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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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habt ihm nicht zugehört. Ihr habt ihn getötet …«
    Die Stimme war nun nicht mehr tief, sie hatte etwas Schrilles bekommen. Vivien versuchte, sich das Gesicht dieses Mannes im Halbdunkel eines Beichtstuhls vorzustellen. Für viele Menschen stand der Beichtstuhl für Sühne und Vergebung der Sünden. Für ihn war er nur ein Ort, an dem er den Tod verkünden konnte.
    » Und deswegen hast du beschlossen, diese grüne Jacke anzuziehen? Deswegen hast du so viele unschuldige Menschen getötet? Aus Rache?«
    Vivien begriff, dass Pater McKean ihr mit diesem Hinweis das Aussehen des Mannes bestätigen wollte. Und indem er versuchte, das Gespräch in die Länge zu ziehen, verschaffte er ihr die Zeit, den Zugriff zu organisieren.
    Sie nahm das Mikrofon wieder an den Mund.
    » Der Verdächtige ist ein Weißer, groß, dunkles Haar. Er trägt eine grüne Militärjacke. Er könnte bewaffnet und gefährlich sein. Ich wiederhole: Der Mann könnte bewaffnet und sehr gefährlich sein.«
    Der bestätigte ihre Befürchtung, indem er nun eine hasserfüllte Verwünschung ausstieß.
    » Rache und Gerechtigkeit fallen dieses Mal zusammen. Und Menschenleben zählen nichts für mich, so wie sie niemals etwas für euch gezählt haben.«
    Wieder die Stimme von Pater McKean.
    » Aber spürst du denn nicht die Heiligkeit dieses Ortes? Findest du nicht Frieden hier, in dieser Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist, dem Mann, der sich in seiner Bescheidenheit nicht für würdig hielt, Christus zu taufen?«
    Unter Vivien schien sich der Boden aufzutun. Johannes der Täufer? Deswegen hatte der Pater sie angerufen. Er hatte sie darüber informieren wollen, dass er aus irgendeinem Grund nicht in Saint Benedict war, sondern seinen wöchentlichen Besuch in Saint John the Baptist um einen Tag vorgezogen hatte.
    Sie schrie ihre Niederlage heraus.
    » Er ist nicht dort. Er ist nicht dort, verflucht.«
    Von hinten hörte sie Bellews besorgte Stimme.
    » Was sagst du da? Was ist los?«
    Mit einer Handbewegung bat sie ihn zu schweigen.
    » Im Ende liegt die Heiligkeit. Deswegen werde ich am Sonntag nicht ruhen. Und beim nächsten Mal werden die Sterne verschwinden und alle, die darunter stehen.«
    » Was bedeutet das? Ich verstehe das nicht.«
    Wieder die Stimme, selbstsicher, tief und bedrohlich.
    » Verstehen hilft nichts. Es genügt abzuwarten.«
    In der Pause, die nun folgte, sah Vivien Menschen sterben, hörte ihre Schreie im Dröhnen der Explosion, sah sie im Feuer verbrennen. Und sie selbst starb mit ihnen.
    Die Stimme fuhr mit ihren irrsinnigen Drohungen fort.
    » Das ist meine Macht. Das ist meine Pflicht. Das ist mein Wille.«
    Wieder eine Pause. Und dann der Gipfel des Wahns.
    » Ich bin Gott.«
    Vivien nahm das Funkgerät, stellte auf die normale Frequenz der Manhattaner Polizei um und wiederholte ihre Anweisung von vorhin.
    » An alle Fahrzeuge, die mithören. Hier spricht Detective Vivien Light vom 13 . Revier. Fahren Sie so schnell wie möglich zum Fashion District, zum Block zwischen 31 st und 32 nd Street zwischen 7 th und 8 th Avenue. Der Gesuchte ist ein Weißer, groß und dunkelhaarig. Er trägt eine grüne Militärjacke. Er kann bewaffnet und sehr gefährlich sein. Ich höre weiter mit.«
    Aus Viviens Handy kam nun die leise Stimme von Reverend McKean.
    » Vivien, hörst du mich?«
    » Ja.«
    » Er ist weg.«
    » Danke. Du warst großartig. Ich rufe dich später zurück.«
    Vivien ließ sich zurücksinken und gab dem Fahrer ein Zeichen.
    » Du kannst anhalten. Wir haben keine Eile mehr.«
    Während der Fahrer rechts heranfuhr, wand sich der Captain zwischen den Vordersitzen hindurch, um Vivien ins Gesicht zu sehen und sie zu zwingen, ihm ins Gesicht zu sehen.
    » Was ist los? Wer war das am Telefon?«
    Vivien blickte ihm in die Augen.
    » Das kann ich dir nicht sagen. Das Einzige, was ich dir sagen kann, ist, dass wir jetzt warten müssen. Und hoffen.«
    Bellew setzte sich wieder hin. Er hatte begriffen, dass irgendetwas schiefgegangen war, auch wenn er nicht wusste, was. Vivien wusste genau, wie sich ihr Vorgesetzter fühlte, ähnlich vermutlich wie sie. Keiner im Auto traute sich, etwas zu sagen. Minuten vergingen, und Zeit und Stille hatten dieselbe klebrige Dichte.
    Kurz darauf kam eine Stimme aus dem Funkgerät.
    » Hier spricht Agent Mantin von der Midtown South. Wir haben jemanden, der zu der Beschreibung passt. Er trägt eine grüne Militärjacke.«
    Vivien spürte, wie Erleichterung sie überflutete und jede Flamme

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