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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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mein Vater gab die Hoffnung nicht auf. Er glaubte fest daran, dass die Zerstörung irgendwann ein Ende finden würde. Aber wenn ihn etwas deprimierte, dann die Plünderungen an den in die Luft gesprengten Schulen – Möbel, Bücher, Computer, alles wurde gestohlen, und zwar von den Leuten vor Ort. Er weinte, als er davon hörte, und schimpfte, die Leute seien wie Geier, die auf einen Leichnam einhackten.
    Am nächsten Tag trat er live bei Voice of America auf und verurteilte die Angriffe voller Zorn. Muslim Khan, der Taliban-Sprecher, war übers Telefon zugeschaltet. Dieses Mal live. Er sprach recht gut Englisch, da er einige Zeit in Amerika gelebt hatte. »Was stimmte denn nicht mit diesen beiden Schulen, dass ihr sie unbedingt zerstören musstet?«, fragte mein Vater ihn.
    Muslim Khan meinte, Sangota sei eine Klosterschule gewesen, die versucht hätte, Menschen zum Christentum zu bekehren. Und am Excelsior habe es Koedukation gegeben, Mädchen und Jungen seien dort gemeinsam unterrichtet worden. »Das stimmt beides nicht!«, antwortete mein Vater. »Die Sangota Convent School gibt es schon seit den sechziger Jahren, und keiner wurde dort je zum Christentum bekehrt. Tatsächlich waren dort einige Lehrer sogar zum Islam übergetreten. Und das Excelsior College unterrichtet Jungen und Mädchen nur in der Grundstufe gemeinsam.«
    Muslim Khan fand darauf keine Antwort.
    »Und was ist mit ihren eigenen Töchtern?«, fragte ich Vater. »Wollen sie denn nicht, dass sie etwas lernen?«
    Madam Maryam, unsere Rektorin, war selbst an der Sangota zur Schule gegangen. Auch ihre jüngere Schwester Ayesha war dort gewesen, und so kamen sie und einige andere Mädchen dann an unsere Schule. Die monatlichen Schulgebühren reichten nie für all unsere Ausgaben, daher waren wir über die zusätzlichen Einnahmen ganz froh. Doch mein Vater war trotzdem nicht glücklich. Er lief von einer zuständigen Stelle zur anderen, um eine Wiedereröffnung der beiden Einrichtungen zu erreichen. Als er einmal vor einer großen Versammlung sprach, nahm er ein kleines Mädchen aus dem Publikum, hielt es hoch und sagte: »Dieses Mädchen ist unsere Zukunft. Wollen wir, dass sie unwissend bleibt?« Die Menge stimmte ihm zu: Man würde eher sich selbst opfern, bevor man die Erziehung der Töchter drangäbe.
    Die neuen Mädchen erzählten horrende Geschichten. Ayesha berichtete uns, sie hätte eines Tages auf dem Heimweg von der Schule einen Taliban-Kämpfer gesehen, der den abgeschlagenen Kopf eines Polizisten an den Haaren hielt, während das Blut noch aus dem Hals tropfte.
    Die Mädchen, die aus der Sangota zu uns kamen, waren klug. Das bedeutete: noch mehr Wettbewerb. Eine von ihnen hieß Rida. Sie war hervorragend in Rhetorik, dem Fach, in dem wir lernten, Reden zu halten. Rida wurde eine gute Freundin von Moniba und mir. Das führte hin und wieder zu Streit, denn die Drei ist bei Freundschaften eine schwierige Zahl. So brachte Moniba manchmal etwas zu essen mit in die Schule, hatte jedoch nur eine zusätzliche Gabel dabei.
    »Bist du meine Freundin oder Ridas Freundin?«, fragte ich Moniba. »Wir sind doch alle gute Freundinnen«, antwortete sie lachend.
    Ende 2008 hatten die Taliban 400  Schulen dem Boden gleichgemacht. Es gab zwar eine neue Regierung unter Präsident Asif Ali Zardari, dem Ehemann der ermordeten Benazir, doch das Swat-Tal schien dieser nicht am Herzen zu liegen. Ich sagte jedem, der es hören wollte, dass hier alles anders wäre, würden die beiden Töchter des Präsidenten hier zur Schule gehen. Außerdem nahmen die Selbstmordattentate immer mehr zu. In Islamabad wurde sogar das Marriott Hotel in die Luft gejagt.
    Im Swat waren die Städte mittlerweile sicherer als das Land. Viele Verwandte aus den Dörfern kamen, um bei uns zu wohnen. Unser Haus war klein, und mit den vielen Vettern, die mittlerweile bei uns Unterschlupf gefunden hatten, wurde es allmählich ziemlich eng. Zudem gab es wenig zu tun. Wir konnten nicht mehr auf der Straße oder auf dem Dach Kricket spielen, wie wir es sonst getan hatten. Also spielten wir im Hof mit Murmeln. Andauernd stritt ich mit meinem Bruder Khushal, der dann jedes Mal weinend zu meiner Mutter rannte. Niemals waren Khushal und Malala Freunde.
    Ich liebte es, im Badezimmer vor dem Spiegel ständig neue Frisuren auszuprobieren, die ich in Filmen gesehen hatte. Bis ich acht oder neun Jahre alt war, schnitt meine Mutter mir das Haar so kurz wie bei meinen Brüdern, schon wegen der Läuse und weil

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