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Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Titel: Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schmitt , Torsten Voller
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in die Szene reingeht und mitmacht - ganz spontan. Sobald ein
Teilnehmer eine Idee für die Entwicklung der Szene hat, verändert sich seine Haltung. Das geht so weit, dass er schon fast aufsteht und … sich dann doch wieder in seinem Sessel zurücklehnt. Schade. Meistens ärgern sich diejenigen anschließend, weil jemand anders mit genau der gleichen Idee auf die Bühne ging. Was ist passiert? Der Teilnehmer hat die Signale seines Körpers falsch interpretiert, die Angst, einen Fehler zu machen, siegt über die Spontaneität. Wenn wir einen Teilnehmer in einem solchen Moment auffordern, in die Szene zu gehen, sein Bauchgefühl also unterstützen bzw. verstärken, ist er meist ganz erleichtert, seine Idee einbringen zu dürfen, denn ein anderer hat die Entscheidung getroffen und ist damit verantwortlich für einen eventuellen Fehler. Warten Sie nicht auf die Entscheidung von außen. Übernehmen Sie die Verantwortung, sich in das Spiel des Lebens einzubringen. Sonst macht es jemand anderes, und Sie ärgern sich.
    Ja, aber darf ich denn auf meinen Bauch hören? Das kann doch nicht richtig sein, das ist doch nur ein Gefühl und damit nicht wissenschaftlich belegt.
    Dazu passt eine Geschichte, die aus dem Buch von Malcolm Gladwell, »Blink - The Power of Thinking Without Thinking« (Deutscher Titel: »Blink! Die Macht des Moments«) stammt. Der Autor erzählt darin, wie das Getty-Museum in Los Angeles plante, die antike griechische Statue eines Jünglings anzukaufen, den sogenannten Kouros. Um die Echtheit zu prüfen, wurden verschiedene Verfahren angewendet: Gesteinsproben wurden im Labor »mittels Elektronenmikroskop, Elektronenstrahl-Mikroprobe, Massenspektrografie, Röntgendiffraktions- und Röntgenfluoreszenzuntersuchungen« analysiert. Kurz, viele komplizierte Techniken, von denen wir auch keine Ahnung haben, wie sie im Einzelnen funktionieren. Letztendlich präsentierte
das Museum stolz den Neuerwerb, und einige Experten begutachteten die Statue. Sie alle spürten Zweifel an der Echtheit. Malcom Gladwell beschreibt die Reaktionen der Experten wie folgt:

    »Irgendetwas störte ihn, ohne dass er genau hätte sagen können, was …«
    »Aber in dem Moment, in dem Houghton die Statue enthüllte, hatte sie eine Ahnung, ein instinktives Gefühl, dass mit dem Jüngling irgendetwas nicht in Ordnung war.«
    »Er werde nie vergessen, was er beim Anblick (…) gedacht habe, erzählte er. Es war ›frisch‹ - ›frisch‹, erinnerte er sich. Und ›frisch‹ ist normalerweise nicht gerade das erste Wort, das einem beim Anblick einer zweieinhalbtausend Jahre alten Statue einfallen sollte.«

    Aufgrund dieser intuitiven Experten-Reaktionen und den damit zunehmenden Zweifeln an der Echtheit der Statue wurde zur Klärung eine Konferenz einberufen, und bis heute konnte nicht abschließend geklärt werden, ob die Statue ein Original oder eine Fälschung ist.
    Im Katalog des Getty-Museums findet sich bis heute ein Foto des Kouros mit der Bildunterschrift »Zirka 530 vor Christus oder moderne Fälschung.«
    Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass auch die scheinbar wissenschaftlichsten Analysen und Tests nicht unbedingt verlässlicher sind als unser Bauchgefühl. Wir behaupten sogar, dass in neun von zehn Fällen eine Entscheidung aus dem Bauch heraus genauso richtig ist wie eine wohl durchdachte. Wie oft war eine gut geplante Entscheidung am Ende doch die falsche? Das soll Ihnen Mut machen, in unerwarteten
Situationen auf Ihren Bauch zu hören. Erstens: Es geht schnell. Zweitens: Sie haben eine Entscheidung getroffen und drittens und am wichtigsten: Sie haben Verantwortung übernommen und es geht weiter.
    So. Was sagt Ihr Bauch dazu? Meinen Sie, man darf auf Bauchentscheidungen hören? Oder sollte man doch lieber alles rational durchplanen? Sie wollen noch mehr Belege? Sollen Sie haben.
    Professor Dr. Gerd Gigerenzer ist Psychologe und Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. In seinem Buch »Bauchentscheidungen« legt er sehr anschaulich dar, dass wir Bauchentscheidungen auf der Basis von Faustregeln treffen: »Eine Faustregel unterscheidet sich grundlegend von einer Bilanzmethode mit Pro und Kontra; sie versucht, die wichtigste Information herauszugreifen, und lässt den Rest außer Acht.«
    Ein einfaches Beispiel für eine Bauchentscheidung sei, so Professor Gigerenzer, das Fangen eines Balles. Würde man erklären wollen, was genau dabei passiert, müssten wir hoch komplizierte mathematische

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