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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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man uns, Seema habe sich umgebracht. Wir fanden heraus, dass ihre eigene Familie sie vergiftet hatte.
    Bei uns gibt es den Brauch
swara ,
der vorsieht, dass ein Mädchen an einen anderen Stamm abgegeben werden kann, um einen Streit zu beenden. Der Brauch ist offiziell verboten, besteht aber fort. In dem Dorf gab es eine Witwe, die Soraya hieß. Sie hatte einen Witwer aus einem anderen Stamm geheiratet, der mit ihrer Familie verfeindet war. Niemand darf eine Witwe ohne Zustimmung ihrer Familie ehelichen. Als Sorayas Angehörige von der Eheschließung erfuhren, waren sie wütend. Sie bedrohten die Familie des Witwers, bis eine jirga der Dorfältesten einberufen wurde, um den Streit zu schlichten. Die Versammlung beschloss, die Familie des Witwers müsse damit bestraft werden, dass sie ihr schönstes Mädchen an den unbegehrtesten Mann des gegnerischen Stammes verheiratete. Der Junge war ein Tunichtgut und so arm, dass der Vater des Mädchens für sämtliche Ausgaben aufkommen musste. Warum soll das Leben eines Mädchens ruiniert werden, um einen Streit zu schlichten, mit dem sie nichts zu tun hat?
    Als ich bei meinem Vater über solche Sitten klagte, sagte er, in Afghanistan sei es noch schlimmer. Kurz vor meiner Geburt hatten Taliban, die von einem einäugigen Mullah angeführt wurden, die Macht im Land übernommen und die Mädchenschulen verbrannt. Sie zwangen die Männer, sich einen ellenlangen Bart wachsen zu lassen, und die Frauen mussten eine Burka tragen. Es sah aus, als würden sie in einem großen Federball herumlaufen, mit nur einem Gitter zum Durchgucken. Wenigstens mussten wir die nicht anziehen. Er sagte, die Taliban hätten den Frauen sogar verboten, laut zu lachen oder weiße Schuhe zu tragen, weil Weiß die Farbe unseres Propheten sei. Und sie hätten sie eingesperrt und geschlagen, nur weil sie ihre Nägel lackiert hatten. Ich schauderte, wenn er mir solche Sachen erzählte.
    Ich las meine Bücher,
Anna Karenina
oder die Romane von Jane Austen, und vertraute auf die Worte meines Vaters: »Malala ist frei wie ein Vogel.« Wenn ich von den Greueltaten in Afghanistan hörte, pries ich das Swat. Hier können Mädchen zur Schule gehen, sagte ich dann. Man fühlt sich frei, wenn man die Welt draußen nicht kennt. Die Taliban waren gleich um die Ecke, und wenn ich auch glaubte, ich könnte erreichen, was immer ich wollte, war diese Freiheit bedroht. Mein Vater pflegte zu sagen: »Ich werde deine Freiheit schützen, Malala. Gib deine Träume nicht auf.«
    An unserer Schule wurde auch Theater gespielt.
    Beim Malen in der Schule.

5
    Weshalb ich keine Ohrringe trage und Paschtunen nicht danke sagen
    I m Alter von sieben Jahren hatte ich mich daran gewöhnt, in meiner Klasse die Beste zu sein. Ich war diejenige, die anderen Schülerinnen half, wenn sie Schwierigkeiten hatten. »Malala ist ein Genie«, sagten meine Klassenkameradinnen. Außerdem war ich dafür bekannt, überall dabei zu sein – Badminton, Theatergruppe, Kricket, Kunst, sogar beim Singen, obwohl ich das nicht besonders gut kann. Als dann eine neue Schülerin zu uns in die Klasse kam, Malka-e-Noor, dachte ich mir nichts dabei. Ihr Name bedeutet »Königin des Lichts«, und sie sagte, sie wolle Pakistans erster weiblicher Armeechef werden. Ihre Mutter war Lehrerin an einer anderen Schule, und das war ungewöhnlich, denn keine unserer Mütter arbeitete. Am Anfang sagte Malka-e-Noor im Unterricht nicht besonders viel. Der Wettbewerb hatte bis jetzt immer zwischen mir und meiner besten Freundin Moniba stattgefunden. Sie hatte eine wunderschöne Handschrift, was die Prüfer mochten, aber ich wusste, dass ich sie beim Inhalt ausstechen konnte. Als wir die Jahresabschlussprüfungen schrieben und Malka-e Erste wurde, war ich schockiert. Zu Hause musste ich furchtbar weinen, und meine Mutter musste mich trösten.
    Um jene Zeit zogen wir wieder um, von der Straße, in der auch Moniba wohnte, weg in eine Gegend, in der ich keine Freundinnen hatte. In der neuen Straße lebte dann Safina. Sie war ein bisschen jünger als ich, und wir fingen an, miteinander zu spielen. Sie war ein verwöhntes Mädchen mit vielen Puppen und einer ganzen Schuhschachtel voller Schmuck. Trotzdem beäugte sie immer mein rosarotes Plastikhandy, das mein Vater mir gekauft hatte, eines der wenigen Spielzeuge, die ich besaß. Mein Vater telefonierte ständig mit seinem Handy, und ich liebte es, ihn nachzumachen. Ich tat so, als würde auch ich mit meinem ständig Gespräche führen.

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