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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Blick huschte unstet zwischen Albrecht und dem reglosen Wolfram hin und her.
    Kein bewusstes Denken. Majas bewusstes Denken war gefesselt.
    Albrecht und Wolfram.
    Alles andere war unsichtbar – für sie wie für Maximilian Freiligrath.
    Jörg Albrecht glaubte die Blicke zu spüren, die Blicke des Beobachters in seinem Versteck.
    Warum schießt er nicht?
    Eine Eliteeinheit, Männer und Frauen, die ausgebildet waren für Einsätze im Personenschutz, bei Geiselnahmen.
    Männer und Frauen, die wussten, wann der finale Rettungsschutz gerechtfertigt war.
    Verflucht, auf diese Entfernung hätten sie Maja die Waffe aus der Hand schießen können!
    Es gab nur eine Erklärung.
    Es war keiner von Cornelius’ Beamten, der sich dort oben verbarg.
    Es war Hannah Friedrichs. Unbewaffnet.
    Freiligrath schwafelte. Albrecht ließ den Blick nicht von ihm, löste sich aber von der Brüstung, um Maja ebenfalls im Auge zu haben.
    Maja. Maja und die Pistole, zitternd, vor seinem Gesicht.
    ***
    Mein Magen gab Geräusche von sich, die in meinem Tunnel, der sich als Einmündung einer unterirdischen Kanalisation entpuppt hatte, widerhallten.
    In diesem Moment war ich dankbar für das Donnern, mit dem das Wasser in die Tiefe stürzte.
    Ich starrte hilflos auf die Szene.
    Minutenlang hatte ich einfach nur mit offenem Mund verfolgt, wie unser Herr und Meister zuerst Maja Werden und dann dem Traumfänger den Kopf gewaschen hatte.
    Er hatte sich von der Brüstung gelöst und stand nun zwei Meter vor der Frau, die ihre Pistole auf seine Stirn gerichtet hatte.
    Seit neun Jahren arbeitete ich für diesen Mann.
    Und war noch nie so stolz darauf gewesen wie in diesem Moment.
    Schmerzhaft biss ich die Zähne zusammen.
    Hatte Albrecht mich gesehen? Wusste er, dass ich hier war, zum Zuschauen verdammt? Ich war mir nicht sicher. Jedenfalls ließ er sich nichts anmerken.
    Doch sobald er das tat, war er tot, das musste ihm so klar sein wie mir.
    Verdammt, Friedrichs, tu was!
    Mein Herz raste.
    Was
konnte
ich ohne Waffe tun?
    Ich konnte Werden ablenken.
    Doch würde die Frau auch nur eine Sekunde zögern, auf alles zu schießen, was ihr nur entfernt verdächtig vorkam? Und Ausweichen war nicht.
    Mir war klar, dass sie nicht vorhatte, Albrecht und Horst Wolfram gehen zu lassen. Wobei ich Zweifel hatte, dass Wolfram noch gehen konnte. Ich konnte nicht erkennen, ob das zusammengesunkene Etwas noch atmete.
    Verdammt, du musst was tun! Wenn du nichts tust, sterben sie auf jeden Fall!
    Freiligrath quasselte noch immer. Jörg Albrecht schien ihm zuzuhören, doch ich war mir sicher, dass es in Wahrheit hinter seiner Stirn arbeitete.
    Ein Ausweg. Irgendwas, das er tun konnte – das
wir
tun konnten.
    Für den Bruchteil einer Sekunde veränderte sich etwas an ihm. Nein, er sah nicht in meine Richtung. Und doch war es deutlich.
    Er weiß, dass du da bist.
    Ich konnte nicht sagen, woher ich es wusste, aber ich wusste es.
    Er hat keine Chance.
    Du
bist seine Chance!
    ***
    Es war Friedrichs.
    Er hatte sie nicht gesehen, aber er wusste es.
    Wusste sie, dass er wusste?
    Machte das einen Unterschied?
    Friedrichs war unbewaffnet.
    Wenn sie …
    «Herr Albrecht?»
    Dem Hauptkommissar gelang es nicht, sein Zusammenzucken vollständig zu unterdrücken.
    «Ist es möglich, dass Sie mir überhaupt nicht mehr zuhören?»
    Für einen Lidschlag bewegte sich Freiligraths Blick misstrauisch nach oben, und Albrecht war sich sicher, dass er exakt die Öffnung erfasste, in der sich die Kommissarin verbarg.
    Doch schon richtete er sich wieder auf Albrecht, um dann wie zufällig zu seinem eigenen Handgelenk zu wandern.
    «Es ist allmählich an der Zeit», murmelte er. «Ich bin mir nicht sicher, ob Sie Ihre eigene Mannschaft mitgebracht haben oder hiesige Beamte, aber wenn sie schon im Gebäude sind, dürfte ihnen dieser Teil des Plans früher oder später aufgehen. – Liebe Frau Werden?» Ein fragender Blick in Richtung Psychologin. «Ich denke, wir sollten uns allmählich auf den Weg machen.»
    Maja … Sie zwinkerte. Sie hörte gar nicht mehr auf zu zwinkern, seitdem Jörg Albrecht den Stab über ihr gebrochen hatte. Der Hauptkommissar konnte verfolgen, wie die Gefühle in ihrem Kopf miteinander kämpften.
    Doch er war unfähig, den Stand des Gefechts zu bestimmen.
    Er straffte sich. Nein, er würde nicht um sein Leben betteln.
    Es gab da eine Ader in seinem Innern, die das nicht zuließ. Eine Sokrates-Ader vielleicht oder eine Heiner-Schultz-Ader.
    Möglicherweise auch schlicht

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