Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
los und weiten Ihre Wahrnehmung auf die ganze Umgebung aus. Nach einigen Sekunden fokussieren Sie wieder auf den Gegenstand, um dann wieder zu entspannen. Immer abwechselnd ein paar Sekunden fokussieren und ein paar Sekunden loslassen.
Meditation in der Asana-Praxis
In Ihrer Asana-Praxis üben Sie Dharana, wenn Sie in jeder Position darauf achten, fokussiert und gesammelt zu sein. Der nächste Schritt besteht darin, immer weniger willentlich zu tun und innerlich loszulassen. Sich aus dem Zentrum in die Weite zu öffnen. Nehmen Sie wahr, wie der Atem und die Lebensenergie fließen. Geben Sie sich der Position hin und erlauben Sie sich, darin aufzugehen.
In Shavasana – der Entspannungsposition am Ende der Praxis – gelingt das am einfachsten. Nach der körperlichen Aktivität fällt es leichter, in einen meditativen Zustand zu fallen. Verweilen Sie möglichst regungslos in der Totenstellung und spüren Sie, wie sich Ihr Körper mit jedem Atemzug mehr und mehr entspannt. Lassen Sie die Schwerkraft wirken und vertrauen Sie sich ganz dem Boden und der Erde an.
Atma Vichara
Eine sehr bekannte Form von Vichara ist Atma Vichara, die Ergründung des Selbst. Ramana Maharshi 21 empfiehlt, nach innen zu gehen und sich beständig die Frage „Wer bin ich?“ zu stellen: „Spüre die Wurzel deiner Persönlichkeit auf! Finde heraus, wo der Ich-Gedanke entspringt! Wende den Geist nach innen! Mit der Praxis werden sich die Gedankenströme beruhigen und du fühlst eine untrügliche Intuition. Überlasse dich dieser Intuition. Lass dein Denken ein Ende nehmen und sie wird dich ans Ziel bringen.“ 22
Das Höhere Selbst befragen
Hier geht es darum, sich in Meditation mit der inneren Weisheit zu verbinden und statt auf die Stimme des Verstandes auf die leise Stimme der Seele zu lauschen. In den Yamas und Niyamas finden Sie viele Fragen, mit denen Sie sich an Ihr Höheres Selbst wenden können:
• Ihre Absichten prüfen
• In die Schuhe des anderen schlüpfen
• Herausfinden, warum Sie lügen
• Ihre Innenwelt untersuchen
• Geben und teilen
• Der inneren Führung folgen
• Die eigenen Wünsche untersuchen
• Im Hier und Jetzt für Zufriedenheit sorgen
• Tiefgehende Fragen
• Ihren imaginären Mentor befragen
• Die Liebe einladen (Ishvara Pranidhana)
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie über ein Problem reflektieren und plötzlich Antworten oder Informationen in Ihrem Bewusstsein aufsteigen, ohne dass Sie wissen, woher dieses Wissen stammt. Meditation ist ein höherer Bewusstseinszustand, in dem Erkenntnisse auftauchen, zu denen Sie im normalen Alltagsbewusstsein keinen Zugang haben. Prüfen Sie den Wahrheitsgehalt nicht mit Ihrem Verstand, sondern mit Ihrem Herzen. Es ist meist ein Wissen, das Ihr Herz als wahr erkennt und das Sie in Ihrem Innersten zutiefst berührt. Sie wissen einfach, dass es wahr ist. Es ist sinnvoll, Ihre Einsichten in einem Notizbuch festzuhalten – ähnlich wie bei Träumen neigen wir sonst dazu, sie bald wieder zu vergessen.
Bei der Meditation geht es darum, die Wahrheit
in jedem Augenblick zu sehen – nicht die absolute Wahrheit,
sondern in jedem Moment das Wahre und Unwahre.
Krishnamurti
8. Samadhi
Erleuchtung
Ein junger Mann war seit Jahren auf der Suche nach Erleuchtung. Eines Tages, am Fuße eines steilen Berges, begegnete ihm ein alter Mann, der einen großen Sack auf seinen Schultern trug. Der Junge wusste augenblicklich, dass dieser Mann auf dem Gipfel gewesen war und das Geheimnis kannte, nach dem sich sein Herz so sehr sehnte. „Meister“, sprach er ihn an, „sag mir bitte, was Erleuchtung ist.“
Der alte Mann lächelte, bückte sich, ließ seinen schweren Sack auf den Boden gleiten und richtete sich auf.
„Ich verstehe!“, sagte der junge Mann. „Und was kommt nach der Erleuchtung?“
Der alte Mann lächelte wiederum, bückte sich, lud den schweren Sack auf seinen Rücken und ging seines Weges.
(Quelle unbekannt)
tad eva artha matra nirbhasam svarupa-sunyam iva
samadhih
Genau dann, wenn nur noch das Motiv leuchtet
und das meinende Selbst verschwindet,
tritt die vollkommene Erkenntnis ein.
Samadhi ist die letzte und höchste Stufe auf dem achtfachen Yoga-Pfad und wird meist übersetzt mit Erleuchtung, Einheitserfahrung oder vollkommene Erkenntnis. Samadhi entsteht aus Dhyana – wenn wir uns in der Meditation so sehr auf ein Objekt oder Thema einlassen, dass wir völlig erfüllt sind davon und sich das Selbst mit dem gewählten Fokuspunkt vereint.
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