Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
Thematisieren Sie Ihre Fehler, damit sie das werden, was sie sind: Selbstverständlich. Haben Sie Respekt vor Fehlern, aber keine Angst. Feiern Sie Ihre Fehler, und Sie werden mit mehr Spontaneität belohnt.
Während der Deutschen Meisterschaft der deutschen Improtheater-Ensembles gab es einen legendäres Match zwischen der Improgruppe »Fast Food« aus München und Gruppe »Drama Light« aus Mannheim. Bei so einem Match spielen beide Ensembles zusammen auf der Bühne, und das Publikum darf darüber abstimmen, welches ihnen besser gefallen hat. Einer der Schauspieler von »Fast Food« wollte in einer römisch angehauchten Szene sagen: »Nimm diesen spitzen Dolch.« Er verhaspelte sich jedoch und sagte stattdessen: »Nimm diesen Stolch.« Sein Gegenspieler übernahm den Fehler umgehend, ohne ihn zu verbessern, und entgegnete: »Mit diesem Stolch willst du mich ermorden?« Es entstand eine wunderbare Szene, die von einem Fehler, dem Stolch, getragen wurde.
Wenn uns jemand fragt, warum die Zuschauer über uns lachen, dann antworten wir immer: »Wir stehen zu unseren Fehlern und wir haben keine Angst vor ihnen.« Wir verlassen die sichere Plattform, gehen ins Risiko und zelebrieren unsere Fehler, so dass die Zuschauer darüber lachen. Wir würden nicht über uns sagen, wir seien witzig. Keiner von uns hat ein Stand-up-Programm parat oder kann mit auswendig gelernten Witzen punkten. Wir haben lediglich erkannt, dass Fehler Spaß machen und dadurch etwas Neues entsteht und haben das für die Bühne perfektioniert. Das funktioniert aber genauso im Alltags- und Berufsleben.
Also los: Geben Sie Ihren Fehlern und Macken einen Namen. Fangen Sie an, mit ihnen zu trainieren. Wo können Sie Fehler zulassen? Wir schlagen vor, sich ein Umfeld zu suchen, das Fehler zulässt. Wenn Ihnen kein Bereich einfällt, dann legen Sie sich ein Hobby zu, von dem Sie überhaupt keine Ahnung haben. Also auch nicht ein bisschen Ahnung. Für uns würde da Curling, Töpfern, Seidenmalerei, Kamasutra oder Tontaubenschießen in Betracht kommen. Eine andere Möglichkeit ist, sich in der örtlichen Volkshochschule zu einem Wochenendkurs für ein Thema anzumelden, von dem Sie wiederum keine Ahnung haben. Und dann stürzen Sie sich in dieses Fehler-Abenteuer. Es gibt vieles, was Sie dabei lernen können. Am ersten Tag kennt Sie keiner, am zweiten Tag kennen Sie alle. Sie sind der Mensch, der sich traut, Fehler zu machen. Hallo Fehler, hier bin ich!
Übung 15:
VHS-Roulette
Sie brauchen dazu:
• sich selbst
• ein aktuelles Programm Ihrer örtlichen Volkshochschule (VHS)
Und so geht’s:
Melden Sie sich nach dem Keine-Ahnung-wie-der-Kurs-ausgesprochen-wird-Prinzip zu einem Wochenendkurs in Ihrer örtlichen Volkshochschule an. Oder nehmen Sie einfach den Kurs, der Sie am wenigsten interessiert oder sich am langweiligsten anhört. Sie können auch eine beliebige Seite aufblättern und per Fingersuchsystem einen Kurs orakeln. Besuchen Sie den Kurs und verabschieden Sie sich von der Erwartung an sich selbst, alles richtig zu machen. In diesem Kurs ist jeder Fehler erlaubt.
Was soll das?
Da Sie nichts erwarten, können Sie in einem sicheren Rahmen Fehler machen. Das Beste daran ist: Sie wissen nicht, was auf Sie zukommt. Sie haben keinen Plan von diesem Kurs und verlassen sich nur auf Ihre Intuition.
Auch andere Menschen machen Fehler. Wir haben ein paar herausragende Pannen-Anekdoten für Sie zusammengestellt. Allen ist eines gemeinsam: Die Menschen, von denen hier die Rede ist, haben zwar Fehler gemacht, sahen darin aber letztlich eine Chance, erfolgreich zu sein.
Wir schreiben das Jahr 2004. Unzählige Laptops und Notebooks gehen kaputt, weil Benutzer über Stromkabel stolpern und das schöne Gerät auf den Boden fällt. Kleine Kinder ziehen
an spannenden Kabeln, weil Papa oder Mama den Laptop auf dem Küchentisch zum Aufladen abgestellt hat. So oder ähnlich wird es auch Mitarbeitern von Apple gegangen sein, als sie auf die Idee kamen, die Stromverbindung bei den MacBooks auf magnetische Stecker umzustellen. Sobald man am Kabel zieht, löst sich der Stecker einfach ab. Wie viele Computer wurden dadurch gerettet? Und wie viele Kinder, weil ihnen der Laptop nicht auf den Kopf fiel? Jemand rechnet mit dem Fehler des Benutzers, und eine neue Erfindung entsteht daraus. Perfekt.
Im September 1928 entdeckte der schottische Bakteriologe Sir Alexander Fleming das Penizillin. Doch eigentlich war ein Fehler für diese Entdeckung verantwortlich.
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