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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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Vorurteilen objektiviert, bevor sie durch Informationen über die Realität (Erwachsenen-Ich) kontrolliert werden können. Vorurteile entwickeln sich in der frühen Kindheit, wenn die beschützenden Eltern die nähere Untersuchung bestimmter Gegenstände unterbinden. Aus Furcht vor elterlichem Tadel wagt das Kind nicht, diese Untersuchungen dennoch anzustellen.
    Abb. 30
    Trübung
    Wir alle wissen, wie schwierig es ist, mit einem voreingenommenen Menschen zu diskutieren. Bei manchen Menschen kann man mit einem logischen oder sonstwie beweiskräftigen Argument durchdringen und die Trübung ein wenig aufklären, ob es sich dabei nun um Rassenfragen, Linkshändigkeit oder irgendein anderes Thema handelt, dem gegenüber der Gesprächspartner voreingenommen ist, spielt keine Rolle. Doch das Eltern-Ich in diesen Menschen hat einen Teil ihres Erwachsenen-Ichs fest im Griff, und sie umgeben ihren voreingenommenen Standpunkt mit allen möglichen und unmöglichen Argumenten, nur um bei ihrer Einstellung bleiben zu können. So unlogisch ihre Haltung auch sein mag: die Sturheit ihrer Ansichten bringt ihnen einen Vorteil –
Sicherheit
. Wie im zweiten Kapitel gezeigt wurde, ist es für ein kleines Kind sicherer, einer Lüge zu glauben als den eigenen Augen und Ohren. Deshalb lässt sich ein Vorurteil nicht durch eine sachliche Erörterung (Erwachsenen-Ich) über den Gegenstand des Vorurteils ausräumen. Man kann Vorurteile nur abbauen, wenn man deutlich werden lässt, dass es jetzt nicht mehr gefährlich ist, anderer Meinung zu sein als die Eltern, und wenn man das Eltern-Ich durch Informationen über die heutige Wirklichkeit «auf Stand bringt». Bei der Behandlung geht es also darum, Eltern-Ich und Erwachsenen-Ich zu trennen und die Grenze zwischen beiden (wieder) herzustellen.
    Die Überschneidung b auf Abbildung 30 ist die Trübung des Erwachsenen-Ichs durch das Kindheits-Ich mit Gefühlen oder archaischen Erlebnissen, die – vollkommen unangemessen – in der Gegenwart objektiviert werden. Die beiden häufigsten Symptome dieser Art der Trübung sind
Einbildungen
und
Halluzinationen
. Eine wahnhafte Einbildung beruht auf Furcht. Ein Patient, der mir erklärte: «Die Welt ist schrecklich», beschrieb damit, wie die Welt ihm als kleinem Kind erschien. Ein Mensch, der als Kind in ständiger Furcht vor der Brutalität zorniger, unberechenbarer Eltern lebte, kann als Erwachsener unter Stress von der gleichen Furcht so überwältigt werden, dass er sich «logische», scheinbar beweiskräftige Informationen fabriziert. Er mag wähnen, dass der Hausierer, der die Straße entlangkommt, wirklich kommt, um ihn zu töten. Wenn man ihm die Tatsache vor Augen stellt, dass es sich nur um einen Hausierer handelt, kann dieser Mensch seine Furcht durch eine Behauptung untermauern wie: «Ich hab ihn doch sofort erkannt. Das ist er! Er wird von der Polizei gesucht. Ich habe sein Foto auf dem Plakat im Postamt gesehen. Deshalb ist er jetzt hinter mir her.» Wie im Falle der Vorurteile kann dieser Wahn nicht durch eine einfache Feststellung der Wahrheit zerstreut werden, dass es sich nämlich tatsächlich um einen Hausierer handelt. Der Wahn kann sich nur lichten, wenn man klarlegt, dass die ursprüngliche Bedrohung des Kindheits-Ichs real nicht mehr besteht. Erst wenn das Erwachsenen-Ich von der Trübung befreit ist, kann es Wirklichkeitsdaten verarbeiten.
    Halluzinationen entstehen ebenfalls durch die Trübung des Erwachsenen-Ichs durch das Kindheits-Ich. Eine Halluzination ist ein Phänomen, das durch äußersten Stress hervorgerufen wird und bei dem eine frühere äußere Erfahrung – Erniedrigung, Zurückweisung, Tadel – wieder äußerlich erlebt wird, obwohl «keiner da ist». Ein aufgezeichnetes Erlebnis «tritt wie wirklich ein», und der Mensch «hört» Stimmen, die in einer vergangenen Realität existierten. Wenn er gefragt wird, was die Stimmen sagen, nennt er – und das ist typisch – Worte des Tadels, der Bedrohung oder der Gewalt. Je abstruser die Halluzinationen sind, desto abstruser war für ihn als Kind das Leben. Bizarre Halluzinationen sind nicht schwer zu verstehen, wenn wir bedenken, welchen Misshandlungen – ob mit Worten oder mit Tätlichkeiten – manche Kinder ausgesetzt sind.

Ausschluss
    Neben der Trübung gibt es eine andere Funktionsstörung, die erklärt, worin wir uns unterscheiden: den
Ausschluss
.
    «Ausschluss zeigt sich in einer stereotypen, voraussehbaren Haltung, die angesichts jeder

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