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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Familienwortschatz zu gehören.
    » Ich bin Captain Caldwell. Ich …«
    » Mir schon klar, wer Sie sind. Aber wer sind die da?«
    In diesem Augenblick beschloss Vivien, das Wort zu ergreifen.
    » Ich bin Detective Vivien Light von der New Yorker Polizei. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    Lester Johnson sah sie einen Moment an, eine rasche, wohlgefällige Musterung, die auch, oder vor allem, ihre körperlichen Eigenschaften betraf.
    » Okay. Kommen Sie hier entlang.«
    Er führte sie durch die Tür, durch die er gekommen und hinter welcher der Junge verschwunden war. Sie befanden sich nun in einem großen Wohnzimmer mit einem Sofa und mehreren Sesseln. Auf einem saß Billy und sah sich in einem Flachbildfernseher einen Zeichentrickfilm an. Im Gegensatz zum vernachlässigten Äußeren des Hauses zeugten die Wahl der Stoffe und der naturfarbenen Tapeten von viel Sorgfalt.
    Vivien dachte, dass hier eine Frau am Werk gewesen sein musste.
    Lester Johnson wandte sich mit strenger Stimme an seinen Enkel.
    » Billy, es ist Zeit fürs Bett.«
    Der Junge drehte sich um und versuchte es mit einem schwachen Protest.
    » Aber Opa …«
    » Ich habe gesagt, dass Zeit fürs Bett ist. Geh bitte in dein Zimmer und mach kein Theater.«
    Die Stimme des Großvaters duldete keinen Widerspruch. Das Kind schaltete den Fernseher aus, ging schmollend an ihnen vorbei und verschwand ohne ein weiteres Wort um die Ecke. Dann hörte man das Geräusch der nackten Füße auf der Treppe verhallen, bis es irgendwann verschwand.
    » Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben heute Ausgang. Ich bin ein wenig nachsichtiger mit dem Jungen als seine Eltern.«
    Nach diesem lakonischen Einblick in sein Privatleben deutete ihr Gastgeber auf das Sofa und die Sessel.
    » Machen Sie es sich bequem.«
    Vivien und Caldwell setzten sich auf das Sofa und Lester Johnson auf den Sessel gegenüber. Russell entschied sich für einen Sessel, der weiter weg stand.
    Vivien beschloss, sofort zur Sache zu kommen.
    » Mr. Johnson, sind Sie verwandt mit einem gewissen Wendell Johnson?«
    » Das war mein Bruder.«
    » Warum sagen Sie › war ‹ ?«
    Lester Johnson zuckte mit den Schultern.
    » Weil er Anfang 1971 nach Vietnam gegangen ist und ich seither nichts mehr von ihm gehört habe. Er wurde weder für tot noch für vermisst erklärt, also hat er den Krieg überlebt. Wenn er beschlossen hat, nichts mehr von sich hören lassen zu wollen, dann ist das seine Sache. Jedenfalls ist er schon lange nicht mehr mein Bruder.«
    Als Vivien hörte, wie hier eine geschwisterliche Beziehung ausgelöscht wurde, drehte sie sich instinktiv zu Russell um. Sein Blick hatte sich verhärtet, doch dann kehrte er sofort wieder in seine selbstgewählte Rolle als schweigender Zuhörer zurück.
    » Hat Wendell, bevor er nach Vietnam ging, im Baugewerbe gearbeitet?«
    » Nein.«
    Das Wort klang wie eine schlechte Prophezeiung in Viviens Ohren. Sie flüchtete sich in Illusionen.
    » Sind Sie sich sicher?«
    » Detective, ich bin zwar alt genug, um schon ein bisschen senil zu werden, aber so weit, dass ich mich nicht mehr an den Beruf meines Bruders erinnern kann, ist es noch nicht. Seine Ambitionen gingen in Richtung Musik. Er spielte Gitarre. Niemals hätte er eine Arbeit verrichtet, bei der das Risiko bestanden hätte, sich die Hände zu ruinieren.«
    Viviens Enttäuschung legte sich wie eisige Kälte über ihren Körper. Sie zog die Fotos, die sie bis nach Hornell geführt hatten, aus der Innentasche ihrer Jacke und hielt sie dem Mann hin.
    » Ist das Wendell?«
    Lester lehnte sich vor und betrachtete die Fotos, ohne sie in die Hand zu nehmen. Seine Antwort kam prompt und schien in alle Ewigkeit nachzuhallen.
    » Nein. Diesen Mann habe ich noch nie gesehen.«
    Der Hausherr lehnte sich in seinem Sessel zurück. Russells Stimme, die bis zu diesem Moment nicht zu hören gewesen war, überraschte alle im Zimmer.
    » Mr. Johnson, wenn dies nicht ihr Bruder ist, könnte es vielleicht ein Kamerad aus der Army sein. Normalerweise haben die Jungs, die in Vietnam gelandet sind, Fotos nach Hause geschickt. Fotos in Uniform, manchmal allein, meist aber mit irgendwelchen Kameraden. Gibt es von ihm vielleicht auch solche Bilder?«
    Lester Johnson warf ihm einen giftigen Blick zu, als hätte Russell mit dieser Frage seinen Traum zerstört, die Eindringlinge so bald wie möglich wieder loszuwerden.
    » Warten Sie einen Augenblick. Ich komme gleich wieder.«
    Er stand auf, verließ den Raum und schien eine

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