Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
die die Holzbücher vernichtete, und sie waren bereit, dafür zu zahlen. Gut so, dachte Will. Sollten sie zahlen. Er hatte noch viel zu berichten.
Optimal wäre, er fasste Mark Rieger und könnte schildern, wie er den Berliner Serienmörder schnappte.
300.000 verkaufte Bücher wären garantiert. Und dann die Taschenbücher, die Auslandsrechte und das Hörbuch.
Allerdings hatte er keine Ahnung, wo er suchen sollte. Rieger war nicht nur untergetaucht, er hatte sich regelrecht in Luft aufgelöst.
Und wohin nun?
Tatsächlich ins Hotel und Langeweile schieben? Fernsehen, sich einen runterholen und schlafen?
Er nickte. Ja, genau das. Aber vorher noch an einer Tanke vorbeifahren. Was zu trinken kaufen. Cola Light.
10
Daniela behielt ihre unbarmherzige Einstellung gegenüber Oliver nicht bei. Das konnte sie nicht, zu sehr liebte sie ihren hübschen blonden Sohn.
Die nächste Zeit war ereignislos, abgesehen davon, dass Daniela sich über eine Arbeitskollegin ärgerte, die mit dem Filialleiter schlief und sich deshalb über Gebühr aufplusterte.
Die Arbeit tat ihr gut.
Zwar waren die Samstagsmittagsschichten lästig und oftmals musste sie länger arbeiten, als es ihr Vertrag vorschrieb, doch das Arbeitsklima war entgegen den sehr kritischen Berichterstattungen über die Zustände bei Discountern angenehm. Bisher hatte sie keine Überwachungskameras entdeckt, auch die Vorgesetzten behandelten sie anständig.
Inzwischen war sie zur stellvertretenden Filialleiterin befördert worden. Nun arbeitete sie ganztags, was sie sich erlaubte, da Oliver immer selbständiger wurde und keinen Ärger verursachte. Stefan war damit einverstanden und brachte nach wie vor sehr viel Geld nach Hause.
Es war ein Samstag, als sie zum Bäcker fuhr, um der Familie ein schönes Frühstück zu bereiten und die BILD kaufte. Das liebte sie. Sie mochte Stefans verschlafenes Gesicht, wenn sie ihm einen frisch aufgebrühten Kaffee auf den Nachttisch stellte. Sogar wenn er fest schlief, begannen früher oder später seine Nasenflügel zu beben und er erwachte vom Kaffeegeruch. Das fand sie faszinierend und süß. Oh ja, sie liebte den Mann noch immer und so würde es immer sein.
Oliver deckte den Tisch und machte Rührei. Sein neuestes Interesse war die Küche. So oft er konnte, schnappte er sich Töpfe und Pfannen und kochte Rezepte nach. Endlich fand sie ihn vor dem Fernseher, wo er Kochshows anschaute, die ihn begeisterten, allerdings nur die. Er war begabt, seine Menüs schmeckten wunderbar.
Darin ging er auf.
Und Daniela auch.
Denn ihre Ängste verließen sie. Sie arrangierte sich mit Oliver. Er war, wie er war. Seine schulischen Leistungen waren bestens, es gab keine Klagen. Er war folgsam und las nach wie vor sehr viel und hatte sich nichts mehr zuschulden kommen lassen.
Eines seiner Lieblingsbücher war Die Augen der Dunkelheit oder so. Jedenfalls irgendwas mit Dunkelheit. Das Buch eines Ex-Polizisten, der Serienmörder gejagt hatte. Darüber war sie nicht glücklich. Kein gutes Thema. Lieber hätte sie ihn am Computer gesehen, sogar Ballerspiele hätte sie ihm erlaubt, aber man konnte schließlich nicht alles haben, nicht wahr?
Obwohl sie wusste, dass sie ungebildet war, verabscheute sie die BILD und fragte sich stets, warum ein gebildeter Mann wie Stefan dieses Schmutzblatt so gerne las.
Weil es die vierte Macht ist, sagte er, und sie fragte sich, wer die anderen drei Mächte sein sollten.
Sie sei die Stimme des Volkes, sagte Stefan.
Das erschreckte sie. Wenn dieses Blatt die Stimme des Volkes war, sprach das Volk nur noch über Tod und Verderben. Über Skandale und über Freundschaften, die heute groß waren und morgen in Feindschaft umschlugen, wie sie am Beispiel von Präsident Wulff begriffen hatte. So also war das Volk? Dann war es noch ungebildeter als sie selbst, die nie die Möglichkeit gehabt hatte, eine höhere Schule zu besuchen, da dafür die intellektuelle Schwester auserkoren worden war, die inzwischen ihren Doktortitel gemacht hatte und ihr so fremd war wie der Mond.
Daniela war die Arbeiterin der Familie, denn irgendwer musste schließlich auch so etwas tun. Sie war diejenige, die in der REWE-Gruppe ihre Lehre absolvierte. Kisten schleppen, Fleisch verkaufen, manchmal an der Kasse sitzen. Während Schwesterherz finanziell nicht nur unterstützt wurde, sondern von Papa und Mama gehätschelt Karriere machte.
So würde sie ihr eigenes Kind niemals behandeln. Sie würde ihm eine gute, gerechte Mutter sein. Das
Weitere Kostenlose Bücher