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Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Titel: Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schmitt , Torsten Voller
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Berechnungen zur Flugbahn des Balls, zu unserem eigenen Bewegungsverlauf etc. anstellen. Letztendlich rechnen wir aber nicht, sondern fangen den Ball einfach. Sobald wir beginnen, darüber nachzudenken, liegt der Ball schon längst am Boden. Amerikanische Baseballspieler habe folgende Faustregel entwickelt: »Wenn ein Ball hoch ankommt, richtet der Spieler den Blick auf den Ball, beginnt zu laufen und passt seine Geschwindigkeit so an, dass der Blickwinkel konstant bleibt.« Als Probe aufs Exempel empfiehlt Gigerenzer, einen Tennispartner, der im Spiel führt, mal danach zu fragen, wie es ihm gelänge, so eine gute Vorhand zu spielen. Sobald Ihr Gegner anfängt, darüber nachzudenken,
wird seine Vorhand nicht mehr so gut sein, und Sie gewinnen das Spiel.
    Unser Gehirn eignet sich unbewusst Fähigkeiten an, auf die wir in vielen Situationen vertrauen, ohne darüber nachzudenken. Indem wir über unser Handeln nachdenken, schränken wir unsere Fähigkeit, intuitiv zu handeln, eher ein. Wer »Tim-und Struppi«-Comics kennt, erinnert sich vielleicht an Kapitän Haddock, der in einer Geschichte gefragt wird, ob er nachts mit dem Bart über oder unter der Bettdecke schlafe. Die Konsequenz: Der Kapitän kann die ganze Nacht nicht mehr schlafen, weil er über diese Frage nachdenkt.
    Befinden wir uns in Situationen, in denen wir uns entscheiden müssen, haben wir den Glaubenssatz »Mehr ist immer besser!« verinnerlicht, so Professor Gigerenzer. Bauchentscheidungen zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie auf überraschend wenig Informationen beruhen, deshalb erscheinen sie uns bzw. unserem Bewusstsein auch wenig vertrauenswürdig, denn sie beruhen auf dem Glaubenssatz »Weniger ist mehr!«. Wir können unseren Bauchentscheidungen besonders gut in Bereichen vertrauen, schlussfolgert Professor Gigerenzer, die uns wohl bekannt sind, in denen unser Gehirn bereits die Möglichkeit hatte, zu üben.
    Richard Branson, englischer Milliardär und Gründer u.a. von Virgin Records, Virgin Airlines, hat für sich die Regel aufgestellt, alles innerhalb von 30 Sekunden zu entscheiden. Er zwingt sich damit regelrecht dazu, auf seinen Bauch zu hören, und fährt bislang sehr gut mit dieser Methode.
    Der Journalist und Pulitzer-Preisträger Joseph T. Hallinan erklärt in seinem Buch »Lechts oder Rinks. Warum wir Fehler machen«, weshalb zusätzliche Informationen die Vorhersagen von Experten nicht verbessern. Er beschreibt einen Versuch
von Paul Slovic, Professor am Oregon Research Institute. In dem Versuch erhielten Experten für Pferdewetten fünf Einzelinformationen zu einem Pferd und dem Jockey, die sie sogar selbst wählen durften. Im Anschluss daran bekamen Sie 10, 20 und am Ende 40 Einzelinformationen. Und Sie können es sich schon denken: Die Experten hatten mit nur fünf Informationen die gleiche Trefferquote wie mit 40. Die Entscheidungen verbesserten sich also nicht aufgrund von mehr Informationen. Denken Sie an die 30-Sekunden-Regel von Richard Branson. Sie können Ihrem Bauch vertrauen.
    Auch im Supermarkt bei der Wahl der richtigen Kassenschlange vertrauen wir nicht unserem Bauch. Stattdessen versuchen wir, auf der Basis der vorhandenen Informationen die »richtige« Schlange zu wählen. Wir überprüfen, wie viele Teile in den einzelnen Einkaufswagen liegen, wie fit der Kassierer zu sein scheint, wie viele Rentner vor uns stehen, die in aller Ruhe das Kleingeld aus dem Portmonee klauben. Letztendlich helfen uns die ganzen Informationen meist nicht weiter und die andere Schlange kommt immer schneller vorwärts.
    Ein Bauingenieur sagte uns mal nach einem Training: »Ich habe so viel mit Zahlen und harten Fakten zu tun, dass ich im Umgang mit meinen Kollegen gar nicht mehr merke, dass mein Bauch mir empfiehlt, mit ihnen auch mal über was anderes als über unsere Zahlen zu sprechen. Allein dass ich in diesem Training darüber geredet habe, führte dazu, dass ich sensibler für meine Bauchgefühle geworden bin. Nun muss ich es aber auch umsetzen und ihnen folgen.«

Sechs Warnhinweise: Was passiert, wenn Sie spontaner werden
    Wollen Sie wirklich spontan werden? Überlegen Sie es sich gut. Es geht um eine unerwartete Situation, die sich vorher nicht angekündigt hat. Sie können nicht planen, sondern müssen aus dem Moment heraus schnell entscheiden und Verantwortung für die Folgen übernehmen. Und das Gemeine: Die Folgen kennen Sie noch nicht. Und nicht genug davon. Es kommt noch schlimmer! Sobald Sie Ihre

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