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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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löschte.
    » Großartig, Leute. Wo seid ihr?«
    »31 st Street, Ecke 7 th Street.«
    » Bringt ihn aufs Revier. Wir kommen sofort.«
    Vivien gab dem Fahrer ein Zeichen, und er fuhr sofort los. Von hinten berührte sie eine Hand an der Schulter.
    » Gute Arbeit, Mädchen.«
    Schon im nächsten Moment war das Lob wertlos. Eine andere Stimme kam aus dem Funkgerät und brachte Verwirrung und Verzweiflung mit sich.
    » Hier Fahrzeug einunddreißig vom Midtown South. Ich bin Agent Jeff Cantoni. Wir haben auch einen Mann, auf den die Beschreibung passt.«
    Sie hatten nicht die Zeit, sich zu fragen, was da vor sich ging, denn eine dritte Stimme kam hinzu.
    » Hier Agent Weber. Ich bin auf der 6 th Avenue, Ecke 32 nd Street. Hier ist eine Veteranenveranstaltung. Bestimmt zweitausend Männer tragen eine grüne Militärjacke.«
    Vivien schloss die Augen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie floh in ein Dunkel, in das nie wieder Sonne dringen zu wollen schien. Zu weinen gestattete sie sich erst, als die Dunkelheit und sie selbst eins geworden waren.

35
    Vivien trat aus dem Aufzug und ging langsam den Flur entlang.
    Vor der Tür holte sie den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss. Als sie ihn einmal herumgedreht hatte, öffnete sich die gegenüberliegende Tür, und Judith schaute heraus.
    » Hallo. Da bist du ja endlich.«
    Vivien war in einer Stimmung, die keine Störungen duldete.
    » Hallo, Judith. Entschuldige, aber ich habe es eilig.«
    » Möchtest du keinen Kaffee?«
    » Im Augenblick nicht. Danke.«
    Die alte Frau sah sie bedauernd und zugleich vorwurfsvoll an.
    » Das war ja zu erwarten von jemandem, der nur ans Trinkgeld denkt.«
    Mit einem arroganten Gesichtsausdruck schlug sie Vivien die Tür vor der Nase zu und schloss sich mit ihren vierbeinigen Freunden in eine Welt ein, die nur ihnen gehörte. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre Vivien über diese wunderliche Frau gerührt und belustigt gewesen. In der jetzigen Lage jedoch hatte sie keinen Raum für andere Gefühle als Wut, Enttäuschung und Selbstvorwürfe. Wegen sich selbst, wegen Greta, wegen Sundance. Wegen Pater McKean. Wegen all der Menschen, denen dieser Wahnsinnige noch ein wenig Leben zugestand, bevor er ein neues Inferno auslösen würde.
    Nachdem alle begriffen hatten, dass die Aktion schiefgelaufen war, hatte Bellew geschwiegen und Vivien nicht ins Gesicht zu schauen gewagt. Sie wussten beide, was geschehen würde. Am nächsten Tag würden sich im gesamten New York Police Department alle das Maul über diesen Einsatz zerreißen. Und der Chef würde, wie der Captain es vorausgesehen hatte, Erklärungen und vielleicht auch Köpfe fordern.
    Vivien war bereit, Pistole und Dienstmarke zurückzugeben, wenn es von ihr verlangt wurde. Sie hatte alles versucht, aber es war nicht gutgegangen. Verschuldet durch den Zufall, vor allem aber durch sie selbst und ihre Kopflosigkeit. Weil sie nicht daran gedacht hatte, rechtzeitig ein verfluchtes Handy einzuschalten. Die Tatsache, dass ihre Schwester gestorben war, war keine Entschuldigung. Sie war Polizistin, und ihre persönlichen Bedürfnisse und Gefühle mussten in einem Fall wie diesem zurückstehen. Das war ihr nicht gelungen, und sie war bereit, die Konsequenzen zu tragen.
    Wenn nun allerdings weitere Menschen starben, würde sie ihr Leben lang an dieser Schuld tragen.
    Sie betrat die Wohnung eines kranken, verzweifelnden Mannes, der sich über Jahre hinweg Wendell Johnson genannt hatte. Wieder diese Kahlheit, diese ausweglose Einsamkeit. Graues Licht fiel durchs Fenster, und alles wirkte erloschen, leblos, hoffnungslos, um sie herum und in ihrem Innern.
    Vivien ging durch die Wohnung in der Hoffnung, sie möge zu ihr sprechen.
    Was sie suchte, wusste sie selbst nicht, doch sie wusste, dass sich an diesem Ort irgendetwas befand, das sie noch nicht vollkommen ausgeschöpft hatte, etwas, das ihr ins Ohr geflüstert worden war, ohne dass sie es richtig verstanden hätte. Nun galt es, ruhig zu sein und alles zu vergessen, um sich wieder zu erinnern. Sie rückte den einzigen Stuhl vom Tisch ab, stellte ihn mitten in die Küche und setzte sich, die Beine gespreizt, die Unterarme auf den rauen Stoff der Jeans gestützt. Dann sah sie sich um.
    Das Handy in ihrer Jackentasche klingelte.
    Am liebsten hätte sie es sofort ausgeschaltet, ohne überhaupt nachzuschauen, wer da war. Dann seufzte sie, kramte es hervor und nahm den Anruf entgegen. Russells Stimme drang an ihr Ohr.
    » Vivien, endlich. Hier

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