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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Rückkehr noch aus. Er konnte nur beten, dass es ihr gelungen war, Seidel zu überzeugen. Der gesamte Plan stand und fiel damit, dass das Treffen zwischen Albrecht, Wolfram und Freiligrath tatsächlich zustande kam.
    Der Täter musste mit eigenen Augen sehen, dass Horst Wolfram das Gebäude auch betrat, und Albrecht war sich fast sicher, dass er den Ort kannte, an dem ihr Widersacher sich auf die Lauer legen würde, nachdem er dem Wohnmobil gefolgt war: Von den Spazierwegen am Bergcafé hatte man den Eingang zur geschlossenen Abteilung hervorragend im Auge.
    Er gab sich Mühe, nicht in diese Richtung zu sehen – wohl wissend, dass dort zu diesem Zeitpunkt noch niemand sein konnte.
    Alles ist vorbereitet, dachte er. Der Plan
kann
funktionieren.
    Wenn ich alles richtig berechnet habe,
muss
er funktionieren.
    Doch es gab so viele unvorhersehbare Möglichkeiten, so viele Unbekannte in seiner Rechnung, angefangen mit dem Personal der Abteilung. Was bewies es, dass sich keiner dieser Männer und Frauen bisher etwas Ernsthaftes hatte zuschulden kommen lassen?
    Jörg Albrecht kannte die Abgründe der Menschen. Es war ohne weiteres möglich, nach außen hin ein braver Bürger zu sein und im Kopf ein mörderischer Irrer. Keinerlei Auffälligkeiten – bis zu dem Augenblick, in dem die Bestie Mensch sich Bahn brach.
    In den vergangenen zwei Stunden hatte Albrecht ein halbes Dutzend Telefonate allein mit Winterfeldt geführt, der die Daten nacheinander durch sämtliche Systeme geschleust hatte, die ihm irgendwie zugänglich waren, sowie – wie der Hauptkommissar vermutete – durch die eine oder andere Datenbank, die ihm nach gültiger Rechtslage
nicht
hätte zugänglich sein dürfen. Irgendeine gottverfluchte Verbindung! Zum Fall, zu den Opfern, zum Traumfänger.
    Auf ganzer Linie Fehlanzeige.
    Es ist zu einfach, dachte der Hauptkommissar. Zu simpel für die schemenhafte Gestalt, die sich jedem Zugriff entzieht.
    Er hat sechs Menschen getötet und es dabei geschafft, praktisch unsichtbar zu bleiben.
    Kann ich ernsthaft erwarten, dass er uns nichtsahnend in die Falle stolpert?
    Ich übersehe etwas, noch immer. Und dieser Fehler wiegt schwerer als jeder vorangegangene.
    «Ver
dammt
», zischte er, und eine Gänsehaut stellte sich auf seinen Armen auf, als ihm klar wurde, dass er das Wort ausgesprochen hatte wie David Martenberg.
    Ein Geräusch.
    Albrecht kniff die Augen zusammen.
    Er hatte den Parkplatz erreicht.
    Die Panzerglastür der geschlossenen Abteilung öffnete sich. Maja Werden kam auf ihn zu. Angespannt beobachtete er sie.
    Ihr Gesicht, aus dem so selten eine Regung abzulesen war, wirkte verkniffen. Nein, keine guten Nachrichten.
    Ein schmerzhaftes Pochen begann sich in Albrechts Hinterkopf auszubreiten.
    Die Psychologin stieß den Atem aus. Eine Dampfwolke in der Luft des Herbstabends, die mit jeder Minute kühler zu werden schien. Der Himmel war auf eine geisterhafte Weise sternenklar.
    «Tut mir leid», murmelte die junge Frau. «Dass ich so lange gebraucht habe.» Sie schüttelte den Kopf. «Er sieht Probleme. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass er dermaßen … Ich weiß wirklich nicht …»
    «Maja!» Der Hauptkommissar streckte die Hand aus und legte sie auf ihren Oberarm. Eine Sekunde hatte er das Gefühl, als wollte sie zurückzucken, dann ließ sie ihn gewähren.
    «Ganz ruhig», bat er. «Sie haben weit mehr für diese Ermittlung getan, als ich hätte erwarten dürfen. Und für mich. Ich hätte gar nicht zulassen dürfen, dass Sie schon wieder in die Bresche springen. Wenn ich von Seidel etwas will, sollte ich selbst …»
    «Nein.» Sie schüttelte den Kopf, und zögernd kehrte ihr gewohnter, professioneller Gesichtsausdruck zurück. «Wenn Sie mit ihm gesprochen hätten, hätte er auf der Stelle nein gesagt. Mir hat er wenigstens zugehört.»
    «Und dann nein gesagt», murmelte Albrecht düster.
    Wieder schüttelte sie den Kopf, und ganz knapp verzog sich ihr Mundwinkel. «Direkt abgelehnt hat er nicht – und deswegen werde ich auch nicht weiter nachfragen.»
    Albrecht straffte sich. Er musste es versuchen. Ganz gleich, ob er realistische Chancen hatte. «Ich rede selbst mit ihm.»
    «Das werden Sie auf keinen Fall!» Ihr Blick genügte, ihn an Ort und Stelle zu halten. «Sie werden jetzt abwarten, bis Ihre Kollegin da ist! Und dann werden Sie wie selbstverständlich das Gebäude betreten – aber bitte nur Sie und Herr Wolfram, hören Sie? An der Pforte kennt man Sie inzwischen. Die

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