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Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Titel: Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schmitt , Torsten Voller
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werde.«
Chef:
»Äh, kann ich da mitkommen?«
Angestellter:
»Nein!«
    Dieser Beispiel-Dialog soll deutlich machen, dass unser gesellschaftlicher Status (Chef, Kanzlerin, König) nicht automatisch dem Status entspricht, den wir auf der Bühne des Lebens spielen. Viele Menschen glauben aber fälschlicherweise, dass
sie über ihre gesellschaftliche Stellung (berufliche Position, Titel, finanzieller Background etc.) automatisch über einen Hochstatus verfügen. Sie umgeben sich mit Statussymbolen, um diesen Stand zu festigen. Mein Haus, mein Boot, mein Pferd. Sie glauben, jeder Fehler könnte sie ihren Status kosten.
    Seitdem wir beide verstanden haben, dass Status nicht das ist, was wir sind, sondern was wir tun, fällt es uns leichter, mit unseren Fehlern umzugehen. Wenn wir einen Fehler machen, dann werden wir in einem bestimmten Bereich vielleicht kurzfristig in einen Tiefstatus gelangen, unsere gesellschaftliche Position ist damit aber nicht notwendigerweise gefährdet. Ein Beispiel: Selbst nach seiner außerehelichen Affäre ist Bill Clinton Präsident geblieben und auch heute noch ein anerkannter Berater in Wirtschaft und Politik.
    Die meisten Menschen glauben, ein Fehler könne das, was sie sind, also ihren gesellschaftlichen Status, sofort negativ beeinträchtigen. Wir sind womöglich nicht mehr so angesehen, wenn wir einen Fehler machen. Als Vorgesetzter befürchten Sie, dass Ihre Mitarbeiter Sie nicht mehr ernst nehmen, wenn Sie eingestehen, etwas nicht zu wissen. Nur wenn wir erkennen, dass wir sowieso ständig auf der Bühne des Lebens unseren Status spielerisch wechseln und ihn sogar gezielt an die jeweiligen Situationen anpassen können, ohne unsere gesellschaftliche Position sofort zu ruinieren, können wir uns von der Angst befreien, die ein spontanes Verhalten bremst.
    Testen wir das einmal in einer realen Situation: Mal angenommen, jemand fragt Sie, ob es Ihren Anzug auch für Männer gibt. Sie erinnern sich an das Thema Schlagfertigkeit? Und Ihnen fällt nicht sofort eine Antwort ein, sondern erst die berühmten 15 Minuten später? Nun können Sie sich grämen, ob Sie das Ihre gesellschaftliche Anerkennung kostet. Sollten Sie Moderator
einer Veranstaltung sein, könnten Sie sich auch fragen, ob man Sie weiterhin ernst nehmen wird. Die Alternative: Sie wissen, dass es kein Problem ist, in diesem Fall den Statusfahrstuhl zu nehmen, runter ins Tiefgeschoss zu fahren mit dem Wissen, dass es nur so funktioniert: ein anderer ist grade im Hochstatus, Sie sind im Tiefstatus. Würden Sie beide im Hochstatus bleiben, käme es früher oder später zu einer Schlägerei. Ein Fehler ist passiert. Normal, kommt in den besten Familien vor. Im nächsten Moment, am nächsten Tag, in einer anderen Situation kann das für Sie schon wieder ganz anders aussehen.
    Oder stellen Sie sich folgendes Setting vor: Sie sind mit Ihren Freunden unterwegs und wollen gemeinsam essen gehen. Aus einem Bauchgefühl heraus schlagen Sie vor, diesmal nicht zum angesagten Italiener in einem Szeneviertel zu gehen, sondern zum Griechen in einem nicht so hippen Stadtteil. Was kann passieren?
    Sie gehen zum Griechen, das Essen ist schlecht, und wenn es darum geht, das nächste Mal ein Restaurant auszusuchen, haben Sie Ihren Status bei Ihren Freunden verloren. Dennoch werden Sie nach wie vor von ihnen geschätzt. Oder aber Sie haben das beste griechische Restaurant der ganzen Stadt ausgewählt, haben Ihren Status erhöht und gelten von nun an bei ihren Freunden als der neue Szeneguru.
Die »Show des Scheiterns«
    Einen hervorragenden Umgang mit Fehlern haben wir bei der »Show des Scheiterns« entdeckt, die vor einigen Jahren erst in Berlin, dann auch in vielen anderen Städten Deutschlands zu sehen war. Die Veranstalter luden jeweils drei »Referenten«
ein, die zunächst zehn Minuten lang von einem Erlebnis erzählten, in dem sie scheiterten, um anschließend in einem 20-minütigen Podiumsgespräch mit den Zuschauern ihr Scheitern zu diskutieren. Am Ende jedes einzelnen Referats gab es eine feierliche Vernichtung, bei der ein symbolischer Gegenstand zerstört wurde. Wenn Sie jetzt denken, dass das ein frustrierender Abend gewesen sein musste, dann haben Sie sich getäuscht. Pustekuchen. Es gab wunderschöne, emotionale, ergreifende und witzige Geschichten. Verliebte, die vom Scheitern einer großen Liebe oder Beziehung erzählten, Manager, die ihre schlimmsten Projekte rekapitulierten und bekannten, was sie alles falsch gemacht hatten.

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