Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
sitzen im Auto, möchten Freunde besuchen und können sich nicht entscheiden, welche Route Sie nehmen. An der nächsten Kreuzung müssen Sie sich entscheiden. Die Kreuzung kommt auf Sie zu. Sie werden immer langsamer, hinter Ihnen staut sich eine Autoschlange, Sie fahren fast Schrittgeschwindigkeit, um Zeit für Ihre Entscheidung zu schinden. Die ersten Autos hupen. Der Druck wird größer, aber Sie können sich einfach nicht entscheiden. Wenn wir aus Angst vor der falschen Entscheidung die Entscheidung hinausschieben, wird der Druck - wie die Autoschlange hinter Ihnen - immer größer. Wir verschwenden dann viel Energie damit, den Druck auszuhalten, statt die Entscheidung zu fällen. Je eher Sie sich entscheiden und auf Ihren Bauch hören, desto mehr Energie und Stress ersparen Sie sich. Spontane Entscheidungen lösen die Lähmung und bringen Sie weiter.
Fazit: Sie müssen sich entscheiden und wenn Sie das getan haben, dann hören Sie auf zu grübeln, ob das jetzt ein Fehler
war oder die Alternative doch die bessere Entscheidung gewesen wäre. Es macht Sie nur unglücklich, belastet Sie, frisst Ihre Ressourcen. Sie haben es getan, Sie haben »Ja« gesagt. Sie können es im Augenblick nicht rückgängig machen. Trainieren Sie Ihre spontanen Entscheidungen in nicht so wichtigen Situationen. Kaufe ich dieses Kleid oder das andere, stelle ich mich im Supermarkt in der Schlange an Kasse 1, 6 oder 7 an, wohin gehe ich essen, welchen Film schaue ich mir im Kino an? Diese Alltagssituationen bereiten Sie auf größere Entscheidungen vor. Irgendwann müssen Sie reagieren, und meistens wissen Sie genau, wann der Moment für die Entscheidung gekommen ist. Zögern Sie ihn nicht hinaus. Stehen Sie zu dem potenziellen Fehler und übernehmen Sie Verantwortung. Entscheiden Sie sich.
Viele Fehler existieren oft nur in unserem Kopf, ohne dass irgendwer etwas davon bemerkt. Unser eigenes Kopfkino steht uns im Weg. Dort werden aus kleinen Fehlern Riesenprobleme, wie es eben so ist im Kino. Paul Watzlawick beschreibt in seinem Buch »Anleitung zum Unglücklichsein«, wie ein solcher Film in unserem Kopf abläuft:
»Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommen ihm Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl
vergiften das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er ›Guten Tag‹ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: ›Behalten Sie Ihren Hammer.‹«
Ich hatte neulich auch so eine Kopfkino-Situation. In einem Hamburger Thai-Imbiss sprach mich eine Frau an. Ich konnte mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, woher ich sie kannte. Ich wusste nur, dass ich sie kenne. Sie fragte fröhlich, wie es mir ginge, ich aber stand total verkrampft vor ihr und stammelte vor mich hin. Wir unterhielten uns über belanglose Dinge. Ich wollte nicht zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, wer sie war. Und gleichzeitig ging, während ich so redete, in meinem Kopf ein schlechter Film los: Was denkt die jetzt von mir? Ist das eine Bekannte meiner Frau oder war sie mal in einim Workshop? Nein, das war es auch nicht. Die hält mich jetzt bestimmt für den totalen Vollhonk. Gleich fällt es mir ein. Mann, bin ich verkrampftK Ich muss mich zusammenreißen. Die ist bestimmt von einer Agentur und bucht mich nie wieder. Hatte ich mal was mit ihr?
Ich werde wahrscheinlich nie erfahren, wer sie war. Und hätte sie mich für einen Job buchen wollen, dann habe ich das gründlich vermasselt. Nur weil ich Angst hatte, meinen Fehler zuzugeben, und mit jedem Wort, das ich zu ihr sagte, noch mehr Fehler zu machen. So viel zu meiner eigenen Spontaneität. Sollte mir das noch mal passieren, frage ich sofort nach dem Namen und erspare mir da Kopfkino.
»In Fehler führt uns die Flucht vor Fehlern.«
Horaz, römischer Dichter
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