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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Personenschutz. Rabeck hatte Wort gehalten. Es grenzte an ein Wunder, dass die Braunschweiger eine solche Einheit so kurzfristig hatten mobilisieren können.
    «Wir sollen ein Gebäude abschotten, wenn ich das richtig verstanden habe.» Zweifelnd blickte Cornelius an der Fassade der Domkirche empor. «Ist ein ziemlicher Brocken.»
    «Nicht dieses Gebäude.» Albrecht schüttelte den Kopf. «Die geschlossene Abteilung befindet sich auf der anderen Seite des Doms. Von dort aus kann man uns hier nicht sehen. Passen Sie auf …»
    Der Gedanke war unvermittelt in seinem Kopf aufgeflackert, kurz nachdem sich Maja Werden zu ihrem Gespräch mit Seidel verabschiedet hatte: Irmtraud Wegner war ganz in der Nähe von Horst Wolframs Wohnmobil abgefangen worden. Das konnte kein Zufall sein. Nein, ohne Frage: Der Täter hatte ein Auge auf alles, was am Bostelbecker Hauptdeich geschah.
    Er
musste
bemerkt haben, dass das Wohnmobil seinen Platz verlassen hatte. Und mit Sicherheit war ihm nicht entgangen, dass die rechte Hand des aktuellen Ermittlers am Steuer gesessen hatte.
    Jörg Albrecht hatte versucht, sich in das Denken des Täters hineinzuversetzen. Dieser Täter war ein Mensch, der gewissenhaft plante, nichts dem Zufall überließ. Ein Mensch, der geradezu zwanghaft davon besessen war, dass jedes Detail seines Plans seinen Regeln gehorchte – kaum anders als Freiligrath selbst.
    In einem Detail aber war dieser Plan nicht aufgegangen: Albrecht hatte weit schneller den Kontakt zum Traumfänger herstellen können, als der Täter für möglich gehalten hatte, und, schlimmer noch, Max Freiligrath erwies sich nicht als der zuverlässige Verbündete, für den der Mörder ihn gehalten hatte.
    Ob ihr Gegner das bereits erfasst hatte?
    Vermutlich wurde es ihm in ebendiesen Minuten klar.
    Albrecht zweifelte nicht daran, dass das Wohnmobil verfolgt wurde.
    Und der Täter würde die richtigen Schlüsse ziehen. Etwas anderes war nicht denkbar.
    To be or not to be.
Ihm würde aufgehen, dass seine Konstruktion im Begriff war, in sich zusammenzubrechen.
    Faktisch blieb dem Täter nur eine Chance: Er musste dabei sein. Er musste sich Zugang zur geschlossenen Abteilung verschaffen, wenn Freiligrath, Horst Wolfram und die Ermittler dort aufeinandertrafen. Seine letzte und einzige Chance, seiner wahnwitzigen Theorie eines alternativen Täters zum Durchbruch zu verhelfen.
    Und in diesem Moment würde das Kommando aus Braunschweig zugreifen.
    «Sie halten sich in Deckung!», schärfte Albrecht den Beamten ein. «Geben Sie mir eine Minute Vorsprung, dann wechseln Sie auf die andere Seite des Doms! Von dort aus haben Sie den Zugang zur geschlossenen Abteilung im Blick – und den Parkplatz. Das ist der Weg, den Kommissarin Friedrichs mit dem Wohnmobil nehmen wird. Möglich, dass der Täter ihr auf der Stelle folgen wird, doch ich vermute, dass er einen Moment abwartet. Ich kann nicht sagen, ob er allein kommt. Mit Sicherheit wäre das unauffälliger. Aber besser, Sie sind auf alles vorbereitet. Haben Sie das verstanden?»
    «Aye-aye.» Cornelius deutete einen – nicht sehr überzeugenden – miltärischen Gruß an.
    «Gut», murmelte Jörg Albrecht. «Hauptkommissar Rabeck war so freundlich, den Kontakt zur obersten Klinikleitung herzustellen. Über die offenen Stationen ist für heute Abend eine Ausgangssperre verhängt worden. Psychisch angeschlagene Nachtschwärmer werden Ihnen nicht in die Hände laufen. Oder ihre Pfleger. Die einzige Ausnahme bildet die geschlossene Abteilung. Dort weiß man von nichts.»
    «Weil die Leute verdächtig sind?»
    Albrecht zögerte. «Wir haben sie überprüft, so gut das in der Kürze der Zeit möglich war. Ihr Vorgesetzter hat die Personalakten heute Mittag an meine Dienststelle weitergeleitet, und einer meiner Mitarbeiter hat sie mit den internen polizeilichen Systemen abgeglichen: Dr. Seidel – der Chefarzt – hat vor ein paar Jahren mal ohne Führerschein auskommen müssen, doch davon abgesehen hat er eine weiße Weste. Exakt dasselbe Bild beim Rest der Belegschaft auf den Stationen 62 a bis e.»
    «Die fahren wie die Henker hier in Königslutter.» Cornelius nickte.
    Jörg Albrecht zuckte mit den Schultern, ermahnte die Männer und Frauen noch einmal zu höchster Wachsamkeit und kündigte an, dass Friedrichs zu ihnen stoßen würde, sobald sie eintraf.
    Dann machte er sich mit eiligen Schritten auf den Weg zum Parkplatz.
    Die Kommissarin musste jeden Moment da sein. Außerdem stand auch Majas

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