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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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ich Gott in meinen Gebeten um Verzeihung.
     
    Meine Eltern teilen alles miteinander, und schon bald wusste mein Vater, weshalb ich so traurig war. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass ich ihn enttäuscht hatte.
    Ich wollte, dass er stolz auf mich war, so wie damals in der Schule, als ich mit dem Preis für die Jahrgangsbeste ausgezeichnet wurde. Oder an dem Tag, als unsere Vorschullehrerin Miss Ulfat ihm erzählte, ich hätte für meine Klassenkameraden »Wir sprechen nur Urdu« an die Tafel geschrieben, damit wir die Sprache schneller lernten.
    Mein Vater tröstete mich, indem er mir von den Fehlern erzählte, die einige unserer Helden begangen hatten, als sie noch Kinder waren. Er berichtete mir von einer Äußerung Mahatma Gandhis: »Freiheit ist nichts wert, wenn sie nicht auch die Freiheit beinhaltet, Fehler zu machen.«
    In der Schule hatten wir Geschichten über unseren Staatsgründer Muhammad Ali Jinnah gelesen. Als Junge hatte er in Karachi im Schein der Straßenlaternen gelernt, weil es bei ihm zu Hause kein Licht gab. Den anderen Jungen sagte er, sie sollten nicht im Staub mit Murmeln spielen, sondern lieber Kricket, damit sie sich die Hände und Anziehsachen nicht schmutzig machten.
    Vor dem Büro meines Vaters in der Schule hängt die in unsere Sprache übersetzte, gerahmte Kopie eines Briefs von Abraham Lincoln, geschrieben an den Lehrer seines Sohnes. Es ist ein wunderschöner Brief voll guter Ratschläge: »Lehren Sie ihn nach Möglichkeit die Wunder der Bücher … Doch gewähren Sie ihm auch die Zeit, über das große Rätsel der Vögel am Himmel nachzusinnen, der Bienen in der Sonne und der Blumen auf einem grünen Hügel. Bringen Sie ihm bei, dass es ehrenvoller ist zu scheitern, als zu betrügen.«
    Ich glaube, einmal im Leben macht jeder einen Fehler. Wichtig ist, dass man daraus lernt.
    Das ist der Grund, weshalb ich Schwierigkeiten mit unserem
Paschtunwali
-Kodex habe. Von uns wird erwartet, dass wir für das Unrecht, das uns widerfahren ist, Rache nehmen, aber wo hört es dann auf? Wenn ein Mann von einem anderen Mann getötet oder verletzt wird, muss Vergeltung geübt werden, um das wiederherzustellen, was wir
nang
oder Ehre nennen. Das kann geschehen, indem man ein beliebiges männliches Mitglied der gegnerischen Familie umbringt oder ihm Schaden zufügt. Und dann muss wieder Rache genommen werden. Und immer so weiter.
    Khushal Khan Khattak, der Held meines Vaters, hat darüber viele Couplets geschrieben. »Bis er Rache genommen hat an seinem Feind, wird ein echter Mann nicht schlafen, noch isst er oder ruht«, lautet eines davon.
    Unser Volk ist von Rache besessen. Ein zeitliches Limit existiert nicht. Bei uns gibt es ein Sprichwort: »Der Paschtune hat nach zwanzig Jahren Rache genommen, und ein anderer meinte, das sei zu bald gewesen.«
    Wir haben eine Menge Sprichwörter, ein weiteres lautet: »Der paschtunische Stein rostet im Wasser nicht«, und das bedeutet, dass wir weder vergessen noch vergeben. Das ist auch der Grund, weshalb wir das Wort »danke«,
mannana,
so gut wie nie verwenden. Wir glauben, dass ein Paschtune das Gute, das ihm widerfährt, nie vergessen wird und dass er es irgendwann erwidern wird, genau wie er es mit Unheil tut. Eine Gefälligkeit kann nur mit Gefälligkeit bezahlt werden und lässt sich nicht mit Worten wie »danke schön!« begleichen.
    Viele Familien leben auf ummauerten Grundstücken mit Wachtürmen, damit sie ihre Feinde im Auge behalten können. Wir kannten viele Opfer solcher Fehden. Zum Beispiel Sher Zaman, ein Mann aus dem Dorf meines Vaters, der in der Schule immer eine Note besser war als mein Vater. Mein Großvater und mein Onkel trieben meinen Vater zum Wahnsinn, weil sie ständig frotzelten: »Du bist nicht so gut wie Sher Zaman.« Fast hätte er sich gewünscht, dass ein Felsen seinen Mitschüler erschlagen möge. Doch Sher Zaman ging nicht aufs College und wurde schließlich Verkäufer in der Apotheke von Barkana. Seine Familie geriet dann eines Tages in Streit mit ein paar Vettern. Es ging darum, wem ein kleines Waldstück gehörte. Eines Tages war Sher Zaman mit zwei Brüdern unterwegs dorthin, als sie vom Onkel und einigen seiner Männer aus dem Hinterhalt überfallen wurden. Alle drei wurden getötet.
    Als respektiertes Mitglied der Gemeinde wurde mein Vater oft gerufen, um bei Fehden zu schlichten. Er hielt nichts von badal  – Rache – und versuchte auch immer, den Leuten klarzumachen, dass beide Seiten unter dem fortwährenden

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