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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Henri.
    »Du weißt, dass du nicht herunterkommst, bis ich dafür sorge.«
    »Du benimmst dich wie ein Kind.«
    »Nein. Ich verhalte mich wie jemand, der allmählich erkennt, wer er ist und was er kann.«
    »Und du willst mich wirklich hier oben festhalten?«
    »Bis ich einschlafe oder müde werde, aber ich mache es wieder, sobald ich ausgeruht bin.«
    »Gut. Wir können bleiben. Unter gewissen Bedingungen.«
    »Welchen?«
    »Lass mich runter, und wir reden darüber.«
    Ich senke ihn auf den Boden ab. Er umarmt mich. Das überrascht mich – ich hatte erwartet, zusammengestaucht zu werden. Wir setzen uns aufs Sofa.
    »Ich bin stolz, wie weit du gekommen bist. Viele Jahre habe ich auf so etwas gewartet und vorbereitet, dass deine Erbschaft ankommt. Du weißt, dass mein ganzes Leben dazu bestimmt ist, für deine Sicherheit zu sorgen und dich zu stärken. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte. Ich weiß nicht, wie ich weiterleben könnte, wenn du unter meiner Fürsorge sterben würdest. Irgendwann werden die Mogadori uns fangen. Ich möchte für sie bereit sein. Im Gegensatz zu dir glaube ich nicht, dass du das schon bist. Du hast noch einen langen Weg vor dir. Wir können fürs Erste hierbleiben, wenn du zustimmst, dass dein Training an erster Stelle steht. Vor Sarah, vor Sam, vor allem. Und beim ersten Anzeichen, dass die Mogadori in der Nähe oder auch nur auf unserer Spur sind, gehen wir. Ohne Fragen, ohne Diskussionen, ohne dass du mich an die Decke beförderst und dort gefangen hältst.«
    »Abgemacht«, sage ich und lächle.

22
    Der Winter kommt früh und gewaltig nach Paradise, Ohio. Zuerst der Wind, dann Kälte, darauf Schnee. Zuerst pulvrig, dann bläst ein Sturm durch und begräbt das Land unter den weißen Massen; das schabende Geräusch der Schneepflüge ist genauso unentwegt zu hören wie der Wind. Eine Decke aus Streusalz liegt über allem. Die Schule bleibt zwei Tage geschlossen. Der Schnee auf den Straßen färbt sich von Weiß zu einem trüben Schwarz und schmilzt allmählich zu Matschpfützen, die nicht verschwinden wollen.
    Henri und ich trainieren im Haus und draußen. Ich kann jetzt mit drei Bällen jonglieren, ohne sie zu berühren. Das bedeutet auch, dass ich mehr als eine Sache heben kann. Die schwereren und größeren Gegenstände sind jetzt an der Reihe: der Küchentisch, die Schneefräse, die Henri vor einer Woche gekauft hat, unser neuer Truck, der genauso wie der alte und wie Millionen andere Pick-up-Trucks in Amerika aussieht. Wenn ich ihn physisch, mit meinen Körper, heben kann, dann kann ich ihn auch mit meinen Gedanken heben. Henri glaubt, dass die Stärke meiner Gedanken allmählich die meines Körpers übertreffen wird.
    Im Hinterhof stehen die Bäume um uns herum Wache mit ihren gefrorenen Ästen wie Figurinen aus hohlem Glas, auf jedem zwei Zentimeter feiner weißer Puder. Der Schnee reicht uns bis zu den Knien. Henri hat nur eine kleine Stelle freigemacht. Bernie Kosar sitzt auf der Hinterveranda und sieht zu. Selbst er will nichts mit dem Schnee zu tun haben.
    »Willst du das wirklich?«, frage ich.
    »Du musst lernen, es zu umarmen«, sagt Henri. Hinter ihm steht Sam, der mit morbider Neugier zusieht. Es ist das erste Mal, dass er beim Training dabei ist.
    »Wie lange wird das brennen?«, frage ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich trage einen leicht entzündlichen Anzug aus vorwiegend natürlichen Fasern, mit Ölen getränkt, von denen manche langsam brennen, andere nicht. Ich möchte ihn schleunigst anzünden – schon wegen der Gerüche, die mir in den Augen brennen. Ich hole tief Luft.
    »Bist du bereit?«, fragt Henri.
    »Bereit wie eh und je.«
    »Atme nicht. Gegen Rauch oder Dämpfe bist du nicht immun, und deine inneren Organe werden brennen.«
    »Das kommt mir idiotisch vor!«, sage ich.
    »Es gehört zu deinem Training. Haltung unter Druck. Du musst lernen, gleichzeitig mehrere Aufgaben zu erfüllen, während du in Flammen stehst.«
    »Aber warum?«
    »Wenn der Kampf kommt, sind uns die anderen zahlenmäßig weit überlegen. Dann ist Feuer einer deiner mächtigsten Verbündeten. Du muss lernen zu kämpfen, während du brennst.«
    »Uff!«
    »Wenn du Schwierigkeiten bekommst, spring in den Schnee und wälze dich herum.«
    Sam grinst breit. Er hält einen roten Feuerlöscher in der Hand, für alle Fälle.
    »Ich weiß«, sage ich.
    Alle schweigen, während Henri mit den Streichhölzern herumfummelt.
    Sam frotzelt: »In diesem Anzug siehst du aus

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