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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wie Big Foot.«
    »Du mich auch, Sam.«
    »Also los«, sagt Henri.
    Ich hole tief Luft, gerade in dem Moment, in dem er ein Streichholz an den Anzug hält. Feuer fegt über meinen Körper. Es kommt mir unnatürlich vor, die Augen offen zu halten, aber ich widerstehe dem Drang, sie zu schließen. Das Feuer steigt zwei Meter über mich. Die ganze Welt ist in Nuancen von Orange, Rot und Gelb gehüllt, die vor meinem Blickfeld tanzen. Ich spüre die Hitze so leicht wie wärmende Sonnenstrahlen an einem Sommertag. Mehr nicht.
    »Lauf los!«, schreit Henri.
    Ich strecke die Arme seitlich aus, mache die Augen weit auf und halte den Atem an. Es kommt mir vor, als würde ich schweben. Ich komme in den tiefen Schnee, er zischt und schmilzt unter meinen Füßen, ein leichter Dampf begleitet mich. Mit der Rechten hebe ich einen Schlackenstein, er kommt mir schwerer als normal vor. Weil ich nicht atme? Weil das Feuer mich stresst?
    »Vergeude keine Zeit!«, ruft Henri.
    Ich schleudere den Stein mit aller Kraft über fünfzehn Meter weit auf einen dürren Baum, die Schlacke zerspringt in eine Million Splitter und hinterlässt eine Vertiefung im Holz. Dann hebe ich drei Tennisbälle auf, die in Benzin eingeweicht waren. Ich jongliere mit ihnen, einer fliegt über den anderen, ich komme ihnen mit meinem Körper näher, sie fangen Feuer, und immer noch jongliere ich mit ihnen – und dabei hebe ich einen langen, dünnen Besenstiel. Ich schließe die Augen. Mein Körper ist warm, schwitze ich? Wenn ja, muss der Schweiß verdunsten, sobald er an die Oberfläche der Haut kommt.
    Ich knirsche mit den Zähnen, öffne die Augen, werfe mich vor und richte meine ganze Kraft auf den Kern des Stiels. Er zerspringt in kleine Stücke. Ich lasse sie nicht auf den Bodenfallen, sondern halte sie in der Luft, wo sie wie eine schwebende Staubwolke aussehen. Dann ziehe ich sie an mich und lasse sie brennen. Das Holz knallt durch das Flackern und Summen der Flammen. Ich zwinge sie zusammen zu einem festen, kompakten Feuerspeer, der aussieht, als wäre er direkt aus den Tiefen der Hölle gestiegen.
    »Perfekt!«, brüllt Henri.
    Eine Minute ist vergangen. Meine Lungen fangen an zu schmerzen vom Feuer, vom immer noch angehaltenen Atem. Ich zwinge meine ganze Kraft in den Speer und schleudere ihn so fest, dass er wie eine Kugel durch die Luft saust und den Baum trifft. Hunderte winziger Feuer verteilen sich in der Umgebung und erlöschen fast sofort. Ich hatte gehofft, das dürre Holz würde Feuer fangen, aber das geschieht nicht. Ich habe auch die drei Tennisbälle fallen lassen. Sie zischen anderthalb Meter entfernt im Schnee vor sich hin.
    »Vergiss die Bälle!«, ruft Henri. »Der Baum. Nimm dir den Baum vor.«
    Das dürre Holz mit seinen arthritischen Ästen sieht vor der Welt in Weiß scheußlich aus. Ich schließe die Augen. Viel länger kann ich den Atem nicht anhalten. Frustration und Wut steigen in mir hoch, vom Feuer, dem unbequemen Anzug und den noch unerfüllten Aufgaben geschürt. Ich konzentriere mich auf den großen Ast, der aus dem Baumstamm ragt, und versuche ihn abzubrechen, aber es gelingt nicht. Ich knirsche mit den Zähnen und runzle die Stirn – endlich knallt ein lauter Knacks wie eine Schrotsalve durch die Luft und der Ast segelt auf mich zu. Ich fange ihn und halte ihn direkt über mir.
Er soll brennen!
Er muss mindestens sechs Meter lang sein. Endlich fängt er Feuer und ich halte ihn fast zwanzig Meter hoch in die Luft, ohne ihn zu berühren, dann stoße ich ihn in den Boden, als würde ich mein Land abstecken wie ein alter Schwertkämpfer, nachdemer den Krieg gewonnen hat. Der Ast pendelt rauchend hin und her, Flammen tanzen auf seiner oberen Hälfte. Instinktiv öffne ich den Mund und hole Luft – und die Flammen schießen hinein, ein jähes Brennen breitet sich in meinem Körper aus. Ich bin geschockt. Es schmerzt so sehr, dass ich nicht weiß, was ich tun soll.
    »Der Schnee! Der Schnee!«, schreit Henri.
    Ich springe kopfüber hinein und wälze mich darin. Das Feuer erlischt fast augenblicklich, doch ich rolle weiter und höre nichts als das Zischen des Schnees an dem zerfetzten Anzug, während Dampf und Rauch von mir aufsteigen. Und dann zieht Sam auch noch den Verschluss vom Löscher … Ein dickes Pulver quillt heraus und macht das Atmen noch schwieriger. »Nein!«, brülle ich.
    Sam hört auf. Ich liege da und versuche Luft zu bekommen, aber bei jedem Einatmen stößt ein Schmerz in meine Lungen, der in den ganzen

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