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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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helfen dem kleinen Menschen, zu lernen, wie man allein zurechtkommt. Später (wenn das Erwachsenen-Ich erstarkt und unabhängig genug wird, um die Inhalte des Eltern-Ichs einer Musterung zu unterziehen) werden diese früh gelernten Methoden, wie etwas gemacht wird, vielleicht modernisiert und durch bessere ersetzt, die einer veränderten Wirklichkeit mehr entsprechen. Ein Mensch, dem dieser frühe Lernprozess mit unnachgiebiger Strenge aufgezwungen wurde, tut sich besonders schwer, die alten Vorschriften kritisch zu verarbeiten. Oft hält er sklavisch an ihnen fest, auch wenn sie schon längst keinen Sinn mehr haben, weil er von der Zwangsvorstellung nicht loskommt, etwas müsse «so und nicht anders» getan werden.
    Eine Frau von über vierzig Jahren erzählte von einer elterlichen Vorschrift, die lange Zeit in ihrem eigenen Haushalt gegolten hatte. Ihre Mutter hatte ihr früher immer gesagt: «Leg
nie
einen Hut auf den Tisch oder einen Mantel aufs Bett.» Und so legte sie tatsächlich nie einen Hut auf den Tisch oder einen Mantel aufs Bett. Vergaß sie das gelegentlich oder verging sich eines ihrer Kinder gegen diese alte Regel, dann kam es bei ihr zu einer Überreaktion, die in keinem Verhältnis stand zu dem belanglosen Regelverstoß. Nachdem sie jahrzehntelang völlig unreflektiert nach diesem Gesetz gelebt hatte, fragte die Frau endlich ihre Mutter (die inzwischen über achtzig war): «Sag mal,
warum
legst du eigentlich nie einen Hut auf den Tisch oder einen Mantel aufs Bett?»
    Die Großmutter erklärte, dass in ihrer Kindheit einige Nachbarskinder Läuse gehabt hätten. Ihre Mutter hatte ihr eingeschärft, niemals die Kopfbedeckungen der Nachbarskinder auf den Tisch zu legen oder ihre Mäntel auf das Bett. Das war sehr vernünftig gewesen. Man kann gut verstehen, warum dieses Gebot dem Kleinkind regelrecht eingeimpft wurde. Im Sinne von Penfields Entdeckungen ist es auch verständlich, warum sich diese Aufzeichnung mit der ursprünglichen Unabdingbarkeit Gehör verschaffte. So verhält es sich mit vielen Regeln, nach denen wir leben.
    Andere Einflüsse sind schwerer deutbar. Eine moderne Hausfrau, die in ihrem Haushalt über jede technische Annehmlichkeit verfügte, stellte fest, dass sie an einem Müllschlucker einfach nicht interessiert war. Ihr Mann ermunterte sie, einen zu kaufen, und erklärte ihr, wie sehr sie sich mit einer solchen praktischen Einrichtung die Arbeit erleichtern könne. Sie war mit ihm einer Meinung, doch sie fand eine Ausrede nach der anderen, um die Anschaffung eines Müllschluckers hinauszuschieben. Ihr Mann sagte ihr schließlich auf den Kopf zu, dass sie nach seiner Überzeugung
absichtlich
keinen Müllschlucker kaufen wolle. Er bestand darauf, dass sie ihm den Grund dafür sagte.
    Nach einigem Nachdenken kam sie auf ein Früherlebnis, das sie mit Abfall hatte. Ihre Kindheit fiel in die Inflationszeit. Bei ihr zu Hause wurden Abfälle sorgsam gesammelt und dem Schwein verfüttert, das an Weihnachten geschlachtet wurde und einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Familie leistete. Man spülte sogar das Geschirr ohne Spülmittel, damit das Abwaschwasser mit seinem geringen Nährgehalt dem Schweinefutter beigemengt werden konnte. Als kleines Mädchen hatte sie begriffen, dass Abfall etwas Wichtiges war, und darum fiel es ihr als erwachsene Frau schwer, ohne weiteres eine neumodische Einrichtung zu kaufen, die ihn aus dem Weg schaffte. (Übrigens hat sie sich dann den Müllschlucker doch gekauft und bestimmt keine grauen Haare davon bekommen.)
    Wenn wir uns klarmachen, dass Tausende solcher einfacher Lebensregeln im Gehirn jedes Menschen aufgezeichnet sind, fangen wir an zu begreifen, welch einen umfassenden Datenspeicher das Eltern-Ich enthält. Viele dieser Anordnungen sind durch zusätzliche Imperative wie «Du darfst nie» und «Du musst immer» und «Vergiss bloß nie» verstärkt, und wir können annehmen, dass sie von vornherein bestimmte Haupt-Nervenbahnen in Beschlag nehmen, die fertige Leitvorstellungen für heutige Transaktionen liefern. In diesen Regeln liegt der Keim für Zwangshandlungen, Ticks und Verschrobenheiten, die im späteren Verhalten auftreten. Ob die Vorschriften des Eltern-Ichs Last oder Lust bedeuten, hängt davon ab, wie sie sich für die Gegenwart eignen und ob sie vom Erwachsenen-Ich, dessen Funktion in diesem Kapitel noch behandelt wird, novelliert wurden oder nicht.
    Der Eltern-Ich-Kodex speist sich noch aus anderen Quellen als nur aus dem Umgang mit

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