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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Schule kamen, klebte am Tor ein mit schwarzer Tinte geschriebener Brief. »Herr, die Schule, die Sie leiten, ist westlich und ungläubig«, hieß es darin. »Sie unterrichten Mädchen und haben Uniformen, die unislamisch sind. Beenden Sie das – oder Sie werden Ärger bekommen, und Ihre Kinder werden um Sie jammern und weinen.« Der Brief war mit »
Fedajin-e Islam
 – Die sich für den Islam opfern« unterschrieben.
    Mein Vater beschloss, die Jungen statt Hemd und Hose nun einen Shalwar Kameez, weite, pyjamaartige Hosen und ein T-Shirt, als Uniform tragen zu lassen. Wir Mädchen blieben beim Shalwar Kameez in Königsblau mit weißem Dupatta, einem Kopftuch. Uns wurde auch geraten, beim Betreten und Verlassen der Schule den Kopf bedeckt zu lassen.
    Sein Freund Hidayatullah riet ihm, fest zu bleiben. »Ziauddin, du hast Charisma. Du kannst deine Stimme erheben und den Widerstand gegen sie organisieren«, meinte er. »Es geht im Leben doch nicht nur darum, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid wieder auszuatmen. Du kannst alles hinnehmen, was die Taliban dir aufzuzwingen versuchen, oder du kannst dich dagegen wehren.«
    Mein Vater erzählte uns, was Hidayatullah ihm geraten hatte. Dann schrieb er einen Brief an die
Daily Azadi,
unsere Lokalzeitung: » An die Fedajin-e Islam. Dies ist nicht der rechte Weg, den Islam zu praktizieren. Bitte tut meinen Kindern nichts an, denn sie beten jeden Tag zu demselben Gott, an den ihr glaubt. Ihr könnt mir das Leben nehmen, aber bitte tötet meine Schulkinder nicht.«
    Als mein Vater den Brief abgedruckt in der Zeitung sah, war er sehr bekümmert. Ziemlich versteckt hatte man ihn auf einer Innenseite veröffentlicht, und der Herausgeber hatte gegen seinen Willen seinen Namen und die Adresse der Schule bekanntgegeben. Doch viele Menschen riefen ihn an und gratulierten ihm: »Du hast den ersten Stein in stehendes Wasser geworfen. Jetzt haben wir den Mut zu sprechen.«

10
    Toffees, Tennisbälle und die Buddhas von Swat
    Z uerst nahmen die Taliban uns unsere Musik, dann unsere Buddhas und zuletzt unsere Geschichte. Schulausflüge gehörten zu den Dingen, die wir am liebsten mochten. Wir hatten das Glück, in einem Paradies wie dem Swat-Tal zu leben, wo es viele wunderschöne Orte gibt, die man besuchen kann – Wasserfälle, Seen, das Skigebiet, den Palast des
Wali,
die Buddha-Statuen und das Grabmal des Akhund von Swat. Orte, an die sich zahlreiche Begebenheiten unserer Geschichte knüpfen. Schon Wochen vorher waren diese Ausflüge unser wichtigstes Gesprächsthema, und wenn der große Tag endlich da war, zogen wir unsere schönsten Sachen an und quetschten uns mit riesigen Töpfen voller Hühnchen und Reis fürs Picknick in die Busse. Ein paar von uns hatten Fotoapparate und schossen Bilder. Am Abend dann ließ mein Vater uns der Reihe nach auf einem Stein Aufstellung nehmen. Dann mussten wir erzählen, was wir erlebt hatten. Nach dem Auftauchen von Fazlullah war Schluss mit Schulausflügen. Mädchen hatten sich außerhalb des Hauses nicht zu zeigen.
    Die Taliban zerstörten die buddhistischen Statuen und Stupas, in deren Nähe wir immer gespielt hatten. Tausende von Jahren gab es sie, sie waren Teil unserer Geschichte seit der Zeit der Kuschan-Kaiser. Sie glaubten, jede Statue und jedes Gemälde sei sündhaft und unislamisch, deshalb mussten sie verboten werden. Eines schrecklichen Tages sprengten sie sogar dem Jehanabad-Buddha, der nur eine halbe Autostunde von Mingora entfernt in eine Felswand gemeißelt sieben Meter hoch in den Himmel ragt, das Gesicht weg. Archäologen sind der Ansicht, dass diese Figur fast genauso bedeutend war wie die Buddhas von Bamiyan, die von den afghanischen Taliban gesprengt wurden.
    Die Swat-Taliban brauchten zwei Anläufe, um sie zu zerstören. Beim ersten Mal bohrten sie Löcher in den Fels und füllten sie mit Dynamit, doch das klappte nicht. Ein paar Wochen später, am 8 . Oktober 2007 , probierten sie es wieder. Dieses Mal gelang es ihnen, das Gesicht des Buddha, das sieben Jahrhunderte über das Swat-Tal gewacht hatte, wegzusprengen. Das Swat-Museum brachte seine Ausstellungsstücke in Sicherheit. Die Taliban wurden zu erklärten Feinden unserer Kunst, unserer Kultur und unserer Geschichte. Sie zerstörten alles Alte und brachten nichts Neues mit.
    Sie bemächtigten sich des Smaragdbergs mit seiner großen Mine und verkauften die wunderschönen Steine, um mit dem Geld ihre grässlichen Waffen zu kaufen. Sie hielten die Hand auf bei den

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