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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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vor dem DCI ein bisschen angeben.
    »Egal, ihr Handy haben wir nicht gefunden. Vermutlich war jemand der Meinung, es wäre besser, es zu entsorgen. Aber es ist erstaunlich, was ich gefunden habe. In einem Stapel Zeitschriften, zum Beispiel nicht nur das hier«, er zeigt mit dem Kinn auf ›Mein perfektes Wochenende‹, »sondern auch das.« Aus der Dokumentenmappe holt er einen Stapel Papier und fächert ihn auf dem Tisch aus. Seiten aus Easy Living , Metro , die G2 -Beilage des Guardian , Vogue : sämtliche Interviews, die ich im letzten Jahr gegeben habe.
    Für einen Augenblick verschlägt es mir den Atem. Ein scharfer Schmerz im Zwerchfell, wie akute Magenverstimmung, dann schnürt es mir vor Schreck die Kehle zu. Ich muss mich regelrecht zwingen zu atmen. Ein. Aus. Ich versuche mich ganz auf die Luft zu konzentrieren, die Lunge damit zu füllen, die den Sauerstoff in den Blutkreislauf bringt, Gasaustausch in den Lungenbläschen, Zwischenrippenmuskeln, Grundkurs Biologie, der Lebenszyklus des Frosches. Nicht bloß ein kurzer Zeitungsausschnitt. Eine Akte. Ein ganzer Aktendeckel voll Zeitungsartikel.
    »Warum, glauben Sie, waren diese Artikel dort?«
    Ich schlucke schwer. »Ich habe keine Ahnung.« Wieso glaubt er, ich wüsste das? Er sollte es mir erklären. Verdammt, das ist schräg. »Ich habe nicht den geringsten Schimmer. Ich meine …«
    »Haben Sie sie ihr gegeben?«
    »Nein. Warum sollte ich? Ich bin ihr nie begegnet.«
    Fraser schnappt kurz nach Luft, wie ein Schniefen, aber nicht ganz, nur ein Freimachen der Nasenlöcher.
    »Bitte, könnten Sie nachdenken, bevor Sie die nächste Frage beantworten.« Perivale zieht langsam mit den Fingern die Wangen runter. Es bedeutet, dass ihm etwas Ernstes auf der Seele liegt. »Lassen Sie sich Zeit. Ich möchte, dass Sie gut überlegen.«
    Aus dem Aktendeckel, seiner Büchse der Pandora, holt er zwei Fotos. Auf dem einen ist ein grünes Oberteil mit Wasserfallausschnitt, auf dem anderen eine kurze, silberfarbene Strickjacke mit Dreiviertelärmeln. Es sieht aus, als wären sie auf dem Tisch einer Kantine fotografiert worden. Beide Kleidungsstücke kommen mir bekannt vor.
    »Diese Sachen wurden in der Wohnung der toten jungen Frau gefunden. Erkennen Sie sie wieder? Antworten Sie nicht überstürzt.«
    Ich sage nichts.
    Fraser rutscht auf seinem Stuhl herum, und ein Stuhlbein quietscht über den Linoleumboden. Es scheint Perivale auf Trab zu bringen, denn er wartet nicht mehr, bis ich in Ruhe überlegt habe, sondern legt als Nächstes zwei weitere Dinge auf den Tisch und arrangiert sie nebeneinander.
    »Erkennen Sie sie jetzt?«, fragt er.
    Es sind Standfotos aus Mornin’ All von der Webseite. Auf einem unterhalte ich mich gestikulierend und lachend mit dem Sänger Tom Jones. Ich trage ein grünes Oberteil mit Wasserfallkragen. Auf dem anderen höre ich zu, wie Stan die Mutter eines hartnäckigen Schulverweigerers befragt, und ich trage die silberne Strickjacke.
    Ich kann nicht klar denken. Ich mache den Mund auf und zu in dem Versuch, das Brausen in meinen Ohren zu verscheuchen. Ich löse meinen Pullover am Hals, und ein Hauch meines Körpergeruchs steigt auf. Es ist alles zu viel. »Ich weiß nicht. Ich bin perplex. Ich verstehe das nicht.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    Kann das ein Zufall sein? Oder hat sie die Sachen an mir gesehen und mich kopiert? Sie hatte eine ähnliche Figur wie ich, und beide Tops stehen Frauen mit schmalen Schultern und großen Brüsten gut. Vielleicht waren die Sachen auch in einem Sack, den ich zu einem Wohltätigkeitsladen gebracht habe. Oder hat Marta etwas damit zu tun? Kann es sein, dass sie ein paar von meinen Sachen verliehen hat? Oder sogar verkauft? Und dann fällt mir etwas ein – was sowohl die Kleider als auch die Zeitungsartikel erklären könnte –, obwohl die Vorstellung schrecklich ist. Sie gefällt mir ganz und gar nicht. »Mein Stalker«, sage ich.
    Die beiden Polizisten sehen einander an. Sie kommunizieren stumm.
    »Meinen Sie, sie könnte mein Stalker gewesen sein?« Mir ist schlecht.
    »Warum haben Sie gelogen und gesagt, Sie hätten die Leiche nicht angefasst?« Es ist das erste Mal, dass DCI Fraser eine Frage stellt.
    »Ich habe nicht gelogen. Ich hatte es vergessen. Ist sie mein Stalker? Und ich habe sie gefunden?« Ich kriege eins und eins nicht zusammen.
    »Warum haben Sie gesagt, Sie hätten das Opfer nicht gekannt, wo Sie es offensichtlich doch gekannt haben?«
    Was redet er da? »Ich habe sie nicht

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