Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...
Mohammad, dem Propheten der Gnade, von Jesus Christus und von Buddha gelernt habe. Dies ist das Vermächtnis der Veränderung, das mir Martin Luther King, Nelson Mandela und Muhammad Ali Jinnah hinterlassen haben. Dies ist die Philosophie der Gewaltlosigkeit, die ich von Gandhi, Bacha Khan und Mutter Teresa gelernt habe. Und dies ist die Vergebung, die ich von meinem Vater und von meiner Mutter gelernt habe. Dies ist es, was meine Seele mir sagt: Sei friedvoll und liebe alle und jeden.
Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir der Dunkelheit begegnen, erkennen wir die Bedeutung von Licht. Wir erkennen die Bedeutung unserer Stimme, wenn wir zum Schweigen gebracht werden. Und so haben wir im Swat im Norden Pakistans beim Anblick der Waffen die Bedeutung von Stiften und Büchern erkannt.
Das Sprichwort »Der Stift ist mächtiger als das Schwert« hat recht. Die Extremisten hatten und haben Angst vor Büchern und Stiften. Sie fürchten sich vor der Macht der Bildung. Sie fürchten sich vor Frauen. Die Kraft weiblicher Stimmen macht ihnen Angst. Deshalb haben sie bei dem jüngsten Anschlag in Quetta 14 unschuldige Schülerinnen ermordet. Deshalb haben sie in Khyber Pakhtunkhwa Lehrerinnen und Frauen im Gesundheitsdienst ermordet, die sich gegen Kinderlähmung einsetzten. Deshalb sprengen sie Tag für Tag Schulen in die Luft. Weil sie Angst vor Veränderung hatten und haben, Angst vor der Gleichberechtigung, die wir in unsere Gesellschaft hineinbringen werden.
Ich erinnere mich an einen Jungen in unserer Schule, der von einem Journalisten gefragt wurde: »Weshalb sind die Taliban gegen Bildung?« Seine Antwort war ganz einfach. Er zeigte auf sein Buch und sagte: »Ein Taliban weiß nicht, was in diesem Buch geschrieben steht.« Sie glauben, Gott sei ein winzig kleines konservatives Wesen, das Mädchen zur Hölle schickt, nur weil sie zur Schule gehen. Die Terroristen missbrauchen den Islam und die paschtunische Gesellschaft zu ihrem eigenen persönlichen Vorteil. Pakistan ist ein friedliebendes, demokratisches Land. Die Paschtunen wollen Bildung für ihre Söhne und Töchter. Und der Islam ist eine Religion des Friedens, der Menschlichkeit und der Brüderlichkeit. Der Islam spricht nicht nur vom Recht eines jeden Kindes auf Bildung, sondern sagt, dass Bildung seine Pflicht und seine Verantwortung ist.
Sehr verehrter Präsident der Generalversammlung, für Bildung ist Frieden unerlässlich. In vielen Teilen der Welt, vor allem in Pakistan und Afghanistan, halten Terrorismus, Kriege und Konflikte Kinder davon ab, zur Schule zu gehen. Wir alle sind diese Kriege leid.
In vielen Teilen der Welt leiden Frauen und Kinder auf vielerlei Weise. In Indien sind unschuldige und arme Kinder Opfer von Kinderarbeit. In Nigeria wurden viele Schulen zerstört. In Afghanistan leiden die Menschen seit Jahrzehnten unter den Behinderungen durch den Extremismus. Mädchen werden ins Haus gesperrt, um zu arbeiten, und schon sehr jung zur Heirat gezwungen. Armut, Unwissenheit, Ungerechtigkeit, Rassismus und die Aberkennung der Grundrechte sind die größten Probleme, mit denen Männer sowie Frauen konfrontiert sind.
Liebe Weggefährten, heute richte ich mein Hauptaugenmerk auf die Rechte der Frauen und auf die Bildung von Mädchen, weil sie am meisten zu leiden haben. Es gab Zeiten, da baten sozialpolitische Aktivistinnen die Männer, sich für ihre Rechte starkzumachen. Diesmal jedoch stehen wir für uns selbst ein. Ich sage nicht, dass Männer davon Abstand nehmen sollen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen. Ich möchte mich vielmehr darauf konzentrieren, dass Frauen sich befreien und selbst für ihre Rechte kämpfen.
Es ist also an der Zeit, Schwestern und Brüder, die Stimme zu erheben. Und so richten wir heute unseren Appell an die Führer der Welt, ihre Strategien zugunsten von Frieden und Wohlstand in eine neue Richtung zu lenken.
Wir fordern die Führer der Welt dazu auf, mit sämtlichen Friedensabkommen die Rechte von Frauen und Kindern zu schützen. Ein Abkommen, das die Rechte der Frauen ignoriert, ist inakzeptabel.
Wir fordern sämtliche Regierungen dazu auf, die verpflichtende, kostenfreie Schulbildung für jedes Kind auf der ganzen Welt einzuführen.
Wir fordern sämtliche Regierungen dazu auf, den Kampf gegen Terrorismus und Gewalt aufzunehmen und Kinder vor Brutalität und körperlichem Schaden zu beschützen.
Wir fordern die Industriestaaten dazu auf, den Ausbau von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen
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