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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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morgen nicht kam, war er sowieso weg. In seiner Tasche steckte immer noch ein Batzen Geld. Außerdem lag hier einiges herum, was sich ebenfalls in Bares verwandeln ließ. Er würde seinen Lohn kriegen, auch wenn der Mann nicht auftauchte. Noch einmal hörte er den Anrufbeantworter ab und schaltete das Licht ein. Auf dem Rückweg zum Sofa torkelte er gegen das Schachbrett. Einer der Könige kippte, kullerte über den Rand und zersprang auf dem Boden in zahllose kleine Splitter. Ricky betrachtete die Bescherung. Dann zuckte er die Achseln. Es waren noch genug andere Figuren da. Der Mann würde das vielleicht gar nicht merken. Vor ihm auf dem Tisch lag der aufgerissene Umschlag. Nur eine Pille noch. Mit zitternden Fingern befühlte er sie, führte sie an die Lippen, legte sie zurück. Noch nicht. Zu früh. Neben dem verschütteten Wodka ein letzter Rest Gin. Mit geschlossenen Augen sank sein Kopf auf das weiße Leder. Totenfratzen. Knirschend öffnete sich der Verschluss und entließ beißenden Alkoholgeruch. Die klare Flüssigkeit rann wie Wasser durch seine Kehle.
    * * *
     
    Im Radio lief Fairytale gone bad . Mischa mochte den melancholischen Song. Er hatte manchmal an Britta gedacht, wenn er das Lied hörte. Ihre Geschichte war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. So sehr er sich bemüht hatte, sie zu lieben, es war niemals das Märchen gewesen, das sie beide sich wünschten. Mischa schaltete die Musik aus und versuchte, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Durch seinen Kopf schwirrte ein anderes Lied. Und eine andere Frau.
    Er brauchte knappe zwanzig Minuten von Niederrad bis zu Alexandras Wohnung, wenn alles glatt lief. Auf dem Beifahrersitz lag ein Ausdruck ihrer Nachricht. Auf den ersten Blick ergab sie keinen Sinn. Aber er war sicher, dass mehr dahintersteckte als ein blöder Scherz. Mit Selbstmord machte man keine Späße. Nicht mal Alexandra. Hier stimmte etwas nicht. Die Worte klangen einfach nicht nach ihr. Ihr Streit als Begründung reichte nicht aus, dann diese merkwürdigen Andeutungen und …
    Mischa langte nach dem Blatt. Ein Blick genügte.
    »Verdammt!« Wie hatte er das übersehen können? Das sind nicht Alexandras Worte! Er musste telefonieren. Unbedingt. Er setzte den Blinker und hielt am Straßenrand.
    * * *
     
    »Ich muss gestehen, dass ich mit dir nicht gerechnet habe, Alexandra. Aber so ist es immer: Die Menschen kommen zu mir, als ob ich sie riefe.« Tobias strich sanft mit den Fingerspitzen über ihr Gesicht. »Deine Verbindung zu Neumaier machte dich zum perfekten Hilfsmittel. Ich dachte, er heftet sich an meine Fersen. Aber so war es besser. Neumaier hätte sich nicht freiwillig vögeln lassen. Ich bin auch nicht sicher, ob ich das gewollt hätte. Selbst ich habe meine Grenzen. Mit dir hat es mehr Spaß gemacht. Er hätte es längst beenden können. Selbst er ist nicht so dumm, dass er das übersehen haben kann. Er ignoriert mich mit Absicht. Wenn dieser Tag vorüber ist, wird sich das ändern.«
    Tobias dirigierte Alexandra ins Schlafzimmer vor den Tresor im Kleiderschrank. Das Messer an ihrem Hals hinterließ eine winzige Einstichspur. Mit einem Lächeln nahm er ihre Waffe entgegen und die Handschellen.
    »Wenn ich dich nun noch um die Munition bitten dürfte?«
    Er verstärkte den Druck des Messers. Alexandra gehorchte. Was auch immer er jetzt vorhatte, sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Aber wie sollte sie klar denken, mit einem Messer an der Kehle? Die Gefahr, die von ihm ausging, hatte nichts Spielerisches mehr, nichts Erregendes. Nicht für sie.
    Er schob das Magazin in die Pistole und machte sie schussbereit, dann drückte er Alexandra auf einen Stuhl neben dem Esstisch. Die Handschellen schnappten hinter ihrem Rücken ein. Ihre eigenen. Sie ahnte, welchen Genuss es ihm bereiten musste, sie damit zu demütigen.
    »Fesselspiele habe ich schon immer gemocht!«, hauchte er in ihr Ohr.
    »Du bist krank.«
    »Oh nein, ich brauche keinen Arzt. Aber vielleicht dein Freund von der Presse oder dein Partner?«
    Mit süffisantem Lachen entfernte er den Gürtel aus seiner Hose und band ihn um ihre Beine.
    »Wir spielen jetzt ein schönes Spiel. Hast du Phantasie? Stell dir vor … Was wäre, wenn ich dir die Wahl ließe. Einer von ihnen muss sterben. Der andere darf weiterleben. Welchen von beiden würdest du auswählen? Wer lebt und wer stirbt, wenn wir beide gemeinsam Gott spielen?«
    »Du erwartest doch nicht wirklich eine Antwort?«
    »Selbstverständlich erwarte ich die! Wer ist

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