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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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Die Verhaltensmodelle der Eltern haben Vorbildcharakter – ihre Zwangsmaßnahmen, das Dressieren und Dirigieren, das Befehlen und Verbieten, der geringe Spielraum des Erlaubten und der enge Zwinger der Verhaltensvorschriften. Diese Unmenge von Einzelinformationen wird ein für alle Mal verinnerlicht, denn das Individuum ist darauf angewiesen, will es innerhalb einer Gruppe überleben und sich behaupten. Das beginnt in der Familie und setzt sich später immer weiter fort in sämtlichen Gruppenbeziehungen, aus denen sich unser ganzes Leben aufbaut. Ohne physische Eltern würde das Kind sterben. Auch das verinnerlichte Eltern-Ich ist ein Lebensretter, der vor vielen Gefahren schützt, die, empirisch betrachtet, lebensgefährlich sein könnten. Im Eltern-Ich ist aufgezeichnet: «Lass das Messer liegen!» Das ist ein donnernder Befehl. Die Drohung für den kleinen Menschen liegt darin, dass seine Mutter ihn schlagen oder ihm auf andere Art ihre Missbilligung zeigen wird. Die eigentliche Gefahr liegt darin, dass er sich schneiden könnte und dann vielleicht verblutet. Das kann er nicht begreifen. Er hat nicht die entsprechenden Informationen zur Verfügung. Die Aufzeichnung elterlicher Gebote ist also eine unentbehrliche Hilfe zum Überleben sowohl im physischen wie im sozialen Sinne.
    Ein anderes Merkmal des Eltern-Ichs ist die Genauigkeit, mit der Widersprüche registriert werden. Eltern sagen so, handeln aber oft ganz und gar nicht so. Eltern sagen: «Du sollst nicht lügen», aber sie lügen selbst. Sie sagen ihren Kindern, dass Rauchen ihrer Gesundheit schade, doch sie rauchen selbst. Sie verkünden ihren Glauben an eine religiöse Ethik, doch sie leben nicht danach. Es ist nicht ratsam für ein Kind, diese Widersprüche aufzudecken, und so verliert es die Orientierung. Und weil dieser aufgezeichnete Tatsachenzusammenhang Desorientierung und Angst hervorruft, sucht es Zuflucht, indem es die Wiedergabe abschaltet.
    Das Eltern-Ich ist in erster Linie zu verstehen als die «Bandaufnahme» der Transaktionen zwischen beiden Eltern des Kindes. Man kann sich die Aufnahme von Informationen im Eltern-Ich ähnlich vorstellen wie die stereophonische Tonaufzeichnung. Dabei gibt es zwei Tonspuren, die, wenn sie harmonisch aufeinander abgestimmt sind, beim gleichzeitigen Abspielen einen vollendet schönen Klangeffekt ergeben. Sind sie dagegen nicht harmonisch aufeinander abgestimmt, dann entstehen unleidliche Dissonanzen; die Aufnahme wird zur Seite gelegt und sehr selten abgespielt, wenn überhaupt. Das gleiche geschieht, wenn im Eltern-Ich verzerrte Passagen auf Band sind. Das Eltern-Ich wird an den verunglückten Stellen «weggedrückt» oder im Extremfall ganz herausgeschnitten. Vielleicht war die Mutter eine «gute» Mutter und der Vater «schlecht», oder umgekehrt. Wenn von einem Elternteil gute Schwingungen aufgefangen werden, dann ist zwar auf der einen Tonspur eine gute Aufnahme festgehalten. Aber im Eltern-Ich läuft ja noch eine zweite Tonspur für den anderen Elternteil. Und wenn dieses zweite Band nun störendes «Rauschen» und Dröhnen dazwischenmischt, dann hört sich das Ganze beängstigend an: dann ist das Eltern-Ich als Ganzes verkorkst und hinfällig. Disharmonische Eltern-Schwingungen werden herausgefiltert und dürfen im Leben eines Menschen nicht «den Ton angeben».
    Man kann sich diesen Zusammenhang auch mathematisch erklären: plus mal minus gibt minus. Es spielt keine Rolle, wie groß das Plus ist oder wie klein das Minus. Das Resultat ist immer ein Minus – ein minderwertiges, zerstückeltes Eltern-Ich. Später im Leben kann daraus ein unglücklicher Charakter werden, der unter seiner inneren Zerrissenheit leidet, immer eine Protesthaltung einnimmt und zu Depressionen neigt. Dies ist das Schicksal von Menschen, die sich nie so weit lösen können, um ihr Eltern-Ich einer Kontrolle zu unterwerfen. Viele Inhalte des Eltern-Ichs treten im täglichen Leben in Form von «Gebrauchsanweisungen» auf, die vorschreiben, «wie man’s macht»: wie man einen Nagel einschlägt, wie man ein Bett macht, wie man die Suppe isst, wie man sich die Nase putzt, wie man sich bei der Dame des Hauses bedankt, wie man die Hand gibt, wie man vortäuscht, niemand wäre zu Hause, wie man die Badetücher zusammenlegt oder wie man den Weihnachtsbaum schmückt. Diese Kategorie «Wie man’s macht» umfasst eine Fülle von Informationen, die sich aus der Beobachtung der Eltern ergeben haben. Sie sind größtenteils nützlich und

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