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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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gute Anwälte, versteht sich von selbst. Ich richte es mir gemütlich ein, gebe ab und zu ein Interview, schreibe weiter Romane, vernasche von Zeit zu Zeit meine Mitinsassen oder das Pflegepersonal. Keine weiten Wege, ich muss gar nicht lange suchen. Du weißt, dass ich jeden kriege, den ich haben will. Sollte es mich nach einem weiteren Mord gelüsten, wer sollte mich aufhalten können? Du musst einsehen, meine Perspektiven sind die weitaus besseren.« Er löste die Fessel ihrer rechten Hand und packte sie fest am Gelenk.
    »An deiner Stelle aber ist die Selbsttötung ein durchaus einleuchtender Schritt. Ich bin noch nicht ganz schlüssig, ob du dir in den Kopf schießt und dann über die Brüstung kippst, oder ob du es nicht schaffst zu schießen und springst. Es ist unerheblich. Dein Sturz auf den Betonblumenkübel und den hübschen Eisenzaun erklärt den gebrochenen Arm ohne Zweifel. Ja, natürlich könnte ein guter Pathologe feststellen, dass sich bereits Unterhautblutungen gebildet haben, die darauf hindeuten, dass der Bruch eine gewisse Zeit vor dem Tod erfolgte. Darum vielleicht kein Schuss durch den Mund, sondern ein verunglückter Schuss, der dich nicht sofort tötete. Du bist ein Feigling. Bringst es nicht fertig, die Waffe in letzter Konsequenz gegen dich selbst zu richten. Darum tritt der Tod erst nach dem Aufprall auf den Boden ein. Du wirst noch ein paar Minuten leben. Du wirst Schmerzen haben, Alexandra. Große Schmerzen.«
    Wie konnte er bei solchen Worten ihren Namen flüstern? Seine Hand fuhr zärtlich über ihr Gesicht und den Hals abwärts. Wie konnte er sie so berühren, so sanft, und sie dennoch töten wollen? Sie versuchte, in seinen Augen zu lesen, aber es gelang ihr nicht. Die Hand, die sie streichelte, steckte in einem Latex-Handschuh und sie ahnte, dass er nichts fühlte. Gar nichts.
    »Der Tod wird eine Gnade sein, Alexandra. Ein Geschenk. Mein Geschenk an dich. Du wirst in der Zeitung stehen. Berühmt sein. Was den Pathologen betrifft, wenn er überhaupt Zweifel hegt, was fraglich ist, bei der Qualifikation der hiesigen Ärzte, wird er sicher unter Zeitmangel leiden. Zeit und Geld, das ist es, was überall fehlt. Schlechte Chancen für deine posthume Rehabilitation. Aber jetzt ist es an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen.«
    Tobias zerrte Alexandra vom Stuhl zu Boden. Zwang sie, sich auf den Bauch zu legen. Eins der Bretter legte er auf den Rahmen der Balkontür. Darauf platzierte er ihren rechten Arm, sodass der Unterarm zur Hälfte überstand. Die beiden anderen Bretter legte er darüber. Nur ein schmaler Spalt blieb dazwischen, der genau über der Kante des unteren Brettes lag. Er klemmte sich in den Türrahmen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, den rechten Fuß auf dem Brett, welches den Arm über den Ellbogen hinaus fixierte. Lächelnd schaute er in ihre Augen. Ohne den Blick zu wenden, hob er den linken Fuß mit dem schweren Stiefel. Er lächelte immer noch, als der Knochen unter seinem Tritt brach. Ihr Körper krümmte sich vor Schmerz, sie rang nach Luft. Endlich flossen Tränen. Sie war härter, als er erwartet hatte.
    »Wie schade, dass ich dich nicht hören konnte. Es ist immer ein ausgesprochen schöner Moment für mich, wenn jemand durch mich körperlichen Schmerz erfährt. Todesqualen sind am besten, wie du dir denken kannst. Aber das Knacken, wenn Knochen brechen, ist auch nicht zu verachten. Nicht wahr? Ich war gut. Gib es zu. Ein einziger gezielter Tritt. Sauber und ordentlich, gut dosiert. Kein Blut. Der Knochen steht nicht aus dem Fleisch. Bedauerlich, aber darauf musste ich verzichten. Du weißt, warum. Es wäre fatal, hier oben eine Blutspur zu hinterlassen.«
    Er packte sie und richtete sie auf, löste den Gürtel von ihren Beinen. Dann räumte er seelenruhig die Bretter zurück an ihren Platz. Er war sicher, mit dem Arm auch ihren Willen gebrochen zu haben.
    »Es ist Zeit.« Tobias schaute auf seine Armbanduhr. »Weber wird zuerst kommen. Er wittert ein Geschäft. Knie dich hier hin.« Er machte sich nicht mehr die Mühe, sie mit Vorsicht zu behandeln. Sie war nur mehr ein Objekt. Seine verlängerte Hand. Seine Mordwaffe, ehe sie selbst zum Opfer werden sollte. Er peilte zwischen den Streben des Geländers hindurch, zupfte ein paar Blätter ab und wählte die richtige Position, schob probeweise ihren Arm hindurch. Der raue Beton riss ihr die Haut auf. Sie leistete keinen Widerstand mehr. Nur gedämpft hörte er sie hinter dem Klebeband

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