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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Amateurfilmer, als Darsteller …
    Weil er damit rechnen musste, dass wir uns mit ihnen beschäftigen würden, nun, nach Ole Hartungs Tod im
Fleurs du Mal
.
    Deshalb, und nur deshalb hatte er sich an mich rangeschmissen.
    Weil er durch mich an Informationen kommen wollte, vielleicht sogar glaubte, Einfluss auf unsere Ermittlungsarbeit nehmen zu können.
    Ich bin der Herr deiner Angst.
    Er hatte mich benutzt.
    Das hätte ich ihm im schlimmsten Fall verzeihen können.
    Aber nicht die langstielige Rose.
    Nicht die Dinge, die er mir gesagt hatte.
    Du fehlst mir.
    Man muss zu jemandem gehören.
    Dass er mir das Gefühl gegeben hatte, etwas Besonderes zu sein.
    Ich, Hannah Friedrichs mit der spitzen Nase und dem platten Hintern.
    Mörder oder nicht: Joachim Merz war Geschichte.
    Das Beste, was ihm passieren konnte, war, dass wir nie, nie, nie wieder miteinander zu tun bekommen würden.
    Mein Handy gab ein leises Piepen von sich. Eine SMS .
    Das Gerät lag auf dem Beifahrersitz. Ich tastete danach und ging gleichzeitig vorsichtig auf die Bremse. Wir näherten uns dem Kreuz Hannover-Kirchhorst, wo ich die Autobahn wechseln musste, Richtung Braunschweig, und auf der rechten Spur – unserer Spur – staute sich der Lkw-Verkehr.
    Umständlich legte ich das Smartphone auf dem Steuer ab, versuchte gleichzeitig die Straße und das Display im Auge zu behalten und drückte auf die Textanzeige …
    Ich hab’s im Radio gehört mit eurer Sekretärin. Ist alles in Ordnung mit dir? Ich mach mir …
    Jeder Mensch kennt diese Comicfiguren, denen so eindrucksvoll die Augen aus dem Kopf treten, wenn sie kurz vorm Durchdrehen sind.
    Ich hatte mir nie vorstellen können, dass sich das wirklich so anfühlte, doch mit einem Mal hatte ich das Gefühl, mein Kopf müsste platzen, wenn ich nicht jetzt gleich, auf der Stelle …
    Antworten. Sprachanruf.
    Freizeichen. Ein Klicken.
    «Weißt du was, Joachim?» Ich ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. «An deiner Stelle würd ich mir um
deinen
Arsch viel größere Sorgen machen! Ist ’ne echt hübsche Aufnahme geworden, wie du mich rannimmst am Baum, aber stell dir mal vor: Das ist mir
scheißegal
! Mir kann’s nämlich egal sein, ob ich mit hochgehe. Ich hab einfach nur ’nen Bullenjob. Im schlimmsten Fall setzen sie mich halt an die Luft, na und? Ich find schon wieder irgendwas. Aber du … Du, Herr Anwalt, der seinen Schwanz …»
    Ein Hüsteln.
    «Hallo … Hannah.»
    Mir blieb das Wort im Hals stecken.
    «Ich bin’s. Dennis.»
    ***
    Die tiefen Klänge der Domglocken hallten über das abendliche Anstaltsgelände.
    Jörg Albrecht kannte die Uhrzeit. Er zählte trotzdem mit.
    Neun Schläge. Einundzwanzig Uhr. Friedrichs musste jeden Moment hier sein.
    «Verdammt!», murmelte er. «Wo bleiben sie?»
    Wobei er nicht an die Kommissarin und ihren Fahrgast dachte.
    Lauschend hielt er inne. Ein gleichmäßiges Brummen.
    Sekunden später schälten sich Umrisse aus dem Zwielicht.
    Ein Allradfahrzeug, nein, mehrere, die sich rumpelnd über den kopfsteingepflasterten Vorplatz des Domes näherten.
    Jörg Albrecht gestattete sich ein Aufatmen und trat ins Licht der Laternen, damit die Braunschweiger Beamten ihn sehen konnten.
    Man konnte über Hauptkommissar Rabeck sagen, was man wollte, aber schnell war der niedersächsische Kollege.
    Die dunklen Fahrzeuge stoppten. Eine Beifahrertür öffnete sich.
    «Hauptkommissar Albrecht?» Ein Winken.
    Albrecht erkannte die schlaksige Gestalt auf der Stelle wieder.
    «Kommissar Cornelius!» Der Hauptkommissar drückte dem jüngeren Mann zur Begrüßung die Hand. «Danke, dass Sie es noch rechtzeitig geschafft haben.»
    «Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat», murmelte der jüngere Beamte. «Wir mussten noch bei meiner Oma vorbei.»
    Albrecht kniff die Augen zusammen.
    «Wegen der Kaffeedose», erklärte Cornelius. «Hauptkommissar Rabeck sagt, ihm schmeckt der Kaffee einfach nicht, wenn er nicht aus diesen grünen Dosen kommt. Sie wissen schon: Die, die’s höchstens im Feinkosthandel gibt. Zum Glück hebt meine Oma alles auf. Die hatte noch eine alte, für die Lockenwickler. Den Kaffee hab ich dann von Penny geholt. Da gab’s welchen, der war richtig günstig.»
    «Ah ja», murmelte Albrecht. «Fein. Sie wissen, warum Sie hier sind?»
    Im Cornelius’ Rücken kletterten in diesen Sekunden Männer und Frauen in dunklen Uniformen aus den Einsatzwagen. Ein Sonderkommando, schwer bewaffnet, ausgebildet für brisante Situationen: Geiselnahmen,

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