Ich bin schizophren und es geht mir allen gut
voll, der Tequila ist leer. Irgendjemand kommt immer von rechts, argumentativ oder vom Klo, scheiß Party, scheiß Sprüche. Er hat feuchte Augen und sucht mit seinen ihre Hände. Sie fühlt nichts und sagt: "Ich fühle nichts." Versteckt dabei ihre Hände, provoziert das Drama, facht an das Feuer der Tragödie. "Du fühlst nichts? Für mich?" Die überflüssigste Frage des jungen Mannes seit der Frage: "Warum bin ich ein Mensch und kein Roboter?" Sie nickt, tränenlos, während sich seine Augen mit diesem Wasser füllen, an dem Menschen erblinden können. Sie steht nur da und guckt, zieht an ihrer Zigarette, er bekommt keine Luft mehr, denn die Frau, die er liebt, der er Kinder in den Leib pflanzen wollte, der er ein Leben schenken wollte, das sie glücklich macht, diese Frau fühlt einen Dreck für ihn. Besoffenes Gelächter um die beiden ... Jetzt will sie ihn berühren und das ist zu viel, alles viel zu explosiv. Er beginnt sich mit der linken Hand Distanz zu ihr zu schaffen, während die rechte eine Faust schafft, die eigentlich ihr Gesicht bewohnen sollte, aber nur auf einen nebenstehenden Tisch knallt. Erdnüsse, Biergläser. Fallen. Splitter auf dem Boden. Ein WG-Bewohner guckt trübe. Er wird den Scheiß sauber machen müssen.
Es kommt eine Stille geflogen. So leise. Alles ist nur noch Zeitlupe für ihn. Ihr Blick, der sich verdreht, dann der Typ, der ihn anbrüllt und dessen Satz irgendwas mit "verrückt" beinhaltet. Sie geht langsam weg. Ihr Umdrehen mutiert zu einer Ewigkeit, dann wird ihr Arsch, den sie durch die Tür trägt, hinter der eine Ungewissheit wohnt, die er nie einschätzen können wird, immer kleiner. Ihr Duft tanzt. Tränen. Tränen tanzen in seinem Kopf. Männerstolz verbietet zu weinen. Es ist so. Sie geht einen Weg, der nicht mehr seiner ist. Den Weg weg in Unbestimmtheit. Eine Art große Sache fällt in sich zusammen. Er erinnert sich noch an die Wohltat des Alkohols, des Nikotins und des Marihuanas in dieser Nacht und an das Kotzen, Heulen, Stummsein in den Morgenstunden und den ganzen Sonntag lang. Dann weitere Tage, immer mindestens zwanzig Fragen ohne Antwort und irgendwann hieß es: "Sterben ist die Antwort, aber wie war noch mal die Frage?!"
Tage später in seiner kleinen Wohnung kommt sie und holt eben die Sachen ab, die da noch sind. Sie lässt ihre Zahnbürste unkommentiert stehen, entschwebt und dann war alles tränendurchflutet - Mozart. Sie geht. Langsam, leise, engelsgleich. Während sie sich erhebt und langsam entschwebt, verbrennt der Seele Inhalt in einem isolierten Gefrierbeutel. Begleitet von einer Musik, nur in seinem Kopf hörbar. Serenade No. 10 Adagio, Mozart. Zitternde Streicher fahren ihre überflüssig melancholische und melodische Vielfalt in sein Zentrum. Da, wo er eigentlich alles steuern konnte, was ihn berührte. Sein emotionaler Schutzwall ist durchbrochen. Die Mauer der Coolness eingerissen. Ihr Blick fliegt noch im Raum und malt gemeinsam mit ihrem Duft ein Gemälde in die Atmosphäre, das zu Begreifen über seinen Verstand hinausgeht. Schönheit verlieren, Sentimentalität aufgeben müssen, kein Zurück. Ihr Schritt, die Tür. Die Tür fällt ins Schloss und bestätigt ihr Dahinschleichen. Ihr Wegflattern. Sie ist wie ein Flugblatt, schwerstens beschriftet mit guten Worten, die von Liebe, Ejakulation und Hoffnung auf Zukunft in Kuscheligkeit handeln. Draußen zelebriert ihr Auto das abgefahrenste Abfahrtsgeräusch. Es klingt ernst, wie sie da so fährt, entgegen jeder Hoffnung. Es ist aus, aus, aus. Aber sein Bewusstsein will halten, was da geht. Das Bewusstsein schreit auf vor Schmerz und will sich zum Schlafen hinlegen, ist aber so wach wie nach fünf Nasen Speed. Hochgeschwindigkeitsdenken. Sie. Geht. Und danach geht nichts mehr.
Und jetzt? Und was ist jetzt, nach Abruf dieser Erinnerungen? Jetzt, da auch die Realität wieder erkennbar ist. Dem jungen Mann geht es etwas besser. Die Hoffnung blickt ihm in die Augen und umarmt ihn, sagt, es werde gut, also alles werde gut, wird gut werden. Der junge Mann glaubt der Hoffnung ein wenig, hat aber eine Grundskepsis. Die rührt vom Fallenlassen und Verlassenwerden in steter Abfolge. Liebe und Seelenfrieden sind für den jungen Mann Worte, die er nicht in einem Satz auszusprechen vermag, außer der Satz hieße: Liebe und Seelenfrieden sind ein eklatanter Widerspruch.
Er sitzt weiter auf dem Bett, starrt an die Wand und weiß nicht, wie ihm werden soll mit all diesen Gefühlen in ihm, diesem Cocktail of
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