall mit dem Chardonnay von letzter Nacht geführt hätte, aber sie schaffte es gerade so bis zu ihrem Schreibtisch. Leider hatte der Raum kein Fenster, aber hier im hinteren Teil des Restaurants überwog der Essensgeruch, der ihr weniger zu schaffen machte. Sie stellte den großen Pappbecher Kaffee, den sie auf dem Weg gekauft hatte, gefährlich nahe neben die Tastatur und rief die Überwachungsaufnahmen der letzten Woche auf. Das Problem an einer Wanze war, dass sie alles aufzeichnete, solange sie ein Tonsignal auffing. Im Fall von One Nation for America bedeutete das stundenlange Sitzungen und Telefonate des CEO s, die sich größtenteils um Sachverhalte drehten, die Klara nicht im Geringsten interessierten: Spendengelder, Gesetzesvorlagen, geltungssüchtige Abgeordnete und käufliche Senatoren. Und da stundenlange Aufzeichnungen auch stundenlanges Abhören mit sich brachten, würde sie mindestens den Rest des Tages für die Bänder brauchen.
Um Viertel nach sechs, die ersten Gäste hatten im Lokal Platz genommen, stürmte Pia in Klaras Büro und knallte die Tür zu.
»Was ist passiert?«, fragte Klara.
»Er sagt, es habe nicht zu bedeuten«, sagte Pia.
»Du hast ihn gefragt?«, fragte Klara entgeistert.
»Was hättest du gemacht? Im Büro neben ihm sitzen und so tun, als wäre nichts gewesen? Wir haben ein gutes Verhältnis, Klara. Und ich mag ihn.«
»Ich mag ihn auch«, gab Klara zu.
»Er sagt, die Rechnung sei die einzige gewesen und uralt. Er hätte sich von alleine nicht einmal daran erinnern können. Es sei damals um irgendein rechtstheoretisches Gutachten gegangen. Er hat versprochen, die Akte rauszusuchen.«
»Das sind doch gute Neuigkeiten, oder nicht?«
»Warten wir es ab«, sagte Pia nachdenklich. »Und bei dir? Irgendetwas von der Nation for America?«
»Nichts. Stundenlanges Gequatsche eines Lobbyisten. Vieles erscheint mir grenzwertig, aber nichts von Grund auf illegal. Es kann Wochen dauern, bis wir da etwas Brauchbares rausholen. Ich denke darüber nach, ein Schreibbüro zu engagieren, um das abzutippen …«
»Du kannst es mir geben. Wir haben eines, das die Schreibarbeiten für die Kanzlei erledigt.«
»Können die auch Alarm geben, wenn der Limousinenservice oder die Stiftung genannt werden?«
»Klar. Maria ist sehr zuverlässig.«
Klara lehnte sich seufzend in die wackelige Lehne des Drehstuhls, und Pia machte Anstalten, in die Küche abzuwandern.
»Da wäre noch etwas«, hielt Klara sie zurück.
Pia drehte sich um.
»In Sachen Tom tut sich etwas. Sam ist der Meinung, dass sie Tom mit einer Antwort auf seine Briefe aus der Reserve locken sollten, aber Marin hat es abgeblasen.«
»Und du bist nach wie vor der Meinung, dass Sam einen Fehler macht, weil er nicht zum FBI zurückgeht. Dass er von draußen nichts ausrichten kann und dass erst dann etwas vorangeht, wenn er sich offiziell zurückmeldet?«
Klara nickte: »Ja. Und ich glaube, dass Sam selbst das fehlende Bindeglied in dem Fall ist. Ich glaube nicht, dass Tom ihn ausgewählt hat, weil er ihn aus dem Fernsehen kennt. Da steckt mehr dahinter …«
»Und Sam will oder kann das nicht selbst erkennen?«, fragte Pia. »Das sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich …«
»Nein, das tut es nicht. Aber es ist nachvollziehbar. Es ist wie bei einem meiner früheren Mandanten, die genau wissen, dass ihre Ehe am Ende ist, aber es sich nicht eingestehen können. Alle Anzeichen stehen auf Sturm, aber sie wollen sie nicht sehen, weil das alles verändern würde. Menschen sind so, sie scheuen die Veränderung wie Katzen das Wasser. Und Sam ist der größte Gewohnheitsmensch, den ich kenne.«
Klara zeigte Pia das Bild von Sams Computer, dem sie seinen Namen hinzugefügt hatte. Pia wirkte nachdenklich: »Und du bist dir nach wie vor sicher, dass dein Plan der richtige ist?«
»Ja«, bestätigte
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