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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Es beeilte sich. Wer zuletzt lacht. Das Lachen reihte sich ein in das rhythmische Zucken. Gleich. Jetzt. Hinaus in die Freiheit!
    * * *
     
    Mischa beschleunigte seinen Schritt, als er Jörg am Boden liegen sah. Tobias flüsterte unentwegt in Alexandras Ohr.
    »Ein bewegtes Ziel. Die Jagd beginnt! Ich nehme dich ins Visier, Bulle …«
    Wieder machte sich dieses entsetzliche Gefühl von Hilflosigkeit in ihren Fingern breit. Mischa ging neben Jörg in die Knie. Fühlte den Puls, während seine Augen suchend über die Häuserfronten glitten. Verschwinde. Geh in Deckung. Er konnte Alexandra nicht sehen hinter der Blätterwand aus Wein und Efeu. Sie fühlte die Zeit verrinnen. Gleichzeitig verstärkte sich der Eindruck, alle Bewegungen liefen in Zeitlupe ab. Verlangsamt, nur zu dem einen Zweck, sie länger leiden zu lassen.
    Mischa griff in seine Jackentasche. Sie wusste, dass er keine Waffe bei sich trug. Nie, wenn er außer Dienst war. Tobias’ Zeigefinger zuckte angespannt. Mischa nahm das Handy ans linke Ohr. Mit der rechten Hand drückte er auf Jörgs Brustkorb, um die Blutung zu stillen.
    Alexandra spürte Tobias’ Atem in ihrem Haar.
    »Der ist zu gut für diese Welt. Ruft die Rettung für den Nebenbuhler, anstatt seinen Exitus in Ruhe zu Ende anzusehen. Komm schon, Michalczyk, dreh dich ein kleines Stück weiter. Steh auf. Biete mir deine Brust zum Schuss. Lass mich in dein Gesicht sehen!«
    Als hätte er die Worte gehört, richtete Mischa den Oberkörper leicht auf, drehte sich in ihre Richtung.
    »Ja, er will es. Siehst du? Ein williges Opfer, das mir sein Herz auf dem Tablett serviert. Er bettelt geradezu darum, zu sterben. Jetzt, Alexandra, lass es uns vollenden!«
    Seine Stimme zitterte ekstatisch. In der Sekunde, als er das Ziel fixierte und ihren Finger durchdrückte, vernachlässigte er die Kontrolle über sie. Mit übermenschlicher Kraftanstrengung riss sie den Teil des rechten Armes zur Seite, der ihr noch gehorchte. Nur eine Winzigkeit. Ein Feuer loderte in der Bruchstelle, tausend Explosionen zerfetzten ihr Fleisch und brachten die Nervenenden zum Vibrieren. Die Kugel verließ den Lauf und es war ihr, als könne sie die Flugbahn mit den Augen verfolgen. Zu spät, um noch Einfluss zu nehmen.
    Der Schuss zerschmetterte Mischas Schulter, brachte ihn zu Fall, wie zuvor Jörg gefallen war.
    »Die Choreographie des Todes. Sieht es nicht aus, als ob sie tanzen, ehe sie den Boden küssen?«
    Der Triumph und die Genugtuung in seinen Worten, wichen einem bösartigen Zischen, das zwischen seinen Zähnen herausgepresst wurde.
    »Du hast versucht, meinen Plan zu durchkreuzen. Das steht dir nicht zu. Ich bin der Herr über Leben und Tod. Das Alpha und das Omega. Ich bin der Meister!«
    Panisch starrte Alexandra nach unten. Mischa? Beweg dich! Zusammengekrümmt lag er an Jörgs Seite. War da eine schwache Regung, ein Stöhnen, ein Lebenszeichen? Ihre Geistesabwesenheit reizte Tobias noch mehr.
    »Du hörst nicht zu! Ich bin dein Meister. Hast du verstanden? Mein Wille geschehe! Du hast durch deine Hand mein Urteil vollstreckt. Jetzt ist es getan und nur noch dein Tod fehlt zur Vollendung meiner Komposition. Du wirst die Krönung meiner Todeskreation sein!«
    Tobias löste die Handschelle, seine Hand krallte sich in ihr Genick. »Willst du dich nicht mehr wehren? Wie schade! Aber es spricht für deine Intelligenz. Du hast keine Chance gegen mich und du weißt es. Oder ist es doch nur sentimentales Gefühl, was deinen Willen gebrochen hat? Sie sind tot und du trägst die Verantwortung dafür. Der Kummer lässt dich resignieren? Wie gewöhnlich. Ein Jammer, dass wir so weit weg waren. Dieses Geräusch, wenn die Kugel ins Fleisch eindringt, hätte ich dir zu gerne mit auf den Weg ins Jenseits gegeben. Steig auf das Geländer.«
    Mit einem Ruck entfernte er das Klebeband.
    »Worauf wartest du? Es ist unvermeidlich.« Immer noch hielt er ihre Hand und mit ihr die Pistole. Alexandras Blick richtete sich darauf und Tobias lachte höhnisch. »Denk nicht mal dran. Deine Kraft ist aufgebraucht, von deinem erfolglosen Rettungsversuch.«
    Ein kurzes Ziehen und die Pistole glitt ihr aus den Fingern. Sie heulte auf vor Schmerz.
    »Ich bin barmherzig und setze deinem Leid ein Ende.«
    In der Ferne hörte man ein Martinshorn.
    »Wir müssen uns beeilen, mein Engel. Heb die Waffe wieder auf. Du hast noch einen Schuss abzufeuern.«
    Er stellte ihren Fuß auf den Stuhl, den er ans Geländer gerückt hatte. Vielleicht hatte er sogar

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