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Ich bin schizophren und es geht mir allen gut

Titel: Ich bin schizophren und es geht mir allen gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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Industrial und meine eigene musikalische Erfindung "Fuckrockblutkotzemusik". Das war wie Gesten und Geräusche, nur eben unkontrollierter. "Fuckrockblutkotzemusik" war ein Soloprojekt und ich war bewaffnet mit einem Kinderbilligkeyboard, einem Plastikmikrofon, einer E-Gitarre und einer Drummaschine. Textlich wurde es immer experimenteller, immer weniger konkret, immer mehr um sich selbst drehend. Aber es war eine gute, kompromisslose Zeit, in der ich als Künstler tun konnte, wonach mir war. Von diesen Sessions gibt es leider heute keine Tondokumente mehr. Meine Mutter hat die Kassetten weggeschmissen, weil sie dachte, die wären kaputt, und ich hab mich damals gefühlt wie Beuys, nachdem man seine Fettecke gereinigt hatte. Unverstanden und voller Sehnsucht.
    Aber ich schrieb weiter, Songtexte (auch ohne Band), Lieder (auch ohne Instrumente) und dann entstanden die ersten Kurzgeschichten (erstmal ohne Sinn). Und als dann in meinem ersten Buch hinten noch etwas Platz war für meine Poesieversuche, nutzte ich die Chance, einige alte Gedichte und Songtexte in "Ich hab die Unschuld kotzen sehen" zu verwerten. Das war 2005 und ich damals fast dreißig. Und es hatte einen Wert für mich, meine Gedichte in einem Buch wiederzufinden. Ein bisschen ist das wie dieser tolle Satz, den Blixa Bargeld, als der über das späte Schaffen der Einstürzenden Neubauten fabulierte, unlängst in einem Interview kundtat: "Wir könnten nicht das machen, was wir heute machen, wenn wir nicht das davor gemacht hätten." Schlauer Satz eines klugen Mannes, dachte ich mir. Damals wie heute.
    Im Folgenden stelle ich einige lyrische Manifeste vor, aus verschiedenen Jahren, aus allen Schaffensperioden, nicht mit Jahreszahlen gekennzeichnet, denn ich finde, das ist alles zeitlos.
How to be intelligent
    Schulterklopfen kann genauso wehtun wie Fressehauen Hab ich bemerkt. Beides hat mit Kontakt zu tun. Fressehauen hat aber im Vergleich zu Schulterklopfen den Vorteil Dass es direkter und spürbarer geht und der Zwischenmenschliche Kontakt einfach mal intensiver ist. Ich mag Kontakt, aber ich mag nicht ewig schultergeklopft werden Und sie sagen "Nett" und "Geht so" und meinen doch eigentlich Fressehauen Und klopfen mir auf die Schulter, und zwar so, dass ich den Angstschweiß ihrer Hände durchaus spüre. Zerbrettern sollte man die, die einem schulterklopfend ganz zärtlich ihren Hass offenbaren, zerbrettern bis kein Klumpen Gewebe mehr am Skelett der Lüge klebt und alles fließend weitergeht, und zwar dahin, wo es richtig ist. Bis alles sich im Fluss befindet, schließlich im Abfluss und dann runter in die Kanalisation. Öffentlich zerbrettern werd ich weiterhin jene und jeden, der mir Sympathie an den Kopf knallt, ohne diese zu Empfinden, Öffentlichkeit ist nicht für Sympathie gemacht, aber für Zerbrettern. Keine Angst mehr Keine Reue Die Freude war ganz meinerseits.
    How to be intelligent??
    Weil es mir eine Zeit lang nicht gut ging, hier ein Gedicht über die Reflexivnichtstagnation. Ich wollte einfach nur überleben und sehen, was nach einem Zustand kommt, der sich anfühlt wie das unendliche Durchschreiten eines Tunnels. Nebenbei hatte ich dann den "Erfolg", den ich immer wollte: ein Anerkanntsein, das ich mir als Grundschüler immer durch Albernheiten erkämpfen musste.
Über Leben
    Nicht ausruhen auf den Dingen Bloß keine Ruhe geben Lieber noch etwas Liebe Und vor allem Geschwindigkeit geben.
    Geschwindigkeit lenkt ab Und mein Gehirn hat keinen Takt Ist zu schnell für mein Bewusstsein Ich will diese Ruhe nicht Denn die bedeutet Dass es vorbei ist.
    Erfolg kann man das nicht nennen Ich habe einigen Menschen das Leben zertrümmert Indem ich ihre Gedanken oder Herzen infiziert habe Es tut mir nicht leid.
    Es soll nicht vorbei sein Nicht bevor es beginnen kann Und es hat ja begonnen Und ich bin der Depp Wenn ich nicht aufpasse.
    Und das mache ich schon mal Nicht aufpassen, dann aufprallen Und Realität schlägt mir schneller als Der Takt meines Herzens Als die Frequenz meines Gehirns Ins Gesicht und ich werde wach und ...
    Lebe so intensiv wie ein Fisch Der grad aus dem Wasser gezogen wurde Und seit fünf Sekunden zappelt und sucht.
    Und dann etwas findet, eine Waffe: Mein Bewusstsein ist das Bewusstsein Einer kriegsbereiten Armee, wir haben alle Drogen genommen und es wird uns schon mal egal Ob uns nach der Schlacht Körperteile fehlen.
    Denn wichtig ist, dass ich überlebe ...
    Mit mir ...
Wenn Menschen
    Wenn Menschen applaudierend vor mir

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