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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Menschen, und wir gehören dazu.«
    Dass ich die Preise erhielt, hatte übrigens noch einen anderen Nachteil – ich versäumte zu oft die Schule. Nach den Prüfungen im März war der Pokal, der in meine neue Vitrine wanderte, der für den zweiten Platz.

19
    Eine private Talibanisierung
    L ass uns
Twilight
spielen und so tun, als wären wir Vampire im Wald«, sagte ich zu Moniba. Wir waren auf einem Schulausflug in Marghazar, einem wunderschönen grünen Tal. Die Luft dort ist kühl, und es gibt in der Gegend einen hohen Berg und einen Fluss mit kristallklarem Wasser, an dem wir unser Picknick abhalten wollten. Ganz in der Nähe liegt das Hotel White Palace, das früher die Sommerresidenz des
Wali
war.
    Wir schrieben April 2012 . Unsere Prüfungen waren vorüber, und so waren wir alle entspannt. Wir, das war eine Gruppe von etwa 70 Mädchen. Unsere Lehrer und meine Eltern waren mit von der Partie. Mein Vater hatte von den
Flying Coaches
drei Busse gemietet, aber der Platz reichte trotzdem nicht für alle. Daher fuhren fünf von uns – Moniba, Seerat, zwei andere Mädchen und ich – im Dyna, unserem Schul-Van. Dort saßen wir nicht gerade bequem, was in erster Linie daran lag, dass wir riesige Töpfe voll Huhn und Reis fürs Picknick dabeihatten, die auf dem Boden standen.
    Aber es war nur eine halbe Stunde Fahrt, und es machte Spaß. Wir sangen auf dem ganzen Weg. Moniba sah einfach toll aus mit ihrem porzellanweißen Teint.
    »Was für eine Hautcreme benutzt du denn?«, fragte ich sie.
    »Dieselbe wie du«, antwortete sie.
    Ich wusste, dass das nicht stimmen konnte. »Unsinn. Schau meine dunkle Haut an und dann deine helle.«
    Wir besichtigten das White Palace, den Raum, in dem die Königin von England genächtigt hatte, und Gärten mit herrlichen Blumen. Leider konnten wir die Gemächer des
Wali
nicht sehen, weil sie von der Flut zerstört worden waren. Eine Zeitlang rannten wir im grünen Wald herum. Wir machten Fotos und wateten durch den Fluss. Natürlich bespritzten wir uns dabei gegenseitig mit Wasser. Die Tropfen glitzerten in der hellen Sonne. Ein Wasserfall stürzte sich über steile Klippen nach unten, und wir blieben auf den Felsen sitzen und lauschten ihm. Dann fing Moniba wieder an, mich vollzuspritzen.
    »Hör auf damit! Ich will nicht, dass meine Kleider nass werden!«, rief ich. Dann ging ich mit zwei anderen Mädchen weg, die Moniba nicht leiden konnte. Diese Mädchen gossen noch Öl ins Feuer. Bei uns heißt das: »Masala auf eine Situation streuen.« Und schon hatten Moniba und ich die notwendigen Zutaten für einen weiteren Streit.
    Ich war ziemlich aufgebracht, aber meine Laune besserte sich, als wir einen Abhang erklommen hatten. Dort oben wurde nämlich gerade unser Essen zubereitet. Usman Bhai Jan, unser Fahrer, brachte uns wie immer zum Lachen. Madam Maryam hatte ihren kleinen Sohn mitgebracht und Hannah, ihre zweijährige Tochter, die aussah wie ein kleines Püppchen, es in Wirklichkeit aber faustdick hinter den Ohren hatte.
    Das Mittagessen war die reinste Katastrophe. Als sie die Pfannen aufs Feuer stellten, um das Hühnercurry warm zu machen, hatten die Helfer plötzlich Bedenken, es könnte nicht für alle reichen. Also streckten sie es mit Wasser aus dem Fluss. Wir Mädchen fanden, das sei das schlechteste Curry, das wir je gegessen hätten. Es war so wässrig, dass ein Mädchen meinte: »Da spiegelt sich der Himmel drin.«
    Wie auf all unseren Ausflügen wollte mein Vater, dass wir uns am Ende aufstellten und unsere Eindrücke schilderten, bevor wir wieder abfuhren. An jenem Tag redeten wir nur davon, wie mies das Essen gewesen war. Meinem Vater war das ziemlich peinlich, so dass er ausnahmsweise einmal nicht wusste, was er sagen sollte.
    Am nächsten Morgen kam ein Angestellter der Schule und brachte uns Milch, Brot und Eier fürs Frühstück. Mein Vater empfing ihn an der Tür, Frauen hatten im Gebäude zu bleiben. Der Mann sagte, ein Ladenbesitzer habe ihm die Fotokopie eines Briefes mitgegeben.
    Als mein Vater ihn las, wurde er bleich. »Mein Gott, das ist ein schrecklicher Schlag gegen unsere Schule«, sagte er später zu meiner Mutter.
    »Liebe muslimische Brüder«, las er uns vor. »Es gibt da eine Schule, die Khushal-Schule, die von einer NGO geführt wird. (In unserem Land hat der Begriff » NGO « bei religiösen Menschen einen miserablen Beiklang. Etwas als NGO zu bezeichnen erregt den Zorn des Volkes.) Sie ist ein Sammelplatz von Vulgärem und Obszönem. Ein Hadith

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