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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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zerstreuten Miene die Fähigkeit verbarg, Augenblicke zu sammeln und auf mitreißende Weise menschliche Seelenzustände zu schildern. Wenn er etwas erlebt hatte, konnte er dem Leser das Gefühl vermitteln, dabei gewesen zu sein. Das war eine völlig neue Art, sich einem Thema zu nähern, als sie es sonst von Zeitungsartikeln her kannte.
    Und die Wahrheit musste her, unbedingt. Nachdem sie über die Folgen der Attentate berichtet und über mögliche Forderungen spekuliert hatte, würde die Presse bald eine heftige Kampagne gegen die Polizei und die anderen Ermittlungsbehörden starten. Man würde sie beschuldigen, die Sicherheit der Bürger nicht garantieren zu können. Ein krimineller Akt, der eine Stadt wie diese erschütterte, zog schnell politische Konsequenzen nach sich, und für jeden, der ein Interesse daran hatte, wäre es der willkommene Anlass, Polizeichef Willard oder den Bürgermeister oder wen auch immer anzugreifen. Und viele Beteiligte, sie, Vivien, inbegriffen, würden von diesem Wirbelsturm erfasst werden.
    In ihrer Tasche klingelte das Handy. Auf dem Display sah sie die Nummer von Bellews Privathandy.
    Sie meldete sich in der absurden Hoffnung, sich selbst sagen zu hören, dass alles vorbei sei.
    » Ja, Alan.«
    » Wo seid ihr?«
    » Wir sind gerade gelandet. Jetzt fahren wir zum Haus der Zielperson.«
    An diesem Punkt gab es keine Namen und keine Menschen mehr. Jede Spur von Identität war verschwunden, ersetzt durch kalte, unpersönliche Worte, die es ermöglichen, nicht ein Menschenleben, sondern nur eine » Zielperson « oder einen » Verdächtigen « im Visier zu haben.
    » Sehr gut. Was uns betrifft, haben wir etwas herausgefunden, das ich mir nicht recht erklären kann.«
    » Und das wäre?«
    » Wir sind zur Wohnung von Wendell Johnson gefahren. Natürlich haben wir niemanden angetroffen. Dieser Mann hat jedoch, kurz bevor er ins Krankenhaus kam und obwohl er wusste, dass er sich im Endstadium befand, die Miete für ein ganzes Jahr bezahlt.«
    » Seltsam.«
    » Fand ich auch.«
    Captain Caldwell machte das Blinklicht auf dem Dach aus, und Vivien begriff, dass sie sich ihrem Ziel näherten.
    » Alan, wir sind gleich da. Ich rufe dich an, sobald ich etwas Neues weiß.«
    » Okay. Bis später.«
    Das Auto bog nach links in die Foulton Street ein, und nachdem sie an einer Reihe völlig identischer Häuser vorbeigekommen waren, hielt es am Ende der kurzen Straße an. Sie standen jetzt vor der Nummer 88 , einem kleinen Häuschen, das einen neuen Anstrich und eine Dachreparatur hätte vertragen können. Die Fenster waren erleuchtet, und Vivien war dankbar, niemanden aus dem Bett holen zu müssen. In solchen Fällen dauerte es immer eine Weile, bis die Leute ganz bei sich und ansprechbar waren.
    » Hier ist es.« Sie stiegen schweigend aus und gingen hintereinander über den Weg zur Haustür. Vivien ließ Caldwell den Vortritt, um seine Autorität als örtlicher Polizist nicht zu untergraben.
    Caldwell drückte auf den Klingelknopf neben der Tür. Kurz darauf drang Licht durch die schmalen Milchglasscheiben. Die leichten, raschen Schritte nackter Füße näherten sich, und gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Ein blonder, sommersprossiger, etwa fünf Jahre alter Junge linste durch den Spalt.
    Er war verblüfft, aber nicht ängstlich, als er den uniformierten Mann vor sich aufragen sah.
    Caldwell beugte sich ein wenig vor und sprach ihn mit ruhiger, freundlicher Stimme an.
    » Hi, Champion. Wie heißt du denn?«
    Der Junge begegnete dem Annäherungsversuch mit Misstrauen.
    » Ich bin Billy. Was wollen Sie?«
    » Wir müssen mit Lester Johnson sprechen. Ist er zu Hause?«
    Der Junge lief weg, und die Tür ging von allein auf.
    » Opa, da ist die Polizei.«
    Sie sahen einen Flur, der zur Treppe zum oberen Stockwerk führte. Auf der rechten Seite öffnete sich ein kleiner Eingangsbereich, und auf der linken befand sich die kleine Tür, durch welche der Junge verschwunden war. Dort erschien nun ein energischer Mann um die sechzig, in einem blauen Hemd und einer verwaschenen Jeans. Sein Haar war noch dicht, und wache Augen musterten die Leute vor der Tür. Wie ein Gefängnisinsasse, dachte Vivien.
    Sie überließ es dem uniformierten Polizisten, das Gespräch zu führen. Das war ihm Vivien schuldig, denn es war sein Revier. Sie hoffte, dass er das Feingefühl besaß, sich im richtigen Moment zurückzuziehen.
    » Mr. Lester Johnson?«
    » Ja, der bin ich. Was wollen Sie?«
    Die Frage schien zum

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