Ich bin schizophren und es geht mir allen gut
Emotions. Zwei Finger breit Hoffnung gemischt mit Trübsal, Depression und zum Abschmecken seine leidvolle Persönlichkeit, die so was hier nicht zum ersten Mal durchmacht. Die Schwäche ist aber geblieben und jedes Mal fehlt es dem jungen Mann mehr und mehr an der Fähigkeit wirklich zu lieben. Sich einzulassen wird immer schwieriger. Und doch sind da diese Hoffnungsschimmer, dass es irgendwo jemanden geben muss, jemanden, den er als seinen Menschen bezeichnen kann. Aber er erkennt auch, in jedem Splitter Erinnerung erkennt er auch die Botschaft, die solche Geschehnisse in sich tragen. Alleinsein hat eine Güte.
Musik hat ihre Vagina berührt. Und etwas anderes, ein Finger oder ein Baumstumpf oder ein Feuerlöscher. Sie ist derart off, dass es ein neues Wort für "gefühlskalt" braucht. Ein Wort, das unter 50 Grad minus fühlen lässt, eines, das ausdrückt, was in der Arktis oder in Ostdeutschland los ist.
Während bei ihm wieder Feuer angehen, die Hoffnung und Frohsinn verheißen, ist sie wieder in Nächten ohne Schlaf unterwegs, mit der Billigkeit der Selbstprostitution und ernstgemeinten Verlustängsten bezüglich der eigenen Seele. Die verliert sie hin und wieder im Dreck und im Rausch und dafür tauscht sie sich die Täuschung vom Leben. Sie kennt es aber nicht anders, als genauso zu sein. So klein und stumpf und im Gefühlshaushalt fehlt immer Geld oder Milch, und die kleine Wohnung, die sie Körper nennt, hat viel zu oft Besuch von völlig fremden Menschen. Und diese ruinieren ihre Wohnung, weil sie lediglich billige, besoffene Feste darin haben und alles zerstören, was ihnen im Weg steht.
Der junge Mann ist mit dem Wissen, geht wieder in Städte, geht wieder feiern, lässt es sich am Abgrund des Lebens gut gehen, weil er weiß, dass er nicht fallen wird, und er weiß auch, dass an der Eingangstür zum Weiterleben die Realität wartet und die ist nie schlimmer als das Sterben. Fühlen, wie es seine Art zu fühlen ist, hinterlässt grobe Narben auf lustigen Seelengebilden. Die Seele wird ewig weiter deformiert und endet als fetter Klumpen in einem Eimer aus Scheiße, aber bis es so weit ist, lebt der junge Mann ein Leben. Leben heißt doch auch Abwendung von der bloßen Existenz und die Kapitulation vor der eigenen Wichtigkeit. Der junge Mann ist auf einem Weg, all das zu begreifen, und das Leben schmeckt in diesen Tagen der Erkenntnis wie das Fruchtfleisch eines alternden Pfirsichs. Immer noch süß und trotzdem so voller Erfahrung. Dann kam ein Splitter Stolz zurück. Er drang langsam in die Haut am Unterarm des jungen Mannes ein.
Der Stolz hieß nicht Heroin, wie man jetzt irrtümlicherweise vermuten mag, sondern Selbstüberzeugung. Der junge Mann kniff sich in den Unterarm, um zu spüren, ob er noch ein Mensch mit Gefühlen war. Der junge Mann war im Begriff seine Verwesung zu beschleunigen, aber jetzt, da er weiß, was so ein Leben wert ist, und da er weiß, was so ein Mensch, dem man selbst aus den Augen guckt, wert ist, und dass es wert ist, diesen Menschen und alle Menschen, die es ehrlich meinen, zu schützen, seit dieser Sekunde blüht wieder Leben im jungen Mann.
Sie hingegen, deren Vagina von Musik und anderem berührt schien, liegt da und grämt sich der juckenden Krankheiten am Unterleib. Der ungewaschene Zeitsoldat hatte einen seltsamen Ausschlag am Glied, aber der Sieg der Geilheit war ein intimes Fest wert. Und so feierten sie weniger als eine Minute, dann Genitalspülung und gleichzeitig das Einsetzen eines Juckreizes. Die Schamlippen haben noch keine Penisallergie, aber es wird Zeit, klingelt es in der erwachsenen und trotzdem kindgerecht verspielten kleinen Frau, doch sie überhört all das Klingeln in ihrer Seele und will beschlafen werden, bis das Jucken aufhört. Da sieht man auch, wo die Grenzen des Verstandes versanden. Abgrund. Ende.
Als die Tränen des jungen Mannes getrocknet waren und er den Blick auf das Wesentliche des Lebens sein eigen wieder zu nennen vermochte, kroch ein Virus in die junge Frau, der von zu viel vaginaler Musik zu kommen schien.
Der Virus war so einer, mit dem nicht zu spaßen war. Er schaltete langsam, aber grundlegend sicher die Immunität der Frau ab. Irgendwann starb die Frau auf einer Intensivstation eines städtischen Krankenhauses. Die Lunge voller Wasser, das Herz voller Sehnsucht und Scheiße ...
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